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GK0144 - Die Todesgondel

GK0144 - Die Todesgondel

Titel: GK0144 - Die Todesgondel
Autoren: Jason Dark
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beobachtet worden waren, und daß der Goldene Löwe sich Sheila als Opfer ausgesucht hatte…
    »Wir werden bald wieder zurückfahren«, rief der Gondoliere in seinem schlechten Englisch.
    »Ja, tun Sie das«, erwiderte Sheila. »Mir ist es auch schon kalt.«
    Die Kanäle waren hier so eng und die Häuser so hoch, daß die Sonnenstrahlen kaum in diese Schluchten hineindrangen.
    Der Gondoliere bewegte unermüdlich den langen Riemen. Dabei sang er leise ein italienisches Liebeslied vor sich hin. Bill hatte sich eine Zigarette angezündet. Immer wieder blickte er sich um, aber von den beiden Männern war nichts zu sehen.
    Sheila war es, die das Bündel entdeckte. Sie stieß ihren Mann an. »Schau mal, Bill, was dort treibt.«
    Conollys Augen verengten sich. Er mußte sich über Sheila hinwegbeugen, denn der Gegenstand schwamm auf ihrer Seite.
    »Sieht aus wie eine Leiche«, flüsterte Sheila und erschauerte.
    »Es ist auch eine«, sagte Bill mit kratziger Stimme. Dann drehte er den Kopf und rief zu dem Gondoliere gewandt: »Halten Sie mal an!«
    »Nein, Signor, ich…«
    Bill sprang auf, hüpfte über die Bank, brachte die Gondel dadurch in starke Schaukelbewegungen und riß dem Gondoliere die Ruderstange aus der Hand.
    »Was erlauben Sie sich!«
    »Halt die Klappe!«
    Bill Conolly kniete sich hin. »Paß auf den Knaben auf«, flüsterte er Sheila zu.
    Dann streckte er den Riemen aus, schob ihn unter die treibende Leiche, und es gelang ihm mit einiger Mühe, sie an das Boot heranzumanövrieren.
    Sheila stöhnte auf. »Mein Gott, Bill, das ist ja eine Frau!«
    Sheila hatte noch nicht ganz ausgesprochen, als der Gondoliere anfing zu wimmern. Bill beherrschte die italienische Sprache gut genug, um ihn verstehen zu können.
    »Der Goldene Löwe hat zugeschlagen«, wimmerte der Gondoliere, »jetzt sind wir verloren…«
    ***
    Bill Conolly fuhr herum. »Wer ist verloren? Was erzählst du da für einen hirnverbrannten Unsinn?«
    Der Gondoliere jammerte und schrie weiter. Dabei schlug er ununterbrochen Kreuzzeichen und rief alle Heiligen an, die er kannte. »Lassen Sie die Leiche in Ruhe, Signor!« heulte er. »Sie wird uns nur Unglück bringen. Der Goldene Löwe ist stärker.«
    »Sei endlich ruhig!« schrie Bill.
    Doch der Mann jammerte weiter. »Aber es stimmt, Signor, die Leiche ist verflucht. Die goldenen Masken werden uns töten. Keiner kann ihrer Rache entgehen.«
    Bill Conolly ließ den Kerl schreien. Er hatte sich hingekniet und hievte das tote Mädchen hoch.
    Die Leiche war schwer. Sie war eingehüllt in einen dunklen Mantel, der sich voll Wasser gesogen hatte.
    Bill legte die Stange zur Seite, packte mit beiden Händen die Tote unter den Achselhöhlen und zog die Leiche über die hüfthohe Bordwand der Gondel.
    Das Mädchen konnte noch nicht lange tot sein. Noch war sein Gesicht nicht aufgedunsen. Aus dem langen schwarzen Haar floß die Wasserbrühe des Kanals.
    »Die Schweine«, keuchte Bill. »Bestimmt hat jemand die Kleine in den Kanal geworfen.« Er zerrte weiter an dem Körper und hatte ihn jetzt soweit, daß er über die Hälfte im Boot hing.
    »Vorsicht, Bill!«
    Sheilas Schrei ließ den Reporter herumfahren.
    Gerade noch im rechten Augenblick.
    Mit einem wahren Panthersatz flog der Gondoliere auf Bill zu. Er hatte die Arme ausgestreckt und die Hände zu Fäusten geballt. Sein Gesicht war verzerrt.
    Der Mann segelte genau in Bills aus der Schulter geholten Faustschlag.
    Es war ein Volltreffer!
    Der Gondoliere blieb mitten im Sprung hängen. So sah es wenigstens aus. Dann sackte er auf die Sitzbank der Gondel.
    Bill rieb sich den Knöchel und zog den Mann herum. Verdrehte Augen blickten ihn an.
    »Ist er tot?« fragte Sheila ängstlich.
    Bill grinste sparsam. »Nein, nur ein wenig von der Bühne abgetreten. Er wird bald wieder aufwachen.« Der Reporter deutete auf die geschwollene Stelle am Kinn. »Das war ein klassischer Knockout. Ist mir auch selten geglückt.«
    Der Reporter wandte sich um und hievte die Leiche vollends ins Boot. Er legte die Tote auf den Rücken. Die langen, schwarzen Haare hatten sich wie ein Vlies neben dem Kopf ausgebreitet.
    Sheila wandte schaudernd den Blick ab. Obwohl sie schon mehr als eine Leiche gesehen hatte, fuhr ihr der Anblick doch immer wieder unter die Haut.
    Bill suchte in den Taschen des Mantels nach den Papieren des Mädchens.
    Er fand nichts.
    Sheila legte ihrem Mann eine Hand auf die Schulter. »Ich möchte nicht mehr in Venedig bleiben«, sagte sie. »Laß uns so
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