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Gluehend

Gluehend

Titel: Gluehend
Autoren: Emma Green
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einfach nur, dass das alles aufhört, dass die Schuldigen enttarnt werden und dass ich diesen Mann in Frieden lieben kann. Dann schwimme ich einige Bahnen, um mich zu beschäftigen und die negative Energie loszuwerden. Nach einer halben Stunde steige ich atemlos und gerädert aus dem Wasser. Das Warten erscheint mir unendlich lang, ich gehe mit meinem Telefon in der Hand im Garten auf und ab und warte auf Neuigkeiten von meinem Rächer.

    Dann schweift mein Blick ab und ich bemerke die zarte Silhouette von Camille, die auf dem Steg steht, der über den Rasen ragt. Sie hebt die Hand zum Gruß und ich beschließe, zu ihr zu gehen. Zuletzt haben wir am Abend der Hochzeit miteinander gesprochen, als sie mir sagte, dass sie von Silas schwanger ist.
    Ganz ruhig, Amandine, ganz ruhig …
    Mir fällt sofort auf, dass sie Tränen in den Augen hat. Meine Wut verfliegt mit einem Mal. Ich will sie festhalten, ihr über das Haar streichen und die liebevolle und tolerante kleine Schwester spielen. In meinen Armen beginnt sie laut zu schluchzen, sie ist überrascht und erleichtert, weil ich auf sie zugekommen bin.
    „Weine nicht, Camille, es wird schon wieder.“
    „Mamas Krankheit, meine Scheidung, mein Sohn, der seinen Papa verliert, mit all dem hätte ich noch umgehen können. Aber von Silas schwanger zu werden und dich zu verlieren, das ist zu viel für mich, ich kann nicht mehr …“, gesteht sie mir unter unkontrollierbaren Schluchzern.
    „Mama geht es wieder gut, deine Scheidung wird dich befreien und dein Sohn ist glücklich. Du hast mich nicht verloren, du wirst mich niemals verlieren, aber du musst mich auch verstehen …“
    „Ich weiß! Ich bin von zu Hause abgehauen, schlafe mit dem Erstbesten, den ich treffe und der zufällig der Zwillingsbruder deines Traummannes ist, und habe alles kaputtgemacht. Ich hab's vermasselt, ich bin zu nichts gut, ich mache nur Chaos und bringe allen um mich herum Unglück!“
    „Sag so etwas nicht! Du bist eine tolle Mami, eine liebevolle Tochter, eine Schwester, die … immer für eine Überraschung gut ist und immer für mich da ist. Du hast gerade eine schwere Zeit, aber du bist stark und wirst das schaffen. Du bist nicht alleine, Camille, ich bin für dich da, und ich bin sicher, wenn Silas es wüsste, würde er auch Verantwortung übernehmen … Ich glaube, er hat dich sehr gern, er meint es ernst mit dir.“
    „Sag es ihm nicht, Amandine. Solange ich keine Entscheidung getroffen habe, will ich nicht, dass er es weiß. Ich fliege morgen zurück nach Paris, ich brauche Abstand von ihm, um nachzudenken, Abstand von allem hier …“
    „Wird dieses Geheimnis nicht eine schwere Last sein? Bist du sicher? Zu zweit könntet ihr …“
    „Nein! Respektiere meine Entscheidung, Amandine. Du kannst mich verurteilen, wenn du willst, aber erzähl es niemandem. Auch nicht Gabriel!“
    „Du wirst mir fehlen …“
    „Du kommst ja in einer Woche nach Hause, das sollte nicht allzu schlimm werden.“
    Ihr Lächeln bricht mir das Herz. Meine Schwester wird vom Pech verfolgt, aber manchmal bewundere ich sie. Ihr Leben ist alles andere als beschaulich, sie hat einige schwere Zeiten, Enttäuschungen und Niederlagen erlebt, doch sie hat sich immer wieder aufgerappelt. Ich weiß nicht, ob ich so viel Verbissenheit an den Tag legen könnte, doch unsere Mutter meint, dass wir Kämpfernaturen sind. „Die Baumann-Frauen sind weit stärker, als sie aussehen, vergesst das nie, meine Süßen!“
    Nachdem ich meine Schwester zu ihrem Zimmer begleitet und dem kleinen Oscar einen dicken Kuss gegeben habe, wünsche ich den beiden eine gute Heimreise am nächsten Tag und gehe zu meiner fürstlichen Suite. Ich habe seit fast drei Stunden keine Neuigkeiten von Gabriel erhalten, am liebsten würde ich das FBI anrufen … Und was noch schlimmer ist: Ich habe eine böse Vorahnung. Mein gepeinigter Geist macht sich selbstständig und ich male mir die schlimmsten Szenarien aus.
    Ein Messer …
    Ein Schuss …
    Eine Wahnsinnstat …
    Ich sehe wieder sein geschocktes, von Unverständnis, Schmerz und Wut gezeichnetes Gesicht vor mir. Als er die vermeintlich von Eleanor stammende SMS bekam, war er außer sich. Was, wenn er zu etwas fähig wäre, das er nicht wiedergutmachen kann? Wenn der Kriminelle ihn herausfordert und bis zum Äußersten drängt? Mein Schuldgefühl macht mich wahnsinnig. Wenn er in eine solche Situation kommt, ist es nur meine Schuld. Zum ersten Mal in acht Monaten wird mir bewusst, dass ich der
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