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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer
Autoren: Junggesellentage
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darauf?»
    «O ja.
Laurie wird sein Wort nicht brechen. Du hast heute seinen Zorn gesehen, weil
ich ihm das Wort abgenommen hatte.»
    «Spieler
bleibt Spieler!»
    «Mein
lieber George, Laurie ist nicht mehr Spieler, als ich es bin», erwiderte Sir
Waldo belustigt. «Sein einziger Wunsch ist, etwas auf dieser Welt darzustellen.
Glaub mir, ich kenne ihn besser, als du ihn kennst – und zieh die Stirn nicht
in Falten!» Er zog seine Hand durch den Arm seines Cousins und faßte ihn mit
leichtem Druck. «Sag mir lieber etwas anderes, alter Knabe: Willst du Broom
Hall? Wenn du – du brauchst nicht gleich die Wände hochzugehen! Ich hoffe – du
weißt – ich muß bloß ...»
    «Ich will
es nicht!» unterbrach George mit unnötiger Heftigkeit. «Ich sagte nur, es sei
sonderbar, daß Cousin Joseph sein Gut dir hinterlassen hat – Übrigens, Tante
hat es auch nie gemocht.»
    «Das
verstehe ich. Aber ich kann mir nicht vorstellen, daß Lindeth Broom Hall
braucht.»
    «Bei Gott
nicht! So wenig wie ich es brauche. Der Junge hat sicher nie auch nur einen
Gedanken daran verschwendet. Weißt du, Waldo, ich glaube fest, daß er alle ihre
Hoffnungen durchkreuzen wird. Seit er Oxford verlassen hat, versucht sie, ihn
in die elegante Welt – und in eine passende Heirat hineinzudrängen. Er
aber, wenn er nicht gerade zu einer vornehmen Party geladen ist – was tut er?
Er bittet dich, ihn in die Einöde von
Yorkshire mitzunehmen! Glaub mir, ich hatteMühe, mein Lachen zu verbeißen, als
ich ihr Gesicht sah, wie Julian sagte, die Saison wäre todlangweilig. Sollte
mich wundern, wenn sie es nicht verhindert, daß er dich begleitet.»
    «Sie wird
nicht einmal den Versuch machen. Sie liebt ihn zu sehr, um ihn auf einen Weg zu
stoßen, den er nicht gehen will – und sie ist auch viel zu klug. Arme Tante
Lindeth, sie tut mir wirklich leid! Sie mußte alle ihre Anstrengungen aufgeben,
ihren Gatten zu einem Mann von Welt zu machen, denn nichts haßte er mehr; und
jetzt zu entdecken, daß Julian, der alles mitbrächte, um als Star der < tonangebenden Jugend > zu strahlen, das Ganze so langweilig findet wie
sein Vater, ist bitter.»
    «Das
gefällt mir ja an ihm», erklärte George. «Um die Wahrheit zu sagen, ich habe
immer vorausgesehen, daß er versuchen wird, in deine Fußstapfen zu treten. Nun,
wenn er es will, nimm ihn nächste Woche mit und gib acht, daß er nichts
anstellt – außer, du willst die Augen ausgekratzt bekommen.»
    «Keineswegs!
Stellst du dir am Ende vor, daß er sich an ein Milchmädchen heranmachen wird?
Oder sonst einen Wirbel erzeugen wird? George, du erschreckst mich!»
    «Nein,
nein», kicherte George. «Das wirst schon du besorgen! Nun, ich will nicht
sagen, daß du die Leutchen dort durcheinanderbringen wirst. Aber, Herrgott,
welches Getue wird das werden, wenn sie erfahren, daß der Unvergleichliche
sich in ihrer Mitte aufhält!»
    «Um Himmels
willen, George!» sagte Sir Waldo und zog plötzlich seinen Arm aus dem seines
Cousins. «Sprich nicht so viel Unsinn! Wäre ich ein Spieler, würde ich jede
Wette eingehen, daß niemand in Oversett jemals von mir gehört hat.»

2
    Keine dieser Voraussagen traf ein, aber
Wingham kam der Wahrheit näher als Sir Waldo.
    Broom Hall
gehörte zu einer Pfarre, deren Zentrum das Dorf Oversett war, Leeds näher als
Harrogate gelegen, und nicht mehr als zwanzig Meilen von York entfernt. Obwohl
die Mehrheit von Reverend John Chartleys Pfarrkindern nichts von Sir Waldo
wußte und einige ältere Herren – wie der Gutsbesitzer Mickleby – wenig
Interesse an irgendwelchen Mitgliedern der Korinthier hatten, gab es doch viel
Aufregung unter den Damen und den jüngeren Herren. Keiner zählte zu Sir Waldos
Bekannten; aber einige Damen, die dann und wann ein paar Wochen in London
verbrachten, waren im Park oder in der Oper auf den tonangebenden jungen
Gentleman aufmerksam gemacht worden. Und jeder junge Peitschenknaller, der auf
seine leichte Hand und sein Wenden stolz war, schwankte zwischen dem Wunsch zu
sehen, wie Sir Waldo die Sache handhabte, und der Angst, daß ein solcher Könner
die Anstrengungen seiner Bewunderer, seine Kunst nachzuahmen, mit Verachtung
betrachten könnte.
    Der erste,
der die Neuigkeit hörte, war der Rektor, und es war seine Tochter, die sie nach
Staples, dem bedeutendsten Haus in der Nachbarschaft, brachte. Die Nachricht
fand geteilte Aufnahme.
    Mrs. Underhill,
die von Sir Waldo nicht mehr wußte als des Rektors ungebildetstes Pfarrkind,
entnahm der
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