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Gemischte Gefühle

Gemischte Gefühle

Titel: Gemischte Gefühle
Autoren: Ronald M. Hahn
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plötzliche Angst – eisig, weißt du, richtig lähmend, du verstehst, Mann? –, diese grauenhafte Angst, die mit einem Mal wie Jauche in mir hochstieg und sogar die Kotze sich zusammenkrümmen ließ, diese Angst machte mich stumm. Yeah, Mann, kein einziges Wort konnte ich mehr sagen! Ich hatte einen Geschmack nach Gift und Tod auf der Zunge, ich zitterte und bebte an allen Gliedern, und vielleicht schrie ich auch vor Entsetzen, aber dann …
    Und dann bekam ich den Durchblick! Yeah, Mann, stell dir das vor! Alles lag wie unter ’ner Riesenfunzel vor meinen Augen, völlig durchleuchtet!
    Ich begriff, warum ich hier auf der Straße lag und nicht irgendwo auf dem Land im weichen Bett einer stink vornehmen Villa, neben mir ’ne schnurrende Mieze …
    Damals – vor zig armseligen, beschissenen Jahren –, damals in der Schule, wer brachte mich da um gute Zensuren, ließ mich sogar rausschmeißen? Ein verdammter Nigger-Lehrer! Klar, denn wieso hatte ich sonst nie die Prüfungen bestanden, war überall durchgerasselt? Der Nigger!
    Und Anne-Jane, Anne-Jane, der süße kleine Käfer, Anne-Jane, die als erste in der Nachbarschaft Brüste hatte und Haare zwischen den Beinen; Mann, ich hatte sie endlich in mein Zimmer gelotst, meine drei Brüder rausgeworfen, alles war easy, ich fummelte schon an ihrem Schlüpfer herum, Mann, war das stark, doch da platzte dieser Bastard von Collins herein, wollte mich angeblich zum Baseball abholen, fuck it! Alles war natürlich im Eimer, Anne verduftete, und ich stand mit meiner offenen Hose blöd da rum! Und Collins war auch ein Nigger!
    Weiter! Weiter!
    Sandy, klein, wild – und schwarz! Dutzende Male hatte sie mich versetzt, aber ich armer Irrer glaubte ihren Ausreden, fiel auf ihr Wimpergeklimper rein, bis ich dahinterkam, daß sie sich mit meinem besten Freund auf der Matratze tummelte.
    Und der Job bei IBM, ’n wirklich guter Job im Lager, wo man allerhand mitgehen lassen konnte, und ich verdiente gut daran, bis sie dahinterkamen, was lief. Natürlich wurde ich sofort gefeuert, und die Monate im Knast waren auch nicht von Pappe, aber erst jetzt ging mir auf, daß einer meiner Kollegen auch ein Nigger gewesen war! Nur der konnte mich angeschissen haben!
    Und so ging es immer weiter. Endlich verstand ich, warum mein Leben so verkorkst war, wer es verkorkst hatte und warum man mich ungestraft wie den letzten Dreck behandeln konnte – weil ich arm und ohne Macht war!
    Nigger! Nigger! Nigger!
    Und der Alte kicherte und schmatzte an dem Flachmann. Und dann verharrte er plötzlich, schleuderte die halbvolle Pulle einfach auf die Straße, wo sie klirrend zerbrach und der ganze schöne Fusel auslief.
    Ich war ziemlich sauer und fluchte und beschimpfte ihn, aber er legte einen Finger an die Lippen und zeigte nach vorn. Ich blickte auf.
    Yeah, Mann, und da kam er. Besoffen, klar; denn jeder, der um diese lausige Zeit noch auf der Straße rumspaziert, ist besoffen. Er war besoffen und schwarz, ein torkelnder, verdammter Nigger.
    Dämonen! flüsterte der Alte.
    Oh, Mann, und ich schwör dir, ich schwör dir beim Arsch des Propheten, ich erkannte da die richtige Gestalt dieses getarnten Satans! Ich schiffte mir vor Angst fast in die Hosen, aber dann schluckte ich die Furcht runter und starrte den Nigger an.
    Ganz deutlich konnte ich die Hörner erkennen, die an seinen Schläfen wucherten, ganz deutlich funkelten die Reißzähne, und ich weiß, wovon ich spreche! Ich hab genug Filme gesehen über diese Viecher; Vampire, Werwölfe und so! Mann, und ich entdeckte, daß der Niggerdämon nur so tat, als sei er betrunken, er tat nur so und stierte uns gierig mit seinen Raubtieraugen an!
    Yeah, Mann, ich kotzte wieder, diesmal vor Angst.
    Was sollen wir tun? fragte ich den Alten.
    Der Niggerdämon torkelte, schlich näher.
    Der Alte griff unter sein speckiges, dreckiges Hemd und hielt mit einem Mal zwei Messer in der Hand. Gut poliert, gut geschärft, von einer Größe, wie man sie auf Schlachthöfen findet. Er gab mir eines und erhob sich langsam. Ich hinterher, nicht mehr auf die Kopfschmerzen achtend, und nebeneinander gingen wir auf den Bastard zu, die Messer hinterm Rücken versteckt.
    Dann waren wir bei ihm. Er starrte uns blöde an.
    Habt ihr ’ne Kippe? fragte er lallend, aber er tat nur so, verdammt, verdammt, er tat nur so, dieser Satan!
    Und ich schwöre dir, seine Stimme klang wie ’n Reibeisen, schlimmer als im Exorzisten, und ich bibberte vor Angst, und nur die entschlossene Fratze
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