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Geliebte Nanny

Geliebte Nanny

Titel: Geliebte Nanny
Autoren: Eileen Schlueter
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über diese Sorte Typen bescheid.
     »Männer die solche Autos fahren, haben nicht viel in der Birne«, hat sie mich gewarnt. Sie wusste wovon sie sprach; ihre beiden Brüder Mehmet und Serdal besaßen schließlich die gleichen aufgemotzten Prollkarren wie Sören. Die drei gaben sich sozusagen bei derselben Tuning - Garage die Klinke in die Hand.
    Heute habe ich verstanden, was sie mir damals zu verklickern versuchte. Für Männer dieser Gattung sind Autos zig Mal wichtiger als harmonische Partnerschaften. Hätte Sören so etwas wie eine Prioritäten - Rangliste geführt (also hypothetisch gesehen gab es ja eine), stand ich, wenn überhaupt, ziemlich weit unten. Und womöglich in unlesbaren Hieroglyphen.
     Yasi ist Türkin. Als ich sie kennen lernte, wohnte sie mit ihrer konservativen Familie, die aus ihren streng gläubigen Eltern und zwei älteren Brüdern besteht, in einem Brennpunkt sozialschwacher Familien (die meisten mit Migrationshintergrund), in einem Viertel mit immens hoher Kriminalitätsrate. Sie gehörten definitiv zur gesellschaftlichen Unterschicht. Aber Yasi wollte schon bald diesem ständigen Kreislauf aus mangelnder Schulbildung, Arbeitslosigkeit, Frustration und Isolation, der sich Generation für Generation wiederholte, entkommen. Und sie wusste genau, wie man das anstellte. Erstens mit Bildung und zweitens mit dem ungeheuren Mut, sich als kleines türkisches Mädchen in die bizarre Welt zickiger Fünftklässlerinnen zu integrieren, die unsterblich in Michael Knight und dessen schwarzes Wunderauto mit der wahnsinnig sympathischen Stimme verknallt waren.
    Yasi war eine Rebellin, sehr zum Ärger ihres Vaters. Vor allem, als sie das Tragen eines Kopftuchs ablehnte oder später, als sie anfing zu studieren, anstatt zu heiraten.
    Yasi hatte den Sprung von einer Grundschule mit 80% - igem Ausländeranteil auf’s Gymnasium geschafft. Sie kam in die gleiche Klasse wie ich und war das einzige türkische Mädchen. Anfangs war sie zurückhaltend und wirkte, aufgrund ihres eigenartig durcheinander gewürfelten Kleidungsstils und jeder Menge goldener Armreifen, äußerst befremdlich auf die anderen Kinder. Zuerst wollte niemand mit ihr spielen. Aber Yasi war furchtbar klug und bereit sich anzupassen. Also tauschte sie eines Tages ihre knöchellangen bunten Röcke gegen Jeans und T - Shirts ein, kreuzte mit der allercoolsten Flik - Flak Uhr am Handgelenk auf und freundete sich notgedrungen mit uns an. Mit der Zeit wurde sie immer mehr die Yasemin, die sie heute ist. Mit blondierten Haaren, engen Jeans und körperbetonten Oberteilen. Emanzipiert, selbstbewusst, fortschrittlich und deutscher als so mancher Deutsche selbst. Kein Wunder, dass sie sich für ein Germanistikstudium entschieden hat. Sie isst sogar hin und wieder Schweinefleisch, was ich wirklich bemerkenswert finde. Würde ich zum Beispiel nach China auswandern, käme ich noch lange nicht auf die Idee, gebratene Hühnerkrallen zum Frühstück zu verspeisen, nur weil es dort üblich ist; Integration hin oder her.
     Volker – der Schnösel – parkt anstandslos vor der Eingangstür, dabei steht dort ein riesiges Parkverbotschild. Aber offenbar hat niemand Einwände gegen diese Dreistigkeit. Die Türsteher des e.Clubs winken ihn sogar noch heran. Dann ist er wohl in jedem Fall eine besondere Persönlichkeit. Soweit ich weiß, ist sein Vater irgendein hohes Tier bei der Bundesbank und Volker selber ist dort auch kürzlich untergekommen. Als Topmanager oder so.
     Im Club feiert fast ausschließlich die High Society von Düsseldorf und Umgebung. Ich kenne also niemanden. Na ja, bis auf diese kleine, brünette Fernsehmoderatorin, die zu elektronischen Beats ihre Hüften schwingt. Aber die kennt ja nun wirklich jeder. Die oberen Zehntausend wissen wirklich, wie man ausgelassen feiert. Mitgerissen von der feuchtfröhlichen Stimmung genehmige ich mir erstmal einen Martini.
     »Auf dein neues, von Sören befreites Leben.« Yasemin erhebt ihr Glas und wir stoßen an.
    Die Musik ist genau nach meinem Geschmack. Meine Füße sind drauf und dran sich selbstständig zu machen. Und während Silvana sich prächtig mit Volker und dessen Freundeskreis amüsiert, verkrümeln Yasi und ich uns auf die Tanzfläche.
    Ich tanze leidenschaftlich gern. Tanzen befreit den Kopf von unliebsamen Gedanken und tatsächlich gelingt es mir, auch noch den letzten, angestauten Sörenfrust abschütteln. Allerdings muss ich die Idee mit dem Komatrinken wieder verwerfen. Ein
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