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Gérards Heirat

Titel: Gérards Heirat
Autoren: André Theuriet
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Bahn kommenden Omnibus zu erwarten, eines Morgens Gérard in Begleitung seines Vaters und Helenens aussteigen sahen. Herr von Seigneulles schien zehn Jahre jünger geworden zu sein und richtete sich in seiner ganzen Größe auf, als er Helenen galant den Arm bot: Gérard, dessen strahlendes Gesicht sein Glück verkündete, hielt sich an der anderen Seite des jungen Mädchens. Während sie alle drei langsam in die obere Stadt hinaufstiegen, traten alle Krämer unter die Ladenthüren, um sie vorbeigehen zu sehen. Die achtungsvolle Haltung des Chevaliers und das frohe Antlitz Gérards ließen keinen Zweifel zu über die Art des Abschlusses, den dieses Abenteuer gefunden hatte. Aber wenn auch noch irgend jemand Zweifel gehegt hätte, so würden dieselben von den siegbewußten Mienen, die Frau Laheyrard den Tag nach der Rückkehr ihrer Tochter zur Schau trug, gewiß beseitigt morden sein. Die Frau Schulrätin wurde fast toll vor Eitelkeit; ihre Gesprächigkeit ließ sich nicht mehr eindämmen, sondern erging sich in lärmenden, banalen Mitteilungen. Durch eine in der Gesellschaft kleiner Städte, wo man gerne dem Erfolg huldigt, ziemlich häufige Umstimmung verwandelten sich die gegen Helene angehäuften Beschuldigungen in lauter Lobeserhebungen. Man bewies um die Wette die Unhaltbarkeit der über sie verbreiteten Verleumdungen, und jeder hatte vom ersten Tage an das glückliche Ende von Gérards Liebe vorhergesagt; sogar Magdelinat schmeichelte sich, dazu geholfen zu haben. Da ein Glück nie allein kommt, so besiegte die Nachricht von Helenens Verlobung auch vollends die Bedenken Frau Grandfiefs; sie machte gute Miene zum bösen Spiel und gewahrte Marius die Hand ihrer Tochter, so daß der gute Abbé Volland die Freude hatte, die beiden Paare nacheinander einzusegnen.
    Nach dieser Feierlichkeit begann bei Marius der poetische Firnis, der nur an der Oberfläche gesessen hatte, rasch abzuspringen;der spießbürgerliche Untergrund kam wieder zum Vorschein und der Dichter wurde ein biederer Philister, der viermal des Tages speiste, früh zu Bette ging und »sehr gut schlief auch ohne Ruhm«.
    Unter den warmen Strahlen, die von Helenens und Gérards Liebe ausgingen, hat sich auch das Haus des Herrn von Seigneulles verändert; alte Häuser, in denen liebende Menschen weilen, verjüngen sich, und Herr von Seigneulles selbst lebte wieder auf. Aber die überraschendste Folge dieser beiden fröhlichen Verbindungen war eine dritte Heirat, die niemand vorausgesehen hatte, die Finoëls. Aus Aerger entschloß sich der Bucklige, die gewandte, kokette Regina Lecomte zur Frau zu nehmen. Seither glückt ihm alles, er ist sehr vergnügt und hat viele Kinder.
     
    (Ende.)
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