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Glaube, Liebe, Mafia: Ein Fall für Josif Bondar

Glaube, Liebe, Mafia: Ein Fall für Josif Bondar

Titel: Glaube, Liebe, Mafia: Ein Fall für Josif Bondar
Autoren: Mark Zak
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römisch-kalifornischer Staatsdiener kam auf die Bühne, um Jesus von Nazareth, der in Kalifornien Joshi Finkelstein hieß, dem Oberstaatsanwalt Juan Pilatos vorzuführen. Josif atmete tief durch, die Geschichte näherte sich ihrem vorherbestimmten Ende, und sein knurrender Magen ahnte eine baldige Erlösung.
    Der tosende Premierenapplaus ebbte erst nach dem achten Vorhang langsam ab.
    »Auf einen Wein ins Toscanini?«, fragte Judith.
    »Aber unbedingt.«
    »Ich möchte mich nur vorher bei Sandini für seinen Mut bedanken.«
    »Verstehe, für was anderes kannst du dich ja auch nicht bedanken.«
    »Hat es dir gar nicht gefallen?«
    »Doch, die Musik.«
    »Welche Musik?!«
    »Die beim Abendmahl.«
    Hinter der Bühne wurde bereits ausgelassen gefeiert. Die Sektkorken knallten. Josif blieb an der Tür stehen und beobachtete, wie Sandini die Gläser verteilte, jeden Schauspieler umarmte und sich bei allen bedankte.
    »Super! Super, Jungs! Ganz tolle Vorstellung! Lasst alles liegen, wir räumen morgen auf. Jetzt gehen wir erst mal rüber ins Toscanini. Der Tisch ist reserviert. Sauft und fresst, so viel ihr wollt! Der Förderverein übernimmt die Rechnung.« Die Schauspieler klatschten und johlten lautstark.
    Judith ging zu Sandini, um ihm zu gratulieren.
    Anna Hiller, die Regieassistentin, stieß mit den Schauspielern an:
    »Kompliment, Männer! Eine klasse Vorstellung! Christian, kann ich dich kurz sprechen? Gehen wir ins Büro?«
    Christian Pechstein, Jesus-Darsteller und Sohn des Theatermäzens Hans Pechstein, ein zierlicher Mann mit weichen Gesichtszügen, nickte und folgte Anna. Als er sich an dem Judas-Darsteller, einem untersetzten, kräftigen Kerl, der mit dem Rücken zu ihm stand, vorbeidrängen wollte, drehte der sich abrupt um und traf Christian wie zufällig mit dem Knie im Unterleib. Jesus krümmte sich vor Schmerzen. Judas klopfte ihm auf die Schulter:
    »Sorry, Bruder. Wollte dich nicht entmannen auf dem Weg zum Glück.«
    Anna Hiller drehte sich um und verpasste ihm eine knallende Ohrfeige. Die anderen Jünger gingen schnell dazwischen:
    »Hey, was soll der Quatsch?«
    »Kommt, lasst uns feiern gehen!«
    »Wie nervös alle sind, wie nervös und so viel Liebe! Tschechow, ›Die Möwe‹.«
    »Männer, lasst uns als nächstes Tschechow spielen.«
    »Ja, ›Zwölf Schwestern‹! Ist das nicht von Tschechow?«
    Die ausgelassene Stimmung war offenbar nicht gestört, solche Zwischenfälle schienen hier zur Tagesordnung zu gehören. Christian und Anna verschwanden im Büro.
    Judith verabschiedete sich von Sandini und trat mit Josif auf die Straße.
    Nach dem stickigen Theater kam Josif die Kölner Abendluft wie eine frische Meeresbrise vor. Er atmete tief durch. Es nieselte. Judith hakte sich bei ihm ein. Er hätte jetzt gern eine geraucht, aber er hatte vor zwei Jahren aufgehört. Bei drei Päckchen am Tag tat es nicht nur der Lunge, sondern auch dem Portemonnaie sehr gut. Damit war der monatliche Lohn für seine Sekretärin gesichert.
    Die Aufregung vor dem Theater hatte sich inzwischen gelegt. Alle Zuschauer und Demonstranten waren verschwunden. Nur der bärtige Mann mit Filzhut stand auf dem Hocker und hielt schon wieder – oder immer noch – eine Rede. Zwei Polizisten standen vor dem Tor, rauchten und hörten ihm mit gleichgültigen Mienen zu.
    »Hier blüht die Sünde, gedeiht des Teufels Werk. Verdammt sei in alle Ewigkeit, wer dieses Haus zu betreten wagt! Mein Zorn wird euch vernichten …«
    8
    Das Toscanini lag fünf Minuten Fußweg vom Theater entfernt, befand sich in einer alten Feuerwache, war groß und immer gut besucht. Es hatte täglich bis drei Uhr nachts geöffnet. Ab sieben Uhr früh konnte man hier frühstücken, ab zwölf gab es Mittagstisch, abends war es Restaurant und Kneipe zugleich.
    Hier hatten sich Judith und Josif im Sommer vor zwei Jahren zu ihrem ersten Date verabredet, nachdem sie sich wenige Stunden zuvor bei Ermittlungen im berühmt gewordenen Fall Gluschkewitsch über den Weg gelaufen waren.
    Anton Gluschkewitsch, ein Bauarbeiter aus Weißrussland, war auf der Baustelle eines Einfamilienhauses in Köln-Sürth gefunden worden. Der Bauherr, ein angesehener Kölner Chirurg, kam nachmittags mit seinem elfjährigen Sohn zum Grundstück, um dem Kind sein zukünftiges Zuhause zu zeigen. Beim Klettern entdeckte der Junge einen Schuh, der aus dem vor wenigen Tagen gegossenen Fundament herausragte. Er versuchte, den Schuh zu kicken, und stieß sich den Zeh, weil sich der Schuh nicht
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