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Goethe, Männer, Knaben - Ansichten zur "Homosexualität"

Goethe, Männer, Knaben - Ansichten zur "Homosexualität"

Titel: Goethe, Männer, Knaben - Ansichten zur "Homosexualität"
Autoren: Insel Verlag
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Sammlungen.
Visconti: Museo Pio Clementino (1782)

41 Apollo Musagetes, aus: Apotheose Homers.
Gipsabguss nach Original des Archelaos von Priene (225-205 v. Chr.)
im British Museum, London. Goethes Wohnhaus, Weimar

8 Goethe und die griechische Liebe
1  
Goethe las weiterhin Werke, in denen Homoerotik eine Rolle spielt, so etwa Hamanns Neue Apologie des Buchstaben h , die er im November 1775 erwarb (nicht 1777, wie Ruppert meint: Nr. 932; vgl. GSA Goethes Rechnungen, 34/II, 2, 1, Bl. 31 r ; zu diesem Werk vgl. Derks, S. 64 f.). Zur gleichen Zeit kaufte er die Beylage zun [sic] Denkwürdigkeiten des seligen Sokrates. Am 29. Dez. 1780 stellte die Buchbinderin Grosse Goethe »Xenophons Sokratische Denckwürdigkeiten« in Rechnung, die sie gebunden hatte (GSA Goethes Rechnungen, 34/III, 1, 2, Bl. 72 r ). Der Weimarer Buchhändler Carl Ludolf Hoffmann verlegte 1777 Xenophons vier Bücher Sokratischer Denkwürdigkeiten […] aus dem Griechischen übersetzt und mit historischen und kritischen Anmerkungen erläutert von Johann Michael Heinze. Da der Ankauf nicht belegt ist, bekam Goethe das Buch ev. vom Autor selbst, einem Lehrer in Weimar. Bei Ruppert ist es nicht verzeichnet, da es nicht mehr in Goethes Bibliothek steht.
2  
Müller weilte vom 10.-14. März 1782 in Weimar; er wohnte bei den Herders (Steiner 2, S. 364).
3  
So Derks (S. 321). Zur Chronologie vgl. S. 142 mit Anm. 25.
4  
Im Juni 1825 entwarf Goethe die neue Fassung der Wanderjahre (Tagebuch, 26.-30. Juni 1825, WA III, 10, S. 72 f.). Am 22. Jan. 1826 schrieb er in sein Tagebuch: »Schema zum zweyten Theil der Wanderjahre bearbeitet« (WA III, 10, S. 152) – allerdings enthält sie die Adolph-Episode nicht (WA I, 25.2, S. 212 f.). Da Goethe am 2./3. März 1827 ein weiteres Schema erwähnt (WA III, 11, S. 27 f.) und kein anderes diese Episode enthält (WA I, 25.2, S. 209-212, 214, 253 ff.), darf man sicher annehmen, dass er dieses Kapitel nach März 1827 schrieb. Am 20. Mai 1827 war er mit dem Entwurf für den zweiten Teil fertig (WA III, 7, S. 59; an Zelter, 24. Mai 1827, MA 20.1, S. 1000); allerdings arbeitete er an dem Roman bis 1828, weshalb er die Episode möglicherweise erst dann fertigstellte.
5  
In Platons Symposium erklärt Phaedrus dieses Phänomen folgendermaßen: »ein liebender Mann würde lieber erröthen von allen andern als vom geliebten Knaben gesehen zu werden, es sey daß er aus seiner Reihe träte, oder daß er die Waffen von sich würfe« ( Symposium, 179a, übers. von Stolberg, Bd. 1, S. 189). Zu größtem Ruhm in diesem Zusammenhang gelangte die Heilige Schar von Theben (angeblich 379-378 v. Chr.), die Plutarch in einem Goethe zweifellos bekannten Text ( Pelopidas 18.3) beschreibt. Die Legende rechtfertigt die griechische Liebe auf dramatische Weise; vgl. die von Hubbard, S. 58 zitierte Literatur. Goethe kannte ohne jeden Zweifel auch ein ähnliches Phänomen in Kreta, das Meiners (S. 79) erwähnt.
6  
Laut Meiners ist die Heilige Schar »zu bekannt, als daß ich ihre Geschichte hier wiederholen sollte«; er fasst die Anekdote aus Pelopidas über Philipp von Mazedonien zusammen, der die gefallenen Liebhaber bewunderte und ihre Liebe verteidigte (S. 80; siehe vorige Anm.). In der Nachfolge Meiners’ glaubt Michael Wagner, »Das Gefühl für Freyheit, das die Griechen […] beseelte, […] gab dieser Neigung für Männerfreundschaften einen ganz eigenthümlichen Charakter« (S. 144). Er erwähnt die Heilige Schar und urteilt über die griechische Liebe und die Freiheit: »Gesinnungen dieser Art konnten […] nur in freyen gegen jede Unterdrückung sich empörenden Seelen entstehen. Sie mussten aber auch ihrer Natur nach auf diesen edlen, alles belebenden Freyheitssinn zurückwirken, ihn anfachen und nähren« (S. 151). Herder erwähnt im Abschnitt über die griechische Liebe in seinen Ideen (1787) ebenfalls »jene heilige Schar der Liebenden« ( Werke 6, S. 540). Goethe erinnert Carl August an diese Stelle in seinem Brief aus Rom über die »Liebe der Männer untereinander«.
7  
MA 6.2, S. 354.
8  
Hubbard, S. 55 (übers. von A. S.). Thukydides erzählt diese berühmte Geschichte; in der Spätantike meint Athenaeus, die Knabenliebe sei beliebt geworden, weil mehrere Tyrannen von in gegenseitiger Zuneigung verbundenen jungen Männern gestürzt worden seien (Athenaeus 13.602; vgl. Thukydides 6.54.1-4, 6.56.1-59.2, vgl. Hubbard, S. 60 f., 77). Goethe dürfte auch Athenaeus’ »Lied der Freiheit.
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