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Geliebter Vampir (German Edition)

Geliebter Vampir (German Edition)

Titel: Geliebter Vampir (German Edition)
Autoren: Earl Warren
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sie trank. Abgehetzt und verschwitzt, wie sie war, brauchte sie dringend eine Erfrischung.
    Durch die Rauchschwaden und den Dunst im Lokal sah sie Bla n che oben auf der Galerie stehen.
    Helen winkte, und Blanche verschwand. Rasch eilte Helen hi n auf. Ihre Schwester stand im Gang oben bei einer Fensternische, vor der sich ein Liebespaar intensiv küsste . Der Mann war ein Besatzung s soldat. Das verrieten seine blauen Uniformhosen, die er auch beim Karneval nicht ablegen wollte. Die Maske hatte er abgenommen und küsste eine Kre o lin.
    Blanche verschwand in der Fensternisch e . Helen rief ihren N a men » Blanche, warte auf mich ! « , und lief hin. Aus Versehen re m pelte sie das Liebespaar an.
    » Können Sie denn nicht aufpassen ? « , fragte der backenbärtige junge Mann barsch.
    » Entschuldigen Sie. Wo ist die bleiche blonde Frau, die eben noch hier war? «
    » Na, da in der Nische. Wo sonst? «
    » Ich sehe dort aber niemand. «
    » Was weiß ich denn. Soll ich auf jeden aufpassen, der vorübe r geht? Stören Sie uns nicht, Sie sehen, wir sind beschä f tigt. «
    Der Soldat küsste die Kreolin wieder. Hingebungsvoll schmiegte sie sich an ihn. Sie war fast weiß, für einen Südstaatler galt sie jedoch als eine Farbige. Gewiss war sie als Sklavin geboren. Seit Ende des Bürgerkriegs war sie frei.
    Helen zwängte sich in die Fensternische. Ein durchbrochenes Gitter versperrte sie. Nicht einmal eine Katze konnte sich durch das Gitter hinauszwängen. Blanche war jedoch weg. Helen trat an das durchbrochene Metallgitter mit ornamentierten Au s sparungen und scha u te hinaus.
    Sie sah eine riesige Fledermaus im bleichen Mondlicht d a vonflattern. Mit rotglühenden Augen schaute diese sie an. Ein schriller Schrei tönte, dann war die Fledermaus in der Nacht ve r schwu n den.
     
    *
     
    Tief betroffen verließ Helen die Fensternische und das Bal l haus. Sie machte sich auf den Weg zu dem Haus drüben im Stad t teil Gentilly Terrace, wo sie mit ihren vom Schicksal schwer gebeute l ten Eltern und ihrer Tante wohnte. Unterwegs musste sie ständig an ihre Schwester denken.
    Blanche war der Liebling ihres Vaters gewesen, der als Major unter General Lee gedient hatte. Ihr Tod hatte ihn fast um den Verstand gebracht. Seitdem war er nicht mehr er selbst. Schon vo r her die Niederlage des Südens, an dessen Sieg er felsenfest g e glaubt hatte, war furchtbar für ihn gewesen. Knapp sieben Jahre war es her, seit die Union die Konföderierten besiegt hatte, der industrielle und nüchterne Norden über die Baumwollbarone des S ü dens triumphierte. Die Wunden und Folgen davon w a ren noch deutlich zu spüren.
    Den Farrars hatte bis Kriegsende eine große Plantage am Fluss gehört, ein prächtiger Herrensitz. Sie hieß Heavens’s Gate - Hi m melstor. Paul, Helen und Blanche, die drei Farrar - Geschwister, w a ren dort in Pomp und Luxus aufgewachsen. Scharen von Dienstboten hatten sie versorgt. Wenige Tage vor Kriegsende war Heaven’s Gate bei Kämpfen völlig zerstört und niedergebrannt wo r den.
    V erbrannte Erde, mehr blieb nicht vom Reichtum und allen Trä u men. Zum Wiederaufbau fehlte das Geld. Der Krieg hatte den Farrars alles genommen .
    Die Bekanntschaft mit Allan Dubois, der sich von der Niede r lage des Südens rasch erholt hatte und ausgezeichnete Geschäfte abschloss , war für die meisten Mitglieder der Familie Farrar ein großer Glücksfall gewesen. Allan unterstützte sie großzügig. Er hatte Helen angeboten, ihr eine erstklassige Praxis einzuric h ten, was sie jedoch ableh n te.
    Stur wie ein Maulesel nannte ihr Vater sie deshalb. Die Mu t ter tadelte sie, und die alte Tante Pitty, die mit zur Familie gehö r te, seufzte und jammerte. Sie führte sich auf wegen Helens Suffr a gettentum, wie sie es nannte.
    » Du hast eine Armenpraxis « , hörte Helen oft. » Dabei könntest du die Spitzen der Gesellschaft von New Orleans behandeln. Chefärztin könntest du werden. Allan würde dir sogar eine Klinik einrichten oder dich erstklassig unterbringen. «
    Major John Farrar, wie sich Helens Vater immer noch gern nennen ließ, zitierte dazu: » Wo Geld voranmarschiert, sind die Wege frei. - Und Allan Dubois ist schon unverschämt reich. W a rum lässt du dich von ihm denn nicht unterstützen? Ist es so schön, Neger und Arme zu behandeln, in verwanzte Hütten und schmutzige Mietskasernen zu gehen und da seine Patienten zu haben? - Vergi ss endlich, dass er dich bitter enttäuscht hat. Er möchte es wiedergutmachen.
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