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Gilde der Jäger: Engelsblut (German Edition)

Gilde der Jäger: Engelsblut (German Edition)

Titel: Gilde der Jäger: Engelsblut (German Edition)
Autoren: Nalini Singh
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leicht über die zart bestickte Decke ihres ehemaligen Bettes zu streichen. Dann ging sie zu ihrer alten Frisierkommode und betrachtete die Sammlung hübscher Glasfläschchen, Bürsten und Pinsel, die säuberlich in einer kleinen Schachtel lag. Sie kam sich vor wie ein Kind, wollte sichergehen, dass wirklich alles da war, das Verlangen war so drängend, dass es schmerzte.
    Als sie diesem emotionalen Wunsch nachgab, spie ihre Erinnerung die Bilder einer anderen Heimkehr aus, Bilder des Entsetzens und der Demütigung, die in ihrer Kehle gebrannt hatten, als sie ihre Sachen auf der Straße fand, fortgeworfen wie Müll. Nichts konnte diese Verletzung jemals heilen, den Schmerz über die Erkenntnis, dass ihr Vater genau das in ihr sah: Müll. Doch heute Nacht hatte Raphael diese Erinnerung unter dem Gewicht einer viel machtvolleren Tat zermalmt.
    Sie machte sich keine Illusionen über ihren Erzengel, sie wusste, dass er es zum Teil genau aus dem Grund getan hatte, den er ihr genannt hatte: damit sie nicht in Versuchung käme, ihre Wohnung als Schlupfloch zu benutzen. Doch wenn das sein einziger Beweggrund gewesen wäre, hätte er ihre Sachen auch einfach auf die Mülldeponie bringen lassen können. Stattdessen war jedes einzelne Stück sorgfältig verpackt und hierhergebracht worden. Einige von ihnen waren in jener Nacht, als ihr Fenster zerbrach, schutzlos den vier Elementen ausgesetzt gewesen, doch jetzt sahen sie vollkommen unversehrt aus, was für eine äußerst sorgfältige Restaurierung sprach.
    Das Herz tat ihr weh bei dem Gedanken, dass sie jemandem so viel bedeutete. »Jetzt können wir gehen .« Sie würde später zurückkommen und entscheiden, was mit den einzelnen Stücken geschehen sollte. »Raphael – danke .«
    Sein Flügel streifte den ihren in stummer Zärtlichkeit, als sie die Hauptsuite betraten. Niemand sonst bekam diese Seite von ihm zu sehen, dachte sie, während sie beobachtete, wie er an das Bett herantrat und begann, sich auszuziehen, ohne das Licht einzuschalten. Sein Hemd fiel zu Boden und gab den Blick auf die prächtige Brust frei, die sie schon so oft über und über mit Küssen bedeckt hatte. Die überwältigende Last der Gefühle war verschwunden, niedergewalzt von einer Lawine brennenden Verlangens.
    In diesem Augenblick sah Raphael auf, und in seinen Augen glänzte ein irdisches Verlangen, aus dem sie las, dass er ihre Erregung gespürt hatte. Sie hatte gerade beschlossen, das Reden auf später zu verschieben, und hob die Arme, um sich das Oberteil auszuziehen, da prasselte Regen – nein, Hagel – in stakkatoartigen Salven gegen die Fenster und ließ sie zusammenfahren. Sie versuchte, sie zu ignorieren, doch die kleinen, harten Eisperlen schlugen immer weiter gegen die Scheiben. »Muss ein Sturm sein .« Sie ließ die Arme sinken und trat an eines der Fenster, nachdem sie nachgesehen hatte, ob die Balkontüren fest geschlossen waren.
    Die teuflischen Zacken eines Blitzes leuchteten vor ihr auf, und stürmischer Wind begann mit unerbittlicher Wut am Haus zu rütteln. Von einem Augenblick zum anderen wurde der Hagel zu strömendem Regen. »Ich habe noch nie erlebt, dass das so schnell und so heftig geschieht .«
    Raphael kam zu ihr und stellte sich neben sie. Auf seinem nackten Oberkörper zeichnete sich das Muster der Regentropfen am Fenster ab. Da er nichts sagte, hob sie den Blick und sah die Schatten, die seine Augen unerwartet aufgewühlt wirken ließen, als würde sich in ihnen der Sturm spiegeln. »Was ist es? Was kann ich nicht sehen ?« Denn der Ausdruck in seinen Augen …
    »Was weißt du über das aktuelle Wettergeschehen auf der Welt ?«
    Elena folgte mit den Augen einem Regentropfen, der die Scheibe hinabkroch. »Im Turm habe ich einen Wetterbericht mitbekommen. Der Reporter sagte, ein Tsunami habe gerade die Ostküste Neuseelands erreicht, und die Überflutungen in China würden schlimmer .« Sri Lanka und die Malediven waren offenbar schon evakuiert worden, aber so langsam gingen die Orte aus, an die die Menschen gebracht werden konnten.
    »Elias’ Herrschaftsgebiet wird von Erdbeben erschüttert « , sagte Raphael, er sprach von dem Erzengel Südamerikas, »und er befürchtet, dass mindestens einer der großen Vulkane kurz vor dem Ausbruch steht. Das ist jedoch noch nicht alles. Von Michaela habe ich gehört, dass der Großteil von Europa unter einem Eissturm zittert, der für diese Jahreszeit völlig untypisch ist und so heftig wütet, dass er das Leben Tausender
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