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Gepeinigt

Titel: Gepeinigt
Autoren: Theresa Saunders
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sich und bebte vor Angst.
    Â»Setz dich auf, Mary, und schau mich an, wenn ich mit dir rede.«
    Mary holte mehrmals tief Luft. Wenn sie nur eine Waffe gehabt hätte, irgendeine! Am liebsten wäre ihr entweder ein Eispickel, den sie ihm unters Kinn bis rauf ins Gehirn rammen würde, oder ein Schlachtermesser, mit dem sie ihm den Bauch aufschlitzte. Und seine Eingeweide rausriss …
    Als er nun sprach, war jeglicher süßlicher Singsang aus seiner
Stimme verschwunden, sie klang jetzt hoch und schrill. »Dreh dich um, verdammt noch mal, und tu, was ich dir sage, oder ich trete dir dein hübsches Köpfchen ein und verpass dir’ne Ladung Chloroform! Dann werde ich mit dir tun, was ich will, so wie vorher! Und wenn du wieder aufwachst, dann betäub ich dich gleich noch mal, kapiert?«
    Sie fuhr herum und richtete ihren hasserfüllten Blick auf ihn. Sie musste gar nichts sagen, ihre dunkelbraunen Augen sprachen für sich.
    Er hatte ihre Pistole in der Hand. Nach ihrer Berechnung zielte der Lauf genau zwischen ihre Augen. Aber seine Hände zitterten ein wenig. Ob er nervös war? Konnte er überhaupt schießen?
    Er schien ihre Gedanken zu lesen.
    Sie erschauerte. Gott, wie sehr sie ihn hasste.
    Â»Es ist die Erregung, Mary«, kicherte er, »ich zittre vor Vorfreude!« Er gackerte wie eine Hyäne, das Lachen hörte sich an wie eine Kakophonie von Fürzen, die in ein Prusten übergingen.
    Angeekelt beobachtete sie, wie seine Augen glasig wurden und er seinen Kopf hin und her rollte. Er hatte nun seine eigene kleine Welt betreten. Ihr Pulsschlag beschleunigte sich. War das eine weitere Schwäche von ihm? Schließlich erstarb das Gegacker, sein Kopf rollte ein letztes Mal herum, und dann starrte er sie durchdringend an. Es kam ihr so vor, als wäre ein Zielfernrohr auf sie gerichtet. Ein Blinken und der glasige Ausdruck war wie weggewischt. Stattdessen blitzten seine Augen eisblau und vollkommen gefühllos.
    Â»Fuck you«, flüsterte sie in die Stille.
    Das Latex um seinen Mund herum verzog sich. Offenbar grinste er. Plötzlich fuhr er herum und riss die Tür auf. Marys Herz raste. Wollte er schon wieder gehen? Wollte sie
das überhaupt? Sie reckte den Hals. Was sich wohl hinter der Tür befand? Sie glaubte, eine Betontreppe erkennen zu können. Sie wurde also tatsächlich in einem Keller gefangen gehalten. Das war eher ungewöhnlich, normalerweise wurden die Häuser ohne Unterkellerung gebaut. Er holte einen Barhocker herein, den er draußen hatte stehen lassen, und warf abermals krachend die Tür zu. Die Hand, in der er die Pistole hielt, schwankte dabei keinen Augenblick. Als wäre er im Cabaret, streckte er den Hintern raus und ließ sich auf den Barhocker plumpsen. Dann warf er ein Bein hoch und schlug es über das andere. Mit dem freien Arm streichelte er über einen Rucksack, den er über der Schulter hängen hatte. Er schob die Hand hinein, wühlte kurz darin herum und zog triumphierend, als würde er ein Kaninchen aus dem Hut zaubern, eine kleine Nagelschere hervor.
    Mary versuchte trotz ihrer wachsenden Angst und ihres Abscheus ruhig und konzentriert zu bleiben. Was um Himmels willen hatte er mit der Nagelschere vor?
    Â»Lasst die Spiele beginnen!«, verkündete er in seiner hohen Singsang-Stimme. »Ich darf dich darauf aufmerksam machen, liebe Mary, dass dieser Raum hier absolut schalldicht ist. Und meilenweit von jeglicher Zivilisation entfernt. Hier hört dich niemand. Auch nicht den Schuss, sollte ich es für nötig erachten, dich zu erschießen, weil du nicht brav warst! Aber mal sehen. Ich weiß ja noch gar nicht, ob ich dich erschießen werde oder nicht. Hab mich noch nicht entschieden. Hängt davon ab, wie’s läuft. Also, es gilt folgende Regel: Ich sage dir, was du zu tun hast. Und du gehorchst aufs Wort! Ganz einfach, oder? Aber wag es ja nicht, dich zu widersetzen, denn sonst wirst du hart bestraft!
    Ich werde jetzt diese Schere hier zu dir rüberschieben. Heb sie mit dem Mund auf oder mit den Zehen, wie auch
immer. Und dann schneidest du dir damit deine Handfesseln durch. Und am Schluss legst du die Schere wieder schön brav auf den Boden, alles klar?«
    Er ließ sie nicht aus den Augen, während sie sich abmühte. Sie schauderte. Ließ die Schere fallen. Musste noch mal von vorn anfangen. Am besten ging es, wenn sie die Schere mit den Zehen festhielt und den
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