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Gesetz der Lust

Gesetz der Lust

Titel: Gesetz der Lust
Autoren: Cherry Adair
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verkaufen wollen. Aber ich kaufe nichts. Ich hatte einen schrecklichen Tag, mir ist kalt, und ich bin müde und hungrig.”
    “Sind Sie Marcus Savin?”
    “Der bin ich.” Seine Stimme klang ein wenig belustigt, während er die Hand ausstreckte und das Licht anmachte.
    Tory blinzelte in der plötzlichen Helligkeit. Marc Savin war nicht so, wie sie ihn sich vorgestellt hatte. Seine Augen waren grau, doch es war kein warmes Grau. Sie waren eisig-grau, wie der Himmel kurz vor dem Frost, wie die kahlen Äste der Bäume im Winter.
    Sie sah seine Ablehnung, deshalb reckte sie sich und stand auf. Mit ausgestreckter Hand machte sie auf dem dicken Perserteppich ein paar Schritte auf ihn zu.
    “Mr. Savin, ich bin …”
    “Sie haben mir bereits gesagt, wer Sie sind, Miss Jones. Ich weiß nur nicht, was Sie hier wollen.”
    Einen Augenblick ließ Tory die Hand ausgestreckt, bis sie begriff, dass er nicht die Absicht hatte, sie zu begrüßen. Trotz all der Stunden, in denen sie sich diese Begegnung vorgestellt hatte, wusste sie plötzlich nicht weiter.
    Sie konnte sich gut vorstellen, wie sie aussah – eine erschöpfte Frau mit zerzaustem Haar und zerknitterter Kleidung. Ihr Arm schmerzte, doch sie würde ihre Angst nicht zeigen. Sie hob das Kinn und erwiderte seinen Blick.
    Als er den Gipsverband an ihrem Arm entdeckte, zogen sich seine Augen zusammen. “Wie ist das passiert?”, fragte er.
    “Ich bin gefallen.”
    Er betrachtete den schmutzigen Verband, dann sah er in ihr Gesicht. Ein Muskel an seiner Wange zuckte. “Hören Sie auf mit dem Unsinn, Lady. Sagen Sie mir, wer Ihnen das angetan hat.”
    “Ich habe Ihnen doch gesagt, ich bin gefallen.”
    Es gab viele Möglichkeiten, einen Lügner zu überführen, sogar einen guten Lügner. Marc brauchte erst gar nicht zu sehen, wie sich die Pupillen ihrer großen grünen Augen zusammenzogen, oder zu hören, wie ihre Stimme zitterte. Victoria Jones war eine lausige Lügnerin. Er entspannte sich ein wenig.
    Victoria sah vor sich auf den Teppich, erst nach einer Weile hob sie den Blick wieder.
    “Ich will es einmal so ausdrücken, Miss Jones. Ich stelle hier die Fragen, Sie brauchen nur zu antworten. Wenn mir nicht gefällt, was ich höre, dann werden Sie so schnell hier verschwunden sein, dass Ihnen schwindlig wird. Verstanden? Was ist mit Ihrem Arm passiert?”
    Tory fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. “Ich wurde am Flughafen überfallen.”
    “Und kein Ehemann ist hinter Ihnen her?”
    Dieser Schuft. “Ich bin gar nicht verheiratet.”
    “Irgendwie überrascht mich das nicht.”
    Tory bückte sich, um ihre Tasche aufzuheben. Ihr Mund war trocken, und sie fühlte, wie ihr der Schweiß ausbrach. Dieser Mann ängstigte sie sehr. Er war so … so überwältigend.
    Sein Haar, das so dunkel war wie ihres, hatte er in einem kurzen Pferdeschwanz zusammengebunden, und in einem Ohr trug er einen kleinen Diamanten. Mit gespreizten Beinen stand er vor ihr und musterte sie von Kopf bis Fuß.
    Offensichtlich schien er nicht beeindruckt von dem, was er sah. “Was kann ich für Sie tun, Miss Jones? Es muss ja ziemlich wichtig sein, wenn Sie so lange gewartet haben.” Er blickte zu dem Sofa hinter ihr.
    Nie in ihrem Leben hatte ein Mann sie so angesehen. Es war beunruhigend. Ein Blick zum Fenster sagte ihr, dass es draußen dunkel geworden war, während sie geschlafen hatte. Der Wind wehte durch die kahlen Äste der Bäume und rüttelte am Fenster. Tory wandte sich dem Mann wieder zu. “Ich brauche Ihre Hilfe.”
    “Warum sollte ich Ihnen helfen?”, fragte Marc, ging zur Bar hinüber und goss sich einen Drink ein. “Ich habe Sie noch nie in meinem Leben gesehen.”
    Victorias Zunge glitt erneut über ihre trockenen Lippen. “Kann ich auch einen Drink haben?”
    “Sicher, was wollen Sie?”
    “Dasselbe wie Sie.” Ihre Finger schmerzten, so stark hatte sie den Griff ihrer Tasche umklammert. Sie versuchte sich zu entspannen, ging zur Terrassentür hinüber und legte die Hand auf die schweren blauen Samtvorhänge.
    Es hatte zu schneien begonnen, sanfte weiße Flocken. Wieder erschauerte Tory, die vielen Wochen der Angst und Ungewissheit hatten sie erschöpft. Sie biss die Zähne zusammen und wandte sich um.
    Der Raum wurde von dem knisternden Feuer im Kamin erwärmt, der Schein der Flammen tanzte über den Holzfußboden und die beiden blauen Ledersofas, die vor dem Kamin standen. Große Bücherregale, vom Boden bis zur Decke, waren an den Wänden.
    Nachdenklich
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