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Glut unter der Haut

Glut unter der Haut

Titel: Glut unter der Haut
Autoren: Sandra Brown
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Junge mit dem dunklen Haar wirkte geknickt, als er mit schüchternem Lächeln antwortete: »Ja. Ma’am.«
    Jeden Sommer gab es ein Kind, dass ihr mehr als die anderen ans Herz wuchs. In diesem Sommer war es Jaimie. Er war kleiner als die anderen, verschüchtert und verschlossen. Er war nicht sehr sportlich, und wenn Mannschaften gewählt wurden, gehörte er fast immer zu den Letzten. Er war still, ernst und in sich gekehrt. A ber er konnte sehr gut lesen und war künstlerisch talentiert. Mit seinen tiefen, dunklen A ugen hatte er Kathleens Herz schon am ersten T ag erobert, und obwohl sie sich bemühte, keines der Kinder zu bevorzugen, war sie Jaimie gegenüber eindeutig nachsichtiger.
    Sie stand auf und ging ans Ufer. Dort setzte sie sich in den feuchten Sand, zog T ennisschuhe und Socken aus und tauchte die Füße ins kühle Nass. Sie schöpfte etwas W asser mit der hohlen Hand und träufelte es auf ihre müden Beinmuskeln. Bis das Bild von Erik Gudjonsen unwillkommen vor ihrem inneren A uge auftauchte.
    Kathleen war fünfundzwanzig und hatte sich schon öfter mit Männern getroffen; bei einigen hatte sie sogar geglaubt, es sei Liebe, aber das Letzte, was sie wollte, war eine Beziehung zu einem Mann. Denn war sie nicht genau davor geflüchtet?
    Kreischendes Gelächter riss sie aus ihrem T agtraum; sie schaute hastig auf die A rmbanduhr. Zehn vor fünf!
    Sie blies in die kleine silberne T rillerpfeife, die an einem blauen Band um ihren Hals hing. Protestierend stiegen die Kinder über das steinige Ufer auf den Sand und zogen ihre Schuhe an. In ihren Schwimmsachen würden sie zu den Hütten zurückgehen. Die Sonne würde sie unterwegs trocknen. W ährend die Kinder ihre Sachen aufsammelten, schlüpfte auch Kathleen in ihre Schuhe und ließ die Gruppe in einer halbwegs geraden Reihe antreten.
    Während sie ein Lied mit unendlich vielen Strophen sangen, gingen sie den steilen Hügel hinauf. Kathleen bewunderte wieder einmal die Schönheit dieser Gegend. Der rote Schotterweg, der zum Camp »Bergblick« führte, war staubig
und heiß, aber kein A sphalt würde ihn jemals verdecken. Die Gründer des Camps hatten die Umgebung weitgehend so belassen, wie sie sie vorgefunden hatten. Für die Kinder, die aus den W aisenhäusern der großen Städte kamen, war es die einzige Möglichkeit, eine natürliche Landschaft zu erforschen, die nicht mit Beton verbaut war.
    Im Ozark-Gebirge war jede Jahreszeit aufregend, doch da es in diesem Frühling ungewöhnlich viel geregnet hatte, waren die Hänge diesmal besonders grün und üppig mit Bergahorn, Eichen, Ulmen und Pinien bewachsen. W ein rankte sich an den Stämmen empor, und der Boden war von dichtem Unterholz überwuchert.
    Der Königsfluss führte wildes, hohes W asser. In den Senken war das W asser so klar, dass man die Kiesel auf dem Grund zählen konnte.
    Kathleen liebte diese Gegend. Sie liebte die Berge, die Bäume und die Menschen, die in dieser ländlichen Umgebung lebten, die einfachen Farmer und Bauern.
    Wie anders war doch ihr Leben hier im V ergleich zu dem in A tlanta, wo sie ständigem Stress und Druck ausgesetzt war. A ls Einkäuferin für eine der führenden Modeketten musste sie laufend weitreichende Entscheidungen fällen. Sie kaufte für mehrere Filialen ein, darunter für die A bteilungen »Junge Mode«, Sportbekleidung für Frauen, Oberbekleidung, Mäntel, Cocktail- und A bendgarderobe.
    Aber trotz der Kopfschmerzen, die ihr Job mit sich brachte, liebte sie ihn. Deshalb waren ihre Kollegen und Bekannten auch sehr erstaunt gewesen, als sie ihre Stellung zu Beginn des Sommers aufgekündigt hatte.
    »Kathy, A llison schubst mich immer. Sag ihr, sie soll aufhören. Das macht sie doch mit A bsicht«, jammerte die sommersprossige Gracie.
    Kathleen kehrte sofort in die Gegenwart zurück und sagte ganz automatisch: »Allison, hör auf damit, du willst doch auch nicht geschubst werden, oder?«
    »Sie hat aber angefangen«, behauptete A llison.
    »Warum gehst du dann nicht mit gutem Beispiel voran und gibst als Erste nach, hmm?«
    »Na gut.«
    Die Sonne brannte auf Kathys Rücken, als endlich das grobe Zedernholztor des Camps zu sehen war. Sie wischte sich mit ihrem T -Shirt den Schweiß zwischen ihren Brüsten ab.
    Die Kinder waren überdreht und konnten die eine Stunde Ruhezeit vor dem Essen gut gebrauchen. Jungs und Mädchen getrennt, trotteten sie mürrisch zu ihren Unterkünften.
    »Ich will, dass alle geduscht haben, bevor es zum Essen läutet. Les, lass T odd in
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