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Geliebter Schuft

Geliebter Schuft

Titel: Geliebter Schuft
Autoren: Jane Feather
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aus.
    »In Elises Salon an der Regent Street«, erwiderte Chastity prompt. »Drei Nummern lagen zum Verkauf auf.«
    »Und ich sah einige bei Helene«, warf Prudence ein. »Im Schaufenster war ein reizendes Strohhütchen, das ich unbedingt anprobieren musste. Für diesen Regen natürlich höchst unpraktisch. Aber dort lag dieses Blatt auch auf.«
    »Man konnte es kaufen?«, rief Lady Armitage aus. »Es wurde noch nie zum Verkauf angeboten.«
    »Nein, aber jetzt wurde der Inhalt erweitert, glaube ich«, sagte Constance nachdenklich. »Einige Artikel könnten dich wirklich interessieren ... die Maguire-Hochzeit etwa.«
    »Nun ja ...« Lady Armitages Hand verharrte über dem Blättchen. »Vielleicht könnte ich ja einen Blick riskieren.«
    »Behalte es«, sagte Constance großzügig, »ich habe es schon gelesen.«
    »Lieb von dir, aber ich dürfte damit nicht nach Hause kommen. Ambrose bekäme einen Anfall.« Trotz ihrer Einwände faltete sie die Seiten sorgfältig zusammen.
    »Lass es in der Garderobe liegen, wenn du damit fertig bist«, schlug Prudence beiläufig vor. »Dann wird niemand wissen, dass du es gelesen hast.«
    »Ich werde es zerreißen und wegwerfen«, erklärte Elizabeth und stopfte das Blatt energisch in ihre Handtasche. »Ein skandalöses Machwerk.«
    »Ganz recht«, murmelte Chastity mit winzigem Lächeln. »Den Artikel über die Maguire-Hochzeit findest du auf Seite zwei. Wir sehen uns heute noch auf der Soiree bei den Beekmans. So viel ich weiß, wurde auch eine Opernsängerin geladen. Aus Mailand, glaube ich.«
    »Ach ja, ich werde kommen. Für den armen Armitage ist es nicht das Richtige, ich aber liebe Gesang über alles. Schöne Stimmen sind einfach hinreißend.« Elizabeth führte die Hand an ihre Kehle, als st ün de sie im Begriff, eine Arie anzustimmen.
    Die Schwestern lächelten, bedachten den Abgeordneten von Southwold mit leisen Abschiedsworten und neigten gleichzeitig die Köpfe. Als sie hinausgingen, waren ihre Absätze auf dem Marmorboden überlaut zu hören.
    »Wie sollen wir jemals damit Geld verdienen, wenn du das Blättchen verschenkst?«, sagte Prudence vorwurfsvoll, als sie auf Constances Hut und Schirm warteten.
    »Es ist ein Weg, Nachfrage zu schaffen«, erklärte Constance, die ihren traurig aussehenden Hut mit einer Grimasse betrachtete. »Ich wusste ja, dass die Feder ruiniert sein würde.« Sie sah in den Spiegel, als sie die Hutnadeln feststeckte. »Vielleicht kann ich statt der Feder etwas anderes nehmen und den Hut behalten. Was meinst du, Prue?«
    Prudence ließ sich von der Frage, die ihr unfehlbares Gespür für Mode ansprach, ablenken. »Nimm Seidenblumen«, sagte sie. »Bei Helene gibt es sehr hübsche. Wenn wir morgen hingehen, wird es sich auch zeigen, ob sie von unserem Blatt einige Exemplare verkauft hat.«
    »Und was haltet ihr vom Ehrenwerten Gentleman?«, fragte Constance, als sie hinaus auf den Piccadilly Square traten. Sie betonte Max Ensors Titel als Mitglied des Parlaments. Der Regen hatte aufgehört, das Pflaster glänzte unter den schwachen Strahlen der späten Nachmittagssonne.
    »Sehr distinguiert und sehr wahrscheinlich sehr aufgeblasen«, erklärte Chastity. »Da er Letitia Grahams Bruder ist, lässt es sich nicht vermeiden, dass wir ihm wieder über den Weg laufen.«
    »Hm«, murmelte Constance in beiden Richtungen nach einer Droschke Ausschau haltend. Als sie ihren Schirm hob, kam klappernd ein Wagen an den Straßenrand gefahren. Die nassen Flanken des Pferdes dampften in der nunmehr feuchten Sommerluft. »Manchester Square zehn«, wies sie den Kutscher an, als sie, gefolgt von ihren Schwestern, einstieg.
    Falls Prudence und Chastity bemerkten, dass sich ihre Schwester mit einer Meinungsäußerung über Max Ensor zurückhielt, verloren sie kein Wort darüber.
    Max Ensors Blick folgte den drei Schwestern nachdenklich, als sie Fortnum and Mason verließen. Er war überzeugt, dass nicht allein er, sondern auch Elizabeth Armitage Gegenstand leisen Spottes gewesen war. Ob Elizabeth es bemerkt hatte? Irgendwie bezweifelte er es. Die Ironie war so subtil, dass sie auch ihm beinahe entgangen wäre. Nur eine Andeutung im Ton, ein Blitzen in den Augen.
    Ein gut aussehendes Trio. Alle drei waren Rotschöpfe mit feinen Abstufungen des Farbtons, vom Rostrot des Herbstlaubes über Zimt, bis hin zu unverfälschtem Rot bei derjenigen, die er für die Jüngste hielt. Und alle waren sie grünäugig, wiederum in verschiedenen Farbschattierungen. Constance, die
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