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Gejagt

Gejagt

Titel: Gejagt
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
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Erwartung, dass Kalona wie eine gigantische Mischung aus Fledermaus und Vogel über mir hing.
    Aber da war nichts. Rein gar nichts.
    Ich hob Nala auf und setzte mich aufs Bett. Mit bebenden Händen streichelte ich sie mechanisch, wieder und wieder. »War nur ein Albtraum … nur ein Albtraum … nur ein Albtraum«, sagte ich zu ihr, aber ich wusste, dass das nicht stimmte.
    Kalona war echt, und irgendwie war er in der Lage, in meinen Träumen zu mir zu kommen.

Zwei
    O
kay, und wenn sich Kalona in deine Träume schleichen kann, jetzt bist du wach, also reiß dich zusammen!
, befahl ich mir streng, während ich Nala streichelte und mich ihr vertrautes Schnurren allmählich beruhigte. Stevie Rae regte sich leicht im Schlaf und murmelte etwas Unverständliches. Dann lächelte sie – noch immer schlafend – und seufzte. Ich sah zu ihr hinüber, froh, dass sie mehr Glück mit ihren Träumen hatte als ich.
    Sanft zog ich die Decke zurück, unter der sie sich zusammengekuschelt hatte, und stieß einen lautlosen Seufzer der Erleichterung aus, als ich sah, dass durch den Verband über der schrecklichen Wunde, wo sie von einem Pfeil durchbohrt worden war, kein Blut mehr sickerte.
    Sie bewegte sich wieder. Diesmal flatterten ihre Augenlider und öffneten sich. Einen Augenblick lang sah sie verwirrt aus, dann lächelte sie mich schläfrig an.
    »Wie geht’s?«, fragte ich.
    »Ganz okay«, sagte sie matt. »Mach dir nich so viele Sorgen.«
    Ich erwiderte das Lächeln. »Das ist gar nicht so leicht, wenn die beste Freundin andauernd stirbt.«
    »Diesmal bin ich nich gestorben. Nur fast.«
    »Ich soll dir von meinen Nerven ausrichten, dass für sie das Wörtchen ›fast‹ keinen großen Unterschied macht.«
    »Sag deinen Nerven, sie sollen die Klappe halten und schlafen gehen.« Stevie Rae schloss die Augen und zog die Decke wieder hoch. »Ich bin okay«, wiederholte sie. »Wird schon alles wieder.« Und ihre Atemzüge wurden tiefer, und ich schwör’s – bevor ich einmal blinzeln konnte, war sie wieder eingeschlafen.
    Ich verbiss mir einen tiefen Seufzer, rutschte zurück auf meine Seite des Bettes und versuchte eine bequeme Lage zu finden. Nala kuschelte sich zwischen Stevie Rae und mich und gab dieses missmutige
Mi-ief-au
von sich, von dem ich wusste, dass sie damit sagen wollte, ich solle mich entspannen und einschlafen.
    Einschlafen? Und womöglich wieder träumen? Oh nee, bloß nicht.
    Stattdessen horchte ich auf Stevie Raes Atemzüge und streichelte gedankenverloren Nala. Es war so wahnsinnig seltsam, wie normal alles wirkte, hier in der kleinen Seifenblase aus Frieden, die wir uns geschaffen hatten. Während ich die schlafende Stevie Rae betrachtete, konnte ich kaum glauben, dass noch vor ein paar Stunden ein Pfeil ihre Brust durchbohrt hatte und wir in wilder Flucht das House of Night verlassen hatten, während die Welt um uns in Chaos versank. Während ich mit dem Widerwillen kämpfte, wieder einzuschlafen, wanderten meine erschöpften Gedanken zurück, und ich durchlebte noch einmal die Ereignisse dieser Nacht. Und ich wunderte mich wieder, dass es uns allen überhaupt gelungen war, am Leben zu bleiben …
     
    Ich erinnerte mich daran, wie Stevie Rae mich um einen Stift und Papier gebeten hatte, weil sie, absurderweise, den Augenblick nutzen wollte, um eine Liste der Sachen zu machen, die wir noch in den Tunneln brauchten, um genug Vorräte und Ausrüstung zu haben, falls wir uns hier eine Weile verstecken mussten.
    Sie hatte mich mit total ruhiger Stimme darum gebeten, während sie mit dem Pfeil in der Brust vor mir saß. Ich weiß noch, wie ich sie anschaute und mir bei dem Anblick wirklich übel wurde und wie ich dann wegschaute und sagte: »Stevie Rae, ich weiß nicht, ob das der richtige Zeitpunkt ist, um Listen zu machen.«
    »Autsch! Jesses, das tut ja schlimmer weh, als wenn man in ’ne Distel tritt!« Stevie Rae sog die Luft ein und kniff die Augen zusammen, schaffte es aber trotzdem, über die Schulter Darius ein Lächeln zuzuwerfen, der ihre Bluse auf der Rückseite auseinandergerissen hatte, um an den Pfeil heranzukommen, der mitten aus ihrem Rücken ragte. »Sorry, ist nich deine Schuld, dass es weh tut. Wie heißt du noch mal?«
    »Mein Name ist Darius, Priesterin.«
    »Er ist ein Sohn des Erebos«, hatte Aphrodite hinzugefügt und ihm ein erstaunlich sanftes Lächeln geschenkt. Ich sage deshalb ›erstaunlich sanft‹, weil Aphrodite normalerweise so egoistisch, boshaft und hochnäsig ist,
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