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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer
Autoren: Junggesellentage
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Ehrfurcht in Miss Chartleys Gesicht, daß die Nachricht
bedeutungsvoll war, und sagte mit sanfter Stimme: «Sieh mal an!» Miss
Charlotte, ein lebhaftes Mädchen von fünfzehn, blickte hilfesuchend auf Miss
Trent. Sie vergötterte ihre junge Lehrerin und sah in ihr eine Autorität in
allen zur Sprache kommenden Dingen. Und Mrs. Underhills Nichte, Miss Theophania
Wield, heftete ihre großen, plötzlich aufleuchtenden Augen auf Miss Chartley
und stieß atemlos hervor: «Ist das wahr? Er kommt nach Broom Hall? Oh,
Patience, du foppst uns, ich weiß, daß du uns foppst!»
    Obwohl die
Nachricht Miss Trent veranlaßt hatte, von ihrer Stickerei aufzuschauen und
ihre Brauen sich in plötzlicher Überraschung hoben, verlor sie kein Wort und
nahm die Arbeit wieder auf. Aber Mr. Courtenay Underhill, der
hereinschlenderte, um die Gäste seiner Mama zu begrüßen, rief in lebhaftestem
Erstaunen: «Sir Waldo Hawkridge? Der Erbe des alten Calver? Guter Gott! Mama,
hörst du? Sir Waldo Hawkridge!»
    «Ja, mein
Lieber. Nun, ich hoffe, er findet alles nach seinem Geschmack. Obwohl es
erstaunlich wäre, nach dem, wie Mr. Calver alles verkommen ließ. Ich kann mich
im Moment nicht an ihn erinnern, ich habe Namen nie behalten können, obwohl ich
mir diesen so komischen hätte merken sollen.»
    «Er wird
der Unvergleichliche genannt», sagte Mr. Courtenay ehrfürchtig.
    «So nennt
man ihn, Lieber? Sicher ein Spitzname. Glaube mir, er wurde ihm aus irgendeinem
albernen Grund gegeben, so wie dein Großvater deine arme Tante Jane ...»
    «Oh!»
unterbrach ihre Nichte ungeduldig diese Reminiszenzen, «als würde jemand nur um
eines dummen Witzes wegen so genannt! Es bedeutet – es bedeutet Vollkommenheit, nicht wahr, Ancilla?»
    Miss Trent
zog einen Faden aus der Strähne und antwortete mit ihrer kühlen, wohlklingenden
Stimme: «Ein Vorbild, gewiß!»
    «Unsinn! Es
bedeutet: der Schneidigste unter den Schneidigen!» konstatierte Courtenay.
«Besonders mit Roß und Wagen – man sagt, daß er auch ein schneidiger Jagdreiter
ist. Gregory Ash sagt, daß als Reiter oder Fahrer kein Mann ein Pferd so lenken
kann wie der Unvergleichliche. Also, wenn er hierbleibt, werde ich nicht mit
dem Braunen fahren, den ich vom alten Skeeby bekommen habe, darauf könnt ihr
euch verlassen! Mama, Mr. Badgworth hat einen hübschen Braunen, den er
verkaufen möchte; guter Läufer – gute Kopfhaltung, gerade das richtige!»
    «Pah! Darum
kümmert sich doch niemand!» warf Miss Wield verächtlich ein. «Sir Waldo ist
tonangebend in der herrschenden Mode und von erlesenster Eleganz, außerdem
sieht er gut aus und ist wahnsinnig reich!»
    «Elegant!
Sieht gut aus!» äffte Courtenay sie spöttisch nach. «Was du schon davon
verstehst!»
    «Sehr viel!
Als ich bei meinem Onkel am Portland Place war ...»
    «Ja, da
wart ihr natürlich Busenfreunde! Papperlapapp! Ich glaube nicht, daß du ihn je
auch nur gesehen hast!»
    «Ich habe!
Ständig! – nun, einige Male! Und er ist gutaussehend und elegant!
Ancilla, das stimmt doch?»
    Miss
Chartley, ein sanftes Mädchen mit guten Manieren, ergriff die Gelegenheit, in
den Streit, den sie heraufziehen sah, einzugreifen. Zu Miss Trent gewandt,
sagte sie mit ihrer weichen, schüchternen Stimme: «Ich nehme an, Sie wissen
mehr über Sir Waldo als jeder von uns, denn Sie lebten in London, nicht wahr?
Vielleicht sind Sie ihm sogar begegnet?»
    «Nein,
wirklich nicht», erwiderte Miss Trent. «Ich kann mich nicht erinnern, ihn je
gesehen zu haben, und weiß nicht mehr über ihn als alle anderen.» Und mit dem
Schimmer eines Lächelns fügte sie hinzu: «Seine Gesellschaft stand hoch über
der meinen.»
    «Ich glaube
aber, Sie haben seine Bekanntschaft nicht gesucht», sagte Charlotte. «Ich würde
sie sicher nicht suchen. Ich hasse Beaus! Und wenn er zu uns kommt und
hochnäsig ist, dann hoffe ich, daß er bald wieder geht!»
    «Ich nehme
an, er wird bald wieder gehen», sagte Miss Trent, während sie ihre Nadel
einfädelte.
    «Ja, das
sagt auch Papa», stimmte ihr Miss Chartley bei. «Er nimmt an, Sir Waldo sei nur
hier, um mit den Advokaten ins reine zu kommen und vielleicht Broom Hall zu
verkaufen. Er kann doch nicht hier leben wollen? Papa sagt, er habe ein schönes
Haus in Gloucestershire, das seit Generationen in seiner Familie ist. Und da er
so vornehm und modisch ist, muß er doch unser Dorf sehr öde finden, glaube ich
– obwohl wir doch ganz nahe von Harrogate sind.»
    «Harrogate!»
sagte Courtenay verächtlich. «Das
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