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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer
Autoren: Junggesellentage
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Waldo.
    Der Einwurf
wurde gleichmütig überhört, und George blickte Laurence ernst ins Gesicht.
«Wer hat deine Schulden in Oxford bezahlt? Wer hat dich aus dem Schuldturm ausgelöst?
Wer hat dich – noch keinen Monat her – aus den Klauen der Advokaten gerettet?
Ich weiß, wie man mit dir in dieser Spielhölle in Pall Mall verfahren ist!
Nein, ich weiß das alles nicht von Waldo, du brauchst ihn nicht so böse anzusehen!
Die Sharps hatten dich fest in der Zange, nicht wahr? Herrgott, war das ein
Fressen für die! Du bist der geborene Meckerer!»
    «Das ist
genug!» unterbrach Waldo.
    «Jawohl,
mehr als genug!» sagte George aufrührerisch.
    «Sag mir,
Laurie», fragte Waldo, den Einwurf überhörend, «brauchst du ein Haus in
Yorkshire?»
    «Nein, aber
wozu brauchst du es? Du hast Manifold – du hast das Haus in der Stadt –
du hast den Besitz in Leicestershire – und – und – du bist nicht einmal ein
Calver!»
    «Was, zum
Teufel, hat das damit zu tun?» warf George ein. «Was haben die Calvers mit
Manifold zu tun – oder mit dem Haus in der Charles Street – oder ...»
    «George,
wenn du jetzt nicht den Mund hältst, werden wir zwei uns noch in die Haare
geraten!»
    «Schon
gut», brummte George. «Aber wenn dieses klapprige Gestell so spricht, als
sollte Manifold ihm gehören, wo es doch – seit der Himmel weiß wann – in
eurer Familie ist ...! »
    «Er sagt
nichts dergleichen. Er glaubt nur, daß ihm Broom Hall zustehe. Aber sag,
Laurie, was würdest du damit tun, wenn es dir gehörte? Ich kenne es nicht, aber
ich habe gehört, daß es ein kleiner Landsitz ist, der vom Pachtzins
verschiedener Farmen und Häuser erhalten wird. Möchtest du dich als Landwirt
niederlassen?»
    «Nein!»
sagte Laurence ärgerlich. «Hätte der falsche Geizhals es mir vermacht, ich
hätte es verkauft – was du zweifellos auch tun wirst. Als ob du nicht ohnedies
in Geld schwimmen würdest!»
    «Ja, du
würdest es verkaufen und das Geld in sechs Monaten verschwenden. Nun, ich habe
eine bessere Verwendung dafür.» Das Lächeln kehrte in sein Gesicht zurück und
er sagte versöhnlich: «Tröstet es dich, wenn ich dir sage, daß es meinen
Reichtum nicht vermehren wird? Ich versichere dir, daß das Gegenteil der Fall
sein wird.»
    Mr. Wingham
warf dem Sprecher einen mißtrauischen Blick zu, und Lady Lindeth rief
zweifelnd: «Was, du willst mir einreden, der widerliche Alte hätte sonst kein
nettes Vermögen gehabt?»
    «übertreib
bloß nicht!» sagte Laurence; seine nicht unhübschen Züge waren durch ein
Grinsen entstellt.
    «Obwohl ich
Ihnen, Ma'am, noch nicht sagen kann, was er besessen hat, habe ich keinen Grund
anzunehmen, daß er mich zum Erben von mehr als dem Ertrag gemacht hat, den sein
Gut abwirft. Und da Sie und George mir oft den jammervollen Zustand des Gutes
beschrieben haben, kann ich mir vorstellen, daß die Instandsetzung den Ertrag
und ein gutes Stück Geld darüber hinaus erfordern wird.»
    «Hast du
die Absicht, das zu tun?» fragte Julian neugierig, «willst du es
instandsetzen?»
    «Vielleicht.
Ich kann das noch nicht sagen, ehe ich es gesehen habe.»
    «Natürlich
nicht – Waldo, du weißt, ich brauche es nicht. Aber was, zum Teufel,
willst du damit machen?» Er lächelte, schwieg und sagte dann boshaft:
«Ich schwöre, daß ich es weiß, aber ich werde George nichts verraten – Ehrenwort
eines Lindeth!»
    «Mir
verraten?» sagte George mit einem verächtlichen Schnauben. «Hältst mich wohl
für einen jungen Dummkopf? Natürlich braucht er es für ein neues Waisenhaus!»
    «Ein
Waisenhaus?!» Laurence sprang auf die Füße und blickte Sir Waldo mit
zusammengekniffenen, blitzenden Augen an. «Das ist es also? Was mein Eigentum
sein sollte, wird an das Gesindel aus den Slums vergeudet? Du brauchst es nicht
selbst, aber du machst lieber einen Haufen von schmutzigen, unnützen Bälgern zu
Nutznießern, als deine eigenen Freunde und Verwandten!»
    «Ich glaube
nicht, daß du dich um irgendwelche meiner Freunde und Verwandten sorgst – aber
du hast recht.»
    «Du – du –
bei Gott, mir wird übel!» sagte Laurence, vor Wut zitternd.
    «Gut, dann
geh!» empfahl Julian, so rot, wie Laurence blaß war. «Du bist ja nur gekommen,
um herumzuschnüffeln, und das ist dir gelungen, und wenn du glaubst, Waldo
unter meinem Dach beleidigen zu können, dann irrst du dich!»
    «Beruhige
dich, Speichellecker, ich gehe schon! Mach dir keine Mühe, mich hinunter zu
begleiten!» rief er Julian zu, und zu Lady Lindeth
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