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Geständnisse eines graumelierten Herren

Geständnisse eines graumelierten Herren

Titel: Geständnisse eines graumelierten Herren
Autoren: Oliver Hassencamp
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lässiges Ab winken ankündigt. „Alles halb so schlimm. Die kommt dahin, wo der Wald eh kaputtgeht. Das Fichtensterben, Sie wissen ja...“
    Einzelheiten unterläuft die Amtsperson mit plötzlicher Eile. Ein andermal.
    Frau Schmidhubers Wagen versperrt direkte Rückwärtsfahrt. Lukas dirigiert das nervöse Rangiermanöver. Sein abschließender Gruß mit der Hand bleibt unerwidert. Die vorgegebene Geschäftigkeit wird durchgehalten.
    Im Flez hat die Witwe den Weg verstellt. Man soll sehen, daß sie sich Arbeit macht. Er steigt über einen Kübel und wird mit einem Lächeln gestoppt.
    „Schön war’s! Das können’s jetzt jedes Jahr machen. Übrigens: Im Sommer flieg ich mit meiner Angela nach Schottland. Zu einer persönlichen Einladung.“
    „Bei Ihren Sprachkenntnissen...!“ lobt er sich den Weg frei zur nächsten Überraschung. In der Stube hat sich Alois dazugesellt. Lukas einbeziehend wiederholt er noch einmal, daß es schön war und auch die schlechte Nachricht, wegen der er gekommen ist: Für die Mülldeponie soll kerngesunder Wald abgeholzt werden, weil er angeblich krank sei. So eine Sauerei.
    Renate beschwichtigt ihn. Sie fährt mit Detlef in die Stadt, wo sie am Abend, auf einem Empfang, den Ministerpräsidenten sprechen werden.
    „Dann sagt’s ihm an schönen Gruß, wenn er uns die g’stinkerte Deponie...“ Alois stockt und winkt sich selber ab. „Ach was, sagt’s ihm garnix...“
    Detlef geht mit ihm hinaus. Daniela hat Renate etwas aufgeschrieben, was sie aus der Stadt mitbringen soll, Lukas gibt ihr die Wohnungsschlüssel. Morgen früh sind sie beim Chefredakteur wegen des Messnerhofverkaufs und wollen zum Mittagessen wieder zurück sein.
    Detlef startet den Motor. „Macht euch keine Sorgen. Ich bring alles in Ordnung.“
    „Wenn’s einer schafft, dann er“, bestätigt Renate und steigt ein. Der Wagen fährt weg. Alois geht. Es wird still und bleibt still.
    Im Zu-Haus sitzt Daniela auf der Eckbank über Horoskopen. Lukas hat sich mit seinem Zeichenbrett zu ihr gesetzt und malt Männchen. Nach einem Blick auf die Uhr steht er auf. „Komm, Bella, wir gehen mal rüber.“
    „Du willst den Konsul anrufen“, sagt Daniela, ohne aufzublicken.
    „Er soll jetzt da sein“, antwortet er, und es dauert eine ganze Weile, bis er zurückkommt, sich sein Zeichenbrett vornimmt und mit der Arbeit fortfährt.
    „Na?“
    „Alles in Ordnung“, antwortet er. Daniela hört aus seinem Tonfall offenbar mehr heraus, läßt sich aber Zeit, bis sie ihn ganz nebenbei fragt. „Sag mal, was machen wir, wenn die Mülldeponie doch kommt? Und die Straße?“
    Mitten im Strich bleibt der Bleistift stehen. Ganz ernst sieht er sie an. „Loslassen. Man muß loslassen können.“
    Daniela lächelt. „Nach all deinen Bemühungen um krisenfesten Besitz?“ Ihre Hand rückt näher, hinter dem Bleistift senkt sie sich auf die seine.
    „Zu zweit bin ich beweglicher!“ sagt er. „Wir können jederzeit nach unserem schottischen Zu-Haus schauen. Hat den Vorteil, daß es uns nicht gehört.“
    „Wir sind frei und haben Freunde“, sagt sie. „Du hast Serag angerufen?“
    „Sie freuen sich“, bestätigt Lukas, „morgen Mittag geht unsere Maschine.“

    Klappt der Leser das Buch zu, ist die Enteignung perfekt. Was drinsteht, gehört jetzt ihm.
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