Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gestohlene Wahrheit

Gestohlene Wahrheit

Titel: Gestohlene Wahrheit
Autoren: Julie Ann Walker
Vom Netzwerk:
hängte. Dann ging sie zurück zum Wachhäuschen und dem Riesen darin.
    »Und«, meinte sie, legte einen Ellenbogen auf den Fensterrahmen und beäugte den Rothaarigen, »arbeiten Sie schon lange für die Black Knights?«
    »Lange genug«, knurrte er, wobei er den Blick nicht einmal von den Bildschirmen abwandte, auf denen das Gelände rings um den Komplex aus verschiedenen Blickwinkeln zu sehen war.
    Na, der war ja sehr gesprächig. War das ein Wunder?
    Was tat sie hier eigentlich?
    Nate Weller würde sich bestimmt nicht über ihren Besuch freuen. Großer Gott, er
mochte
sie ja nicht einmal. Er sah sie immer so kalt und berechnend an. Seine unergründlichen schwarzen Augen musterten sie, als ob sie ein seltsamer Käfer wäre und er der leidenschaftslose Wissenschaftler, der ihre Aktivitäten beobachten musste.
    Verdammt.
    Gut, sie neigte möglicherweise dazu, zu viel zu reden. Aber das war auch zum Teil seine Schuld, weil er
nie
etwas sagte, sondern immer seine beharrliche und irritierende Zurückhaltung beibehielt, die ihr so fremd war, dass sie im Gegenzug plapperte, als hätte man ihr einen Motor in den Mund eingebaut.
    Das war ja alles ganz großartig.
    Na gut. Er mochte sie nicht. Soweit es sie betraf, konnte er seine Meinung für sich behalten und sie sich dahin stecken, wo die Sonne niemals hinschien. Er musste sie auch nicht mögen, um ihr zu helfen.
    Und warum sie überhaupt über seinen unfassbaren Mangel an Interesse nachdachte, war ihr ein Rätsel, denn ehrlich gesagt mochte sie ihn auch nicht besonders.
    Er war zu ernst, zu distanziert, zu …
irgendwas
.
    Sie wusste nie genau, was dieses Irgendwas eigentlich war, und das nervte sie ungemein. Aber sie musste damit klarkommen oder es zumindest ignorieren, denn sie hatte ihre Entscheidung getroffen. Sie war hier.
    Apropos, wo blieb eigentlich ihre Eskorte? Sie tippte mit den Fingern auf das Holz und sah sich ungeduldig um. »Gehört Ihnen auch eines der hier gefertigten Motorräder?«, fragte sie, nur um etwas zu sagen, denn das Warten auf Nate machte sie ganz verrückt.
    Der Rothaarige machte ein Geräusch, das vage an das Brüllen eines leicht erregten Grizzlybären erinnerte, und sie wusste nicht, ob sie das jetzt als Ja oder als Nein auffassen sollte.
    Na super. Das läuft ja sogar noch schlimmer, als ich es mir vorgestellt habe.
    »Und so kamen wir zu unserem eigenen Hubschrauber. Offenbar brauchen wir jetzt auch einen eigenen Hubschrauberpiloten«, sagte Frank »Boss« Knight, der Chef von Black Knights Inc., und sah über seinen riesigen, unaufgeräumten Schreibtisch zu Nate »Ghost« Weller hinüber.
    Er konnte nicht anders, als im gleichgültigen Gesicht des Mannes nach Hinweisen auf eine posttraumatische Belastungsstörung Ausschau zu halten. Das hatte Frank in den letzten drei Monaten sehr oft getan, aber sosehr er sich auch anstrengte …
    Nichts.
    Keine zuckenden Finger, unruhigen Blicke oder wackelnden Zehen.
    Doch nur weil der Mann keines der offensichtlicheren Symptome zeigte, hieß das noch lange nicht, dass er nicht an posttraumatischem Stress litt. Nate wurde »Ghost« genannt, weil er im Einsatz so verdammt heimlich vorgehen konnte. Aber seit Grigg Morgan, Nates ältester und bester Freund und engster Partner, gestorben war – und insbesondere in Anbetracht der Art und Weise, wie er ums Leben gekommen war, woran Frank eigentlich gar nicht mehr denken wollte –, konnte man ihn auch »Ghost« nennen, weil er herumlief wie ein Toter. Er zeigte keine Emotionen. Gut, der Offenherzigste war er früher auch nicht gerade gewesen, aber jetzt?
Verdammt …
    »Was ist mit Colby Ventura?«, erkundigte sich Ghost. »Er ist nicht mehr bei der Army.«
    »Wirklich?« Frank zog eine Augenbraue hoch und notierte sich etwas auf seinem Block, da ihn diese Information freute. »Ja, Mann, Ace wäre ein
super
Ersatz.«
    Kaum, dass er diese Worte ausgesprochen hatte, zuckte er zusammen. Jetzt wirkte der Mann, der ihm gegenüberstand, gar nicht mehr so distanziert. Seine Augen schimmerten hell und er spannte den Kiefer so fest an, dass Frank sich fragte, ob er überhaupt noch Zähne haben würde, wenn er den Mund wieder aufmachte.
    Grigg hatte Hubschrauber fliegen können, und das war nur eine weitere unangenehme Erinnerung daran, dass er tot war. Er wünschte sich mehr als alles andere, dass sie ihn nicht verloren hätten, aber so war es nun mal. Denn trotz aller Vorkehrungen, die sie trafen, bestand die Möglichkeit, dass man bei diesem Job umkam; sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher