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Gelbe Rosen

Gelbe Rosen

Titel: Gelbe Rosen
Autoren: Ashley Bloom
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konnte ohne die OxyBags
auskommen.
Man riet den Leuten aber trotzdem, weiterhin ihre
OxyBags umzuschnallen, für alle Fälle, falls sich irgendwo
ein Luftloch auftat oder es einen Unfall gab und schmutzige Luft
reinströmte.
    In den Gängen selbst gab es Sauerstoff, wie auch in
den Wohnungen, Büros und Geschäften in der Stadt, die alle
durch MetroSleeves oder der Schwebebahn zu erreichen waren.
    „ Früher haben das die Pflanzen übernommen“,
erklärte Jennifer ihrer Tochter.
„Echt? Die Pflanzen
haben den Sauerstoff hergestellt?“
„Sozusagen, ja. Und
es war guter Sauerstoff. Doch als die Pflanzen starben, war es auch
mit dem Sauerstoff dahin, deshalb können wir draußen nicht
mehr atmen. Und wir konnten eine Weile nirgends mehr hin, nur in
Notfällen und nur mit OxyBags. Dann haben sie die MetroSleeves
gebaut.“
„Also gab es die noch nicht, als du so klein
warst wie ich?“, fragte Penelope. Sie war jetzt wirklich
neugierig geworden.
    Jennifer schüttelte den Kopf. „Nein, wenn ich
früher zur Schule gegangen bin, dann bin ich draußen
gegangen. Ich weiß, es ist schwer für dich, das zu
verstehen. Dir diese andere Welt vorzustellen. Aber wir hatten es
einmal wirklich schön, waren frei wie der Wind. Konnten uns zu
jeder Tages- und Nachtzeit da draußen aufhalten, ohne zu
sterben.“
    Sie zeigte mit der Hand zum Fenster und nahm wieder
einmal voller Trauer und Wut den Anblick der neuen Welt wahr. Fast
zwanzig Jahre lang war es nun schon nicht mehr so, wie sie es einmal
gekannt hatte. Wer hätte sich all das vor nur zwei Jahrzehnten
vorgestellt?
Diese Dürre, diese Leere, diese Düsternis.

Einkaufen
    „Nun komm, Penelope“, sagte Jennifer.
Sie versteckte die Schachtel wieder unter dem Bett und stand auf.
„Wir müssen doch noch einkaufen gehen. Hol deine OxyBag.“
    Penelope hüpfte davon und angelte sich die
Umhängetasche, die eine kleine Sauerstoff-Flasche beinhaltete.
Sie stellten inzwischen hübsche bunte her, extra für
Kinder. Die von Penelope hatte die Form eines Regenbogenfisches.
Jennifer fragte sich wie so oft, warum die Regierung zuließ,
dass solche Sachen auf den Markt kamen. Natürlich stellten die
Kinder Fragen.
Woher kam die Idee zu diesem Fisch? Natürlich
daher, dass es ihn vor nicht allzu langer Zeit einmal wirklich
gegeben hatte. Doch das musste man verschweigen. Man durfte es die
Kinder nicht wissen lassen. Sie wuchsen in einer Welt voller
Unverständnis auf und in dem Glauben, dass all dies der Fantasie
entsprungen war.
    Als Jennifer und Penelope bereit waren, verließen
sie ihre Wohnung und fuhren mit dem Fahrstuhl hinunter,
achtundzwanzig Stockwerke, um im Erdgeschoss in einem der
MetroSleeves zu verschwinden.
    Sie folgten dem Gang, bogen an ein paar Zweigstellen ab
und erreichten den Supermarkt, der den Supermärkten aus
Jennifers Kindheit nicht im Geringsten ähnelte.
    Früher hatte es ganze Auslagen an frischem Obst und
Gemüse gegeben, Eier, Milch und Käse, eine Fleisch- und
eine Fischtheke. Heute waren da nur eine Handvoll Regale, in denen
BioTabs in allen möglichen Geschmacksrichtungen lagen.
    Bio-Tabs waren walnussgroße Tabletten, die den
Menschen Nährstoffe und Vitamine lieferten, alle künstlich
hergestellt, mit künstlichem, angeblich naturgetreuem Geschmack.
Außerdem enthielten sie Sattmacher.
Jennifer wusste gar
nicht mehr, wie es sich anfühlte, richtig satt zu sein, seinen
Magen mit nur allem Erdenklichen zu füllen, bis man bis oben hin
voll und glücklich war.
Sie wusste nicht mehr, wie ein
gebratenes Hähnchen schmeckte oder Schokolade. Oder eine Orange.
    ♣
    In den ersten Jahren nach der Katastrophe hatte man
sich noch von den eingelagerten Konserven ernährt: Ananas oder
Thunfisch in Dosen. Es hatte natürlich einen Vorrat an Nudeln,
Reis, Cornflakes, Schokolade und Keksen gegeben. Doch nach einer
Weile waren auch diese Dinge aufgegessen. Und man versuchte
verzweifelt herauszufinden, wie die Menschheit ohne neu produzierte
Nahrung überleben sollte.
    Es gab keine Tiere mehr, die Fleisch lieferten oder
Bäume, die Obst hervorbrachten. Man versuchte, in riesigen
luftdichten Treibhäusern neue Bäume zu pflanzen. Doch es
gab keine geeigneten Samen. Draußen war alles eingegangen.
Wie
sollte man ohne Saat neue Pflanzen sähen oder Getreide? Wie ohne
Eier neue Hühner züchten? Man hätte früher
handeln sollen, versuchen sollen zu retten, was noch zu retten war.
Doch in ihrer Gier hatten die Menschen nur ans Jetzt gedacht und
nicht ans Später.

Es
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