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GK453 - Wolfsmond

GK453 - Wolfsmond

Titel: GK453 - Wolfsmond
Autoren: A.F.Morland
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Vorspielen. Auch in einem harmlos wirkenden Penner konnte ein gefährlicher Wolf stecken. Deshalb mißtraute ich dem Mann immer noch.
    »Hast du irgendeine Wahrnehmung gemacht, die für uns wertvoll sein könnte?« fragte ich.
    »Nichts gesehen, nichts gehört«, sagte der Penner kopfschüttelnd. »Um Himmels willen, tun Sie endlich den Revolver weg. Wenn das Ding zufällig losgeht…«
    »Keine Sorge, das passiert schon nicht.«
    »Ich dachte, einem Werwolf kann man mit gewöhnlichen Kugeln nichts anhaben.«
    »Das ist richtig. Mein Ballermann ist deshalb auch mit geweihten Silberkugeln geladen.« Ich beobachtete mein Gegenüber bei diesen Worten genau. Sie erschreckten ihn nicht.
    »Ach so«, sagte er.
    Mißtraute ich ihm zu Unrecht? Es gab eine Möglichkeit, dies herauszufinden. Ich nahm den Colt Diamondback in die linke Hand. »Laß mal deine Pfoten sehen«, verlangte ich.
    Der Penner steckte die Schnapsflasche weg und streckte mir die immer noch zitternden Hände entgegen. Ich strich mit meinem magischen Ring darüber. Nichts passierte. Wenn der Mann ein Werwolf gewesen wäre, hätte er vor Schmerz aufheulen müsen, aber er blieb stumm, schaute mich nur verwundert an und fragte: »Was machen Sie da?«
    »Nichts. Es ist alles in Ordnung. Nimm deine Pulle und venasse diese Gegend.« Ich wandte mich an Mr. Silver.
    Er sprach das aus, was ich sagen wollte: »Fehlanzeige.«
    »Leider«, knurrte ich und ließ den Colt in die Schulterhalfter gleiten.
    ***
    Was war das gewesen?
    Wer war das gewesen?
    Paula Blackburn starrte den Telefonhörer, aus dem das Knurren, Keuchen und diese rauhe Stimme gekommen waren, verstört an, und dann knallte sie den Hörer urplötzlich in die Gabel. Was war das für eine Stimme gewesen? Sie hatte fremd geklungen? Wer erlaubte sich mit ihr diesen gemeinen Scherz? Ihre Nerven waren ohnedies schon sehr angegriffen. Es war eine bodenlose Frechheit, daß jemand sie mit einem solchen Anruf völlig fertigmachte.
    Sie entfernte sich mehrere Schritte vom Telefon.
    Eine entsetzliche Angst tobte in ihrem Herzen. Gott, wenn nur James hiergewesen wäre. In seiner Nähe hatte sie sich noch nie gefürchtet. Bei ihm hatte sie sich stets geborgen gefühlt. Er war groß und kräftig. Ein Mann mit einer unwahrscheinlichen Ausstrahlung. Er kam überall gut an, hatte das Talent, schnell Freundschaften zu schließen, und es gab kaum jemanden, dem er nicht sympathisch gewesen wäre.
    Beunruhigt ging Paula im Living-room auf und ab.
    Ihre Angst ließ sie überall Gespenster sehen. Zuerst glaubte sie, jemand wäre am Fenster. Dann hatte sie den Eindruck, jemand würde neben dem mächtigen Wohnzimmerschrank aus Eiche stehen. Aber sie war allein, und vermutlich war ihre Einsamkeit schuld daran, daß sie sich gar so sehr fürchtete.
    Sie nahm sich einen Drink, leerte ihr Glas auf einen Zug, und da sie nichts im Magen hatte, spürte sie den Alkohol fast augenblicklich. Er wärmte sie, verscheuchte die Kälte aus ihren Gliedern und nahm ihr wenigstens einen Teil der Furcht.
    Mit schmalen Augen fixierte sie das Telefon. Hatte sie sich den Anruf vorhin etwa eingebildet?
    Nein, sie hatte noch die schaurigen Laute im Ohr. Die konnte sie sich nicht eingebildet haben. Es gab zwar Verrückte, die einsame Frauen anriefen und ihnen durchs Telefon schmutzige Dinge sagten. Aber zu dieser Sorte gehörte der Mann nicht. Er hatte gesagt, er würde kommen und sie holen.
    Eine unsichtbare Hand legte sich auf Paulas Kehle und drückte zu. Ihr Mund trocknete aus. Vielleicht blieb es nicht nur bei diesem Anruf. Vielleicht hatte der Kerl tatsächlich die Absicht, herzukommen.
    »Ich muß weg!« flüsterte Paula Blackburn aufgeregt.
    Noch nie in ihrem Leben hatte sie sich so einsam und schutzlos gefühlt wie in diesem Augenblick. Sie mußte raus aus dem Haus. Die Einsamkeit drohte sie verrückt zu machen. Unschlüssig stand sie mitten im Zimmer. Die Nacht war für sie voller Geräusche. Alles erschreckte sie. Ihr Herz klopfte hoch oben im Hals. Die Gedanken schweiften immer wieder ab, sie hatte Mühe, sich zu konzentrieren, dabei wäre es gerade jetzt so wichtig gewesen, klar zu überlegen.
    Sollte sie die Polizei anrufen? Schon wieder die Polizei? Diese Leitung hatte sie in der jüngsten Zeit gar zu häufig strapaziert. Zuerst wegen ihres Mannes, und wenn sie jetzt mit einem neuen Anliegen kam, würden die Beamten sie für eine hysterische Ziege halten.
    Also nicht die Polizei.
    Aber von wem durfte sie sonst Hilfe
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