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Geliebter Vampir (German Edition)

Geliebter Vampir (German Edition)

Titel: Geliebter Vampir (German Edition)
Autoren: Earl Warren
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«
    » Darauf verzichte ich « , antwortete Helen dann jeweils.
    » Du lässt dich auf ein Niveau herab, auf dem eine Farrar nichts zu suchen hat « , meinte dann jeweils ihre Mutter. » Schlimm genug, dass du studieren musstest , und ausgerechnet M e dizin. Ein Unding für eine Dame. «
    » Ich bin lieber Ärztin als eine Dame « , erwiderte Helen bei so l chen Gesprächen.
    » Deinen Starrkopf hast du von deinem irischen Großvater g e erbt « , seufzte die Mutter dann. » Den Störrischen Farrar hat man ihn genannt. Er starb an der Cholera, weil er unbedingt noch mit 78 Jahren bei der großen Epidemie 1858 die erkrankten Sklaven in ihren Massenquartieren behandeln musste . Keiner von se i nen jüngeren Kollegen ist je dort hingegangen. - Ein Wahnsinn war das. «
    » Großvater Farrar war eben mit Leib und Seele und Arzt « , an t wortete Helen dann jeweils. » Ich bin stolz, dass ich in seine Fu ß stapfen treten kann. «
    Dr. Jacob Farrars Bild hing in Helens Arztpraxis an einem E h renplatz. Sie fragte sich oft, wie sich ihr Großvater wohl in e i ner bestimmten Lage verhalten hätte, wenn sie nicht wusste , was sie tun sollte.
     
    *
     
    Es war keine Droschke aufzutreiben. Wohl oder übel musste H e len ans andere Ende der Stadt laufen. Gentilly Terrace war i m mer noch eine vornehme Wohngegend. Doch nach dem Bürgerkrieg hatte sich dort vieles verändert. Die früheren Herrschaften lebten oft in ein paar Zimmern ihrer Häuser, während der Rest vermi e tet war.
    Oder sie hausten gar in den umgebauten Remisen und Dienstbote n häuschen und -kammern und konnten froh sein, dass sie dort übe r haupt ein Dach über dem Kopf hatten. In ihren früheren Großwohnu n gen und Häusern wohnten jetzt hauptsächlich Neureiche und Nor d staatler.
    Helen durcheilte die Straßen. In Gedanken war sie bei ihrer Schwester Blanche. Deshalb paßte sie nicht scharf genug auf. Sonst wäre sie nicht bei einem Straßenausschank vorbeigegangen, an dem Gesindel herumlungerte. Auch hier wurde der Mardi Gras gefeiert und wirkten das tolle Treiben und reichlicher Alkoholgenu ss sich aus.
    Die zechende Gruppe beim Straßenausschank war neun Mann stark. Drei farbige Mädchen und zwei weiße, die Helen für Dirnen hielt, gehörten dazu. Bei den Männern handelte es sich um vier Weiße und fünf Schwarze. Fünf davon trugen Uniformhosen der Nordstaatena r m e e, die anderen vier Militärstiefel. Sie ha t ten sich alberne Strohhüte und Mardi-Gras-Masken aufgesetzt.
    Natürlich waren sie alle bewaffnet. Jeder trug einen Revolver versteckt oder sichtbar bei sich oder hatte zumindest ein Messer, wobei der gefürchtete Bowieknife bevorzugt wurde. Mit diesem gr o ßen Kampfmesser konnte ein damit erfahrener Mann glatt einen Bären t ö ten.
    Als Helen vorbeiging, pfiffen die wüsten Kerle. Im Dienst wu r den sie kurz gehalten, aber jetzt schlugen sie über die Stränge.
    » Was ist denn das für ein Häschen ? « , fragte einer.
    Ein hünenhafter Neger mit Soldatenstiefeln, einer Ruine von Strohhut, Clownsnase und -hemd stellte sich ihr in den Weg.
    » Ich bin Big Sam. Gib mir einen Kuss als Wegzoll. Ich gefallen dir doch? Einen so großen, schönen und starken schwarzen Mann wie mich findest du in ganz New Orleans nicht mehr. - Wie ist es mit uns, weiße Lady? «
    Helen wusste , dass sie in großer Gefahr war. Jetzt galt es, die Nerven zu bewahren. Nur Kaltblütigkeit und entschlossenes Auftr e ten konnten sie retten, oder ihr würde Schlimmes zust o ßen.
    » Lassen Sie mich vorbei « , sagte sie. » Ich wohne hier ganz in der Nähe. Ich bin Ärztin und komme von einem Krankenbesuch. «
    » Ärztin? Du willst Ärztin sein, Zuckerpuppe ? « , fragte ein we i ßer Mann, der Soldatenstiefel und dazu eine Königskrone aus gold e ner Pappe aufhatte. Außerdem hatte er eine Damenbluse ü bergezogen, was er für witzig hielt. » Dann kannst du mich untersuchen. Soll ich mich freimachen? «
    Die Meute lachte wiehernd. Helen wendete sich an den herkul i schen Big Sam.
    » Ich bin Dr. Helen Farrar und habe meine Praxis am Rand vom French Quarter, in der Lafayette Street. Ich behandle Schwarze g e nauso wie Weiße. «
    Big Sam hatte entweder noch nie etwas von Helens Praxis g e hört, oder er wollte sich nicht erinnern. Er grinste von Ohr zu Ohr.
    » Trink einen Schluck « , sagte er und hielt Helen einen Becher mit Rum hin. » Wie ist es dann mit dem Kuss ? «
    » Nein, danke. Ich will beides nicht. «
    » Du bist dir wohl zu gut, um mit den Soldaten der
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