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Glaube, Liebe, Mafia: Ein Fall für Josif Bondar

Glaube, Liebe, Mafia: Ein Fall für Josif Bondar

Titel: Glaube, Liebe, Mafia: Ein Fall für Josif Bondar
Autoren: Mark Zak
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zugefallen, er dachte, ich wäre rausgegangen, dabei stand ich noch im Flur.«
    Sie ließ die Tonaufnahme laufen. Josif hörte Jurij telefonieren:
    »Wenn ich nur an dich denke, wird er hart wie Kanone von sowjetische Panzer … Tut noch weh, ist aber schön … Nein … Kein Grund zur Eifersucht, da läuft seit Wochen nix mehr … Nee, sie war nicht Miss Düsseldorf, sie war Miss Düren, und das vor gefühlten 30 Jahren. Ich kann nicht mehr mit ihr, Kanone macht nicht mehr piff, paff … Ab Montag bin ich ein paar Wochen verreist. Wenn ich zurück bin, komm ich nach Köln, sehen wir uns auf dem Sofa.«
    »Stimmt das?«
    Heidi steckte das Handy wieder ein.
    »Stimmt was? Kanone hart wie sowjetischer Panzer?«
    »Seit Wochen kein Sex?«
    »Josif, ich hatte eigentlich nicht vor, mit dir über mein Sexualleben zu reden.«
    »Nein? Mit Freunden kann man doch über alles reden.«
    Heidi hatte Josif vor 14 Jahren kennengelernt. Damals war sie 22, hatte gerade ihr BWL-Studium abgebrochen und jobbte als Model. Josif, damals Mitte 30, war Chef des Sicherheitsdienstes bei der Düsseldorfer Modemesse. Für ein halbes Jahr waren sie ein Paar gewesen. Sie war fasziniert von seiner Männlichkeit, seinem undurchschaubaren Wesen, von der einzigartigen Mischung aus Verschlossenheit und Geselligkeit, Humor und Melancholie. Er genoss es, von einer außergewöhnlich schönen jungen Frau bewundert und begehrt zu werden. Doch bald begann er sich mit ihr zu langweilen. Gemeinsame Interessen gab es keine. Er stellte sie Jurij vor, einem Ex-KGB-Kollegen, der schon damals in alle möglichen, selten legalen Geschäfte verwickelt war und sich damit ein kleines Imperium aufgebaut hatte. Heidi war in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen und für Luxus und Dolce Vita mehr als anfällig. Kurze Zeit später heiratete sie Jurij.
    Silvia brachte den Kaffee. Erst jetzt sah Heidi, dass die Sekretärin vollkommen nackt war. Sie schaute Josif verwundert an:
    »Störe ich gerade?«
    »Nein, nein«, sagte Josif und wandte sich väterlich-autoritär an Silvia. »Zieh dich bitte an, Silvia. Hast du die Therapie wieder abgebrochen?«
    »Nein, Doktor Buchs ist im Urlaub.« Sie stellte die Tassen ab und verschwand in der Küche, warf aber vorher noch einen missbilligenden Blick auf Heidis Nerz.
    »Ihr Exhibitionismus ist schwer pathologisch«, sagte Josif und rührte drei Löffel Zucker in seinen Espresso.
    »Ich bin der Einzige, der sie noch nicht gefeuert hat. Sie schreibt seit Jahren ihre Doktorarbeit in Ethnologie, irgendwas über die Ureinwohner Brasiliens. Kann einem wirklich leidtun.«
    »O ja, ich weine gleich.«
    Heidi zündete sich die nächste Zigarette an.
    »Wie kann ich dir helfen, Heidi?«
    »Ich will, dass du ihn überführst.«
    »Wozu? Willst du die Scheidung?«
    »Ja.«
    »Gut.«
    »Was würde es kosten?«
    »Normal oder für dich?«
    »Normal.«
    »5000.«
    »Und für mich?«
    »150 000.«
    »Wie? Warum???«
    »Was macht Jurij noch gleich beruflich?«
    »Das weißt du doch!«
    »Ich will es aber von dir hören.«
    »Er ist Geschäftsmann.«
    »Bitte etwas genauer.«
    Heidi war enttäuscht. Sie hatte auf Mitgefühl und Verständnis gehofft. Stattdessen führte Josif plötzlich ein Verhör mit ihr durch.
    »Was soll das, Josif, das weißt du doch genau. Er hat Spielhallen, Wellnessclubs, Import – Export …«
    »Richtig, dein Mann, Jurij Golub, importiert Mädchen aus Osteuropa, lässt sie in seinen Puffs arbeiten, für das Geld kauft er Waffen, die er nach Afghanistan und Kolumbien exportiert, um von dort wiederum Drogen zu importieren. Von dem Erlös kauft er neue Mädchen, nimmt noch mehr ein …«
    »So genau will ich es gar nicht wissen.«
    »Wenn man ganz böse und russenfeindlich wäre, könnte man diese Art von Geschäften auch ›organisiertes Verbrechen‹ nennen, stimmt’s?«
    Heidi sagte nichts mehr, zuckte mit den Schultern und drückte langsam und sorgfältig ihre Zigarette aus. Josif fielen ihre langen künstlichen Fingernägel auf, die mit kleinen Swarovski-Steinchen verziert waren.
    Josif trank seinen Espresso aus.
    »Du weißt, wie sehr ich dich mag, Heidi, aber soll ich für ein paar Tausender bei der russischen Mafia herumschnüffeln, meinen Ruf und die guten Beziehungen zu den Jungs aufs Spiel setzen, damit du die Hälfte von Jurijs schätzungsweise 50 Millionen bekommst? Und das wäre dann das Happy End, amerikanische Variante. Realistischer ist die russische Lösung: Jurij verdrückt ein paar Tränchen auf deiner
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