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Gepeinigt

Titel: Gepeinigt
Autoren: Theresa Saunders
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jugendlicher Krimineller war über die Autoschlüssel gestolpert und hatte sein Glück kaum fassen können. Die Überwachungskameras auf dem Parkplatz? Alles Spekulation. Auch ließ sich kaum vorhersagen, wann man ihr Verschwinden überhaupt bemerken würde. Bald, falls der Polizei ihr liegengebliebenes Fahrzeug auffiel. Falls nicht – nun, dann nicht vor Montagmorgen. Abgesehen von den Kollegen gab es niemanden, der sie in nächster Zeit vermissen würde.
    Ein Grund mehr, alle fünf Sinne zusammenzuhalten.
    Sie fragte sich, wie lange sie wohl schon hier war. Kam darauf an, wie lange sie bewusstlos gewesen war. Wahrscheinlich
Stunden, so zerschlagen und geschunden, wie sie sich fühlte. Ihr war zwar noch immer speiübel, aber ihr Kopf war nun zumindest halbwegs klar. Sie warf einen Blick auf die Uhr. Unmöglich, in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Sie brauchte jetzt dringend eine zündende Idee, einen Plan. Die Fahrt würde schließlich nicht ewig dauern. Der Scheißkerl würde zumindest irgendwann tanken müssen.
    Ihr kam ein Gedanke, der erneut Panik bei ihr auslöste. Früher oder später würde sie ihrem Kidnapper gegenübertreten müssen. Realistisch betrachtet bedeutete das erst einmal eine Verschlechterung ihrer Situation, bevor sich die Dinge für sie verbessern würden. Sie hatte die Wahl: sich wehren oder in ihr Schicksal ergeben. Nein, ergeben kam überhaupt nicht infrage! Also würde sie sich wehren. Bei jeder Gelegenheit. Sie schwor sich, es dem Bastard so schwer wie möglich zu machen.
    Trotzdem war es ein Schock für sie, als der Lieferwagen schließlich bremste und stehen blieb. Das Herz schlug ihr auf einmal bis zum Hals, sie konnte kaum atmen. Rein instinktiv rappelte sie sich hoch, stemmte sich mühsam auf die Füße. Dann griff sie nach dem Einzigen, was sie hatte, nach den Autoreifen, und stapelte sie vor der Seitentür auf. Das würde ihn zwar nicht abhalten, aber zumindest behindern. Und es war immer noch besser, als die Hände in den Schoß zu legen und passiv abzuwarten, was mit ihr geschah. Mit ein wenig Glück konnte sie ihm die Reifen an den Schädel werfen, wenn er aufmachte. Ja, ein Überraschungsangriff. Sie keuchte vor Anspannung, atmete so laut, dass sie kaum mehr etwas hören konnte. Entnervt presste sie die Hände an die Schläfen. Ihr Puls hämmerte wie ein Pumpwerk, ta-bumm, ta-bumm, ta-bumm. Tausend Schläge, bevor die Schiebetür plötzlich mit einem Ruck aufflog.

    Dunkelheit. Nichts zu sehen. Sie packte den obersten Reifen und warf ihn in die Nacht hinaus. Hörte den dumpfen Aufschlag. Stille. Dann der umherschweifende grelle Strahl einer Taschenlampe. Er fand sie sehr schnell. Wie erstarrt blinzelte sie ins Licht, doch ihre trotzige Entschlossenheit hatte nicht nachgelassen. Der Strahl begann zu wackeln. Ein bösartiges Kichern ertönte.
    Â»So einfach kommst du mir nicht davon, Mary«, sagte eine Stimme, die so ungewöhnlich klang, dass sie sich sofort sicher war, sie noch nie zuvor gehört zu haben.
    Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sie kaum je echte Angst verspürt. Doch nun hatte sie entsetzliche Angst. Und das machte sie wütend.
    Â»Lass mich sofort frei, du Bastard!«, fauchte sie ihn an wie eine wütende Katze.
    Die Antwort kam in einem leiernden Singsang:
    Â»Aber, Mary! Wozu hätte ich mir dann all die Mühe machen sollen? Ich darf doch Mary zu dir sagen? Oder bestehst du darauf, dass ich dich Senior Constable Papas nenne?«
    Ihren Namen aus diesem Mund zu hören, in diesem modulierten, kindlichen Tonfall, war abscheulich. Das Entsetzen trieb ihr die Tränen in die Augen, raubte ihr sekundenlang den Atem.
    Â»Wer sind Sie?«, fuhr sie ihn barsch an. »Woher kennen Sie mich?«
    Â»Dumme Fragen, Mary! Und ich beantworte keine dummen Fragen. Das wirst du noch schnell genug rauskriegen. Also, wie möchtest du’s haben? Du hast die Wahl: Du kannst dir selbst die Hände fesseln und meine Anweisungen genau befolgen, oder du kannst die Heldin spielen und dich weigern. In diesem Fall versuchen wir’s einfach noch mal mit Chloroform, ja? Ich drücke dir den Lappen ins Gesicht, und
du atmest die Dämpfe ein, die in dein Blut übergehen, das Blut fließt zum Hirn und legt dort alle niedlichen kleinen Neuronen lahm. Na, wie klingt das? Und dann kann ich dich hinschleppen, wo ich will. Und ich werde nicht zimperlich
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