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Geliebter Schuft

Geliebter Schuft

Titel: Geliebter Schuft
Autoren: Jane Feather
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Wesensart«, erklärte Constance mit der Andeutung eines Lächelns. »Anders als wir, Prudence.«
    »Ja«, gab Prudence ihr Recht. »Wir sind richtige Ungeheuer. Wir würden alle bei lebendigem Leib auffressen, wenn wir könnten.«
    »Aber denk daran, dass Mutter immer sagte, Chas ließe sich trotz ihrer scheinbar nachgiebigen Art von niemandem etwas dreinreden«, wandte Constance ein.
    Prudence blieb ihr die Antwort schuldig, so dass beide einen Moment wortlos dasaßen, in Erinnerungen an ihre drei Jahre zuvor verstorbene Mutter versunken.
    »Glaubst du, sie würde sich im Grab umdrehen, wenn sie wüsste, dass wir mit The Mayfair Lady Geld verdienen wollen?«, fragte Constance nach einer Weile, als die Walzerklänge verstummt waren.
    »Nein, sie würde es sehr begrüßen«, erwiderte Prudence mit Nachdruck. »Wir müssen schließlich etwas tun, um die Familie über Wasser zu halten, und Vater ist uns dabei keine Hilfe.«
    Nach einer Weile kehrte Chastity am Arm ihres Partners, den sie mit liebenswürdigem, wenn auch entschiedenem Lächeln entließ, an den Tisch zurück.
    Sie nahm ihren Platz wieder ein. »Wo waren wir stehen geblieben?«
    »Bei unseren finanziellen Plänen«, sagte Constance. »Ich fragte Prue, ob sie glaube, dass Mutter von der Vorstellung, für The Mayfair Lady einen Verkaufspreis zu verlangen, entsetzt wäre.«
    »Nein, natürlich nicht. Sie hätte es selbst getan, wenn es nötig gewesen wäre.«
    »Und dieser Fall wäre nicht eingetreten. Wäre sie noch am Leben, hätte Vater sich niemals auf so ein riskantes finanzielles Abenteuer eingelassen.« Prudence schüttelte missbilligend den Kopf. »Was ist ihm nur eingefallen, jeden Penny in ein so gewagtes Unternehmen zu stecken? Wer hat jemals etwas von einer Eisenbahn durch die Sahara gehört?«
    »Die Trans-Sahara-Bahn«, sagte Constance und lachte unwillkürlich auf. »Wäre unsere Situation nicht so ernst, wäre es komisch.«
    Prudence ließ sich zu einem Lachen verleiten, das ebenso unwillig klang wie das ihrer älteren Schwester, und Chastity war vergebens bemüht, sich ein Lächeln zu verkneifen.
    Ihre Mutter, Lady Duncan, hatte allen drei Töchtern einen guten Sinn für Humor vererbt, der oft unangebracht und schwer zu unterdrücken war.
    »Seht nicht hin, aber meine Ohren glühen«, sagte Chastity gleichmütig und nahm eine dicke Rosine vom Tablett. »Jede Wette, dass man in eben diesem Moment ausgiebig, um nicht zu sagen - genüsslich über uns herzieht.«
    »Wer?« Prudence lehnte sich zurück und ließ ihren kurzsichtigen Blick durch den Raum wandern.
    »Elizabeth Armitage nahm eben mit einem Mann Platz, den ich noch nie gesehen habe.«
    »Interessant«, sagte Constance. »Ein Fremder in dieser Umgebung ist ein seltener Anblick. Wo sitzen sie?«
    »Hinter dir, aber dreh dich nicht um, es wäre zu auffallend. Ich weiß, dass sie über uns spricht. Fast kann ich es von ihren Lippen ablesen.«
    »Eine richtige Klatschbase«, erklärte Prudence.
    »Was ist denn so schlimm an Klatsch?«, meinte Constance. »Ich schreibe immer darüber.« Sie deutete auf das Blättchen, das noch auf dem Tisch lag. »Sieh dir an, was ich auf Seite zwei über Patsy Maguires Hochzeit schrieb.«
    »Das ist nicht richtiger Klatsch«, sagte Chastity. »Das fällt unter Gesellschaftsnachrichten.«
    »Ich könnte mir vorstellen, etwas Boshaftes zu schreiben, wenn ich der Meinung wäre, es würde einem nützlichen Zweck dienen«, sagte Constance nachdenklich. »Mutter war sehr dafür, die Heuchelei der Menschen bloßzustellen, wenn sie glaubte, etwas damit bewirken zu können.«
    »Dann wäre es auch nicht nur boshaftes Geklatsche«, stellte Chastity fest. »Ich würde gar zu gern wissen, was Elizabeth über uns zu sagen hat. Ich muss schon sagen, der
    Mann ist ein wahres Prachtexemplar. Viel zu attraktiv, um mit Lady Armitage zu tratschen. Mal sehen, ob ich die beiden aus der Fassung bringen kann.« Sie stützte die Ellbogen auf, legte das Kinn in die Hand und blickte unverwandt und gelassen zu einem Tisch, an dem eine eckige Dame in mittleren Jahren in ein Gespräch mit einem hochgewachsenen Mann vertieft war, dessen Haar ihm in einer großzügigen Welle in die Stirn fiel.
    »Chas, du bist schlimm«, sagte Prudence, obwohl sie ihre Schwester nachahmte und ebenfalls die Ellbogen aufstützte und den Blick unbeirrt auf den bewussten Tisch richtete. Constance, die Lady Armitage und ihrem Begleiter den Rücken zukehrte, verbiss sich ihr Lächeln und wartete auf den
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