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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer
Autoren: Eskapaden
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zu
gut wußte, was es hieß, den Bogen bei ihm zu überspannen, versprach sie
kleinlaut: «Ich bin ja schon still, Dominic. Aber nicht wahr, du schreibst
diesen Brief?»
    Mr. Comyn
sagte mit seiner ernsten jungen Stimme: «Ich glaube, Lord Vidal hat ein Recht
darauf, meine Glaubwürdigkeit zu prüfen. Mylord, ich bin mir bewußt, daß ich
Ihnen wie ein Abenteurer erscheinen muß, aber ich kann Ihnen versichern, ich
bin nichts dergleichen. Meine Familie ist im westlichen England bekannt und
angesehen, und im Notfall wird Lord Carlisle ein Wort für mich einlegen.»
    «Gott
behüte, Sir! Schließlich bin ich nicht der Tugendwächter dieses Mädchens!»
sagte Seine Lordschaft. «Sie täten besser, das alles Julianas Bruder zu
erklären.»
    Mr. Comyn
und Miss Marling tauschten einen kläglichen Blick.
    «Mr.
Marling und Lady Fanny sind über meinen Stand sehr wohl im Bilde – aber ich darf
mir leider nicht schmeicheln, daß sie meine Werbung mit Wohlwollen aufnehmen.»
    «Selbstverständlich
nicht», stimmte der Marquis zu. «Sie werden eben mit Juliana durchbrennen
müssen.»
    Auf Mr.
Comyns Gesicht malte sich äußerste Bestürzung. «Durchbrennen, Mylord?»
stammelte er.
    «Was sonst?
Oder Sie geben die Sache auf», antwortete Seine Lordschaft.
    «Mylord»,
sagte Mr. Comyn feierlich, «ich bitte Sie, mir zu glauben, daß ich mit meiner
Reise nach Paris keine solche Ungehörigkeit verbinden will. Es war schon immer
der Wunsch meines Vaters, mich einmal nach Frankreich zu schicken, und Mis
Marlings diesbezügliche Pläne bestärken mich nur in meinem Entschluß.»
    «Ja», sagte
Juliana nachdenklich, «aber trotzdem bin ich nicht sicher, ob das nicht eine
ausgezeichnete Lösung wäre, Frederick. Ich muß sagen, Vidal, manchmal hast du
geradezu geniale Einfälle! Ich frage mich, warum ich nicht selbst darauf
gekommen bin.»
    Mr. Comyn
betrachtete sie nicht ohne einen Anflug von Strenge. «Juliana – das ist wohl
nicht dein Ernst! Du kannst doch nicht annehmen, daß ich dich hinterrücks
entführe? Seine Lordschaft beliebte zu scherzen.»
    «O nein,
keineswegs. Genau das würde er nämlich in unserem Fall tun. Es hat keinen Sinn,
anständig und ehrbar zu sein, Frederick – wir könnten am Ende doch gezwungen
sein, heimlich zu fliehen. Außer ...» Sie hielt inne und blickte zweifelnd zu
Vidal empor. «Denkst du, daß man vielleicht Onkel Justin überreden könnte, sich
bei Mama als Fürsprecher zu verwenden?»
    Mylord
beantwortete diese Frage, ohne zu zögern. «Sei nicht albern, Ju.»
    «Na ja, das
habe ich befürchtet», seufzte sie. «Jammerschade, denn Mama tut immer, was
Onkel Justin sagt.» Sie entdeckte eine untersetzte Figur am anderen Ende des
Raumes. «Da ist John! Es ist besser, wenn du jetzt gehst, Frederick, damit er
nicht sieht, daß du dich mit meinem Cousin unterhältst.»
    Der junge
Mann zog sich mit einer Verbeugung zurück, und kaum war er verschwunden, wandte
sie sich dem Marquis glühend vor Begeisterung zu. «Ist er nicht bezaubernd,
Vidal?»
    Mylord
schaute stirnrunzelnd auf sie nieder. «Juliana», sagte er, «verstehe ich
richtig, daß du diesen Burschen mir als Ehemann vorziehst?»
    «Unbedingt»,
versicherte sie ihm.
    «Du hast
einen sehr schlechten Geschmack, meine Liebe», stellte Mylord etwas kühl fest.
    «Was du
nicht sagst, liebster Cousin! Und darf ich fragen, warum du diesem gelbhaarigen
Geschöpf, mit dem ich dich im Vauxhall sah, als Ehefrau mir gegenüber den
Vorzug gibst?»
    «Irrtum,
liebste Cousine! Ich beabsichtige weder sie noch dich zu heiraten. Außerdem bin
ich mir nicht sicher, welches gelbhaarige Geschöpf du meinst.»
    Miss
Marling traf Anstalten, sich zu verabschieden. Sie machte einen würdevollen
Knicks und sagte: «Da ich mit den Leuten, mit denen du verkehrst, keinen Kontakt
pflege, kann ich dir den Namen der Dame leider nicht verraten.»
    Der Marquis
verbeugte sich anmutig. «Ich werde es überleben.»
    «Du bist
frech und unerträglich», sagte Miss Marling unwirsch und rauschte davon.

2
    Im sonnigen Salon, von dem aus man die
Straße überblicken konnte, saß die Herzogin von Avon und lauschte ihrer
Schwägerin, Lady Fanny Marling, die zu einem Vormittagsbesuch gekommen war, um
bei einer Tasse Schokolade und Zuckerplätzchen die Ereignisse der Woche durchzuhecheln.
    Lady Fanny
sah im grausamen Licht des hellen Tages nicht gerade vorteilhaft aus, während
auf den Wangen Ihrer Gnaden trotz ihrer vierzig Jahre noch immer ein Hauch
jugendlicher Frische lag, der die
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