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Geisterschiff (German Edition)

Geisterschiff (German Edition)

Titel: Geisterschiff (German Edition)
Autoren: Fred Kruse
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alle ausgeschaltet hatte. Trixi hatte natürlich für so etwas Banales, wie den seelischen Zustand des Rests der Mannschaft, keinen Gedanken frei.
    Die Anzeigen bewegten sich noch tiefer in den roten Bereich hinein. Plötzlich spürte Lucy Varenias Hand auf ihrer. Sie war feucht und warm und drückte ihre so fest sie konnte. Lucy verstand, dass Varenia Angst hatte. Das Schiff war kurz davor aufzugeben. Wenn das Überlebenssystem ausfallen würde, hätten auch sie nur noch wenige Sekunden zu leben.
    Alle starrten stumm auf die Anzeige. Lucy hielt Varenias Hand. Gurian hatte sich neben sie gestellt. Selbst Shyringa war von ihrem Platz aufgestanden und stand schräg hinter ihr. Die Anzeige stieg noch ein winziges Stück weiter nach oben. Das war der Punkt, an dem sich das Schiff abschalten würde. Die Nadel verharrte dort für unendlich lange Sekunden. Lucy umfasste mit ihrer freien Hand Gurians Unterarm.
    Da begann die Anzeige sich langsam, ganz langsam wieder zurückzubewegen. Als sie den gelben Bereich fast in Richtung Grün durchlaufen hatte, sackte Trixi förmlich in ihrem Sitz zusammen. Das erste Mal nahm sie die Augen von dem Schirm vor ihr.
    » Das Schiff ist gerettet. Es wird überleben«, flüsterte sie erschöpft.

Grenzwanderung
    Lucy drückte Trixi sofort an sich.
    » Heißt das, wir können bald zurückspringen?«, fragte sie freudestrahlend.
    » Der Sprunggenerator ist weg. Wenn du keine Beine mehr hast, kannst du auch nicht mehr laufen!« Trixi klang beleidigt.
    » Das heißt, wir kommen hier nicht mehr weg?«
    Trixi zuckte mit den Schultern.
    » Mehr, als dass wir überleben, konnte ich nicht machen«, sagte sie müde und traurig.
    » Das war doch schon mehr, als irgendjemand anders geschafft hätte.« Varenia strahlte die traurig aussehende Trixi an und nahm sie in den Arm. Lars warf ihr einen bösen Blick zu. Lucy wusste, dass er sich ärgerte, dass er nicht schneller als Varenia gewesen war. Er wäre gerne derjenige gewesen, der seine Freundin tröstete.
    » Wie sieht es mit der Kommunikation aus?«, fragte Lucy. »Varenia, wir müssen schleunigst sehen, dass wir abgeholt werden.«
    Statt Varenia antwortete Shyringa in der kalten, sachlichen Art der Aranaer: »Unsere Kommunikation, das Interkom, funktioniert physikalisch über die gleiche Technik wie die Sprünge. Wir können ja nicht zu einem anderen Sternensystem mit elektromagnetischen Wellen funken. Es würde Jahrtausende dauern, bis so eine Welle ankommen würde.«
    » Das weiß ich doch«, platzte Lucy ärgerlich dazwischen. Sie war nervös. Sie wollte nur eins: Weg!
    Shyringa sah sie kalt mit ihren hellgrünen, fast gelben Augen an, in deren Mitte winzige Pupillen saßen. »Du scheinst aber nicht zu wissen, dass das Interkom aus diesem Grunde über den Sprunggenerator arbeitet. Sonst wäre deine Frage logischerweise überflüssig.«
    » Heißt das, wir können keine Hilfe holen?« Leichte Panik flackerte in Lucys Augen.
    » Das ist die logische Konsequenz aus meinen Ausführungen«, erwiderte Shyringa ungerührt. »Oder war das jetzt eine dieser Fragen, die ihr ›rhetorisch‹ nennt? Du weißt, ich verstehe so etwas nicht.«
    Lucy nahm diese Belehrung nicht wahr. Sie starrte entsetzt auf die Bildschirme, die den Außenbereich zeigten. Es war Gurian, der sich neben sie stellte und ihr tröstend eine Hand auf den Arm legte.
    » Wir finden eine Lösung. Wir haben bisher immer etwas gefunden.«
    Lucy entspannte sich ein wenig. Sie wusste, dass Gurians Worte sie nur beruhigen sollten. Auch er hatte keine Idee. Trotzdem tröstete sie seine Nähe. Sie wusste, dass sie die Einzige in der Mannschaft war, die diesen schwierigen Jungen mochte. Er war ein ausgezeichneter Kämpfer. Man konnte sich auch in den brenzligsten Situationen hundertprozentig auf ihn verlassen. Er gab sich nach außen zwar seltsam, und anfangs hatte sie sich vor ihm gegruselt. Er redete nur in Knurr- und Brummlauten. Er war ein Imperianer und hätte eigentlich wie alle imperianischen Jungs ein eher zartes hübsches Gesicht haben müssen. Aber sein Gesicht war durch eine lange, dicke Narbe entstellt und das, obwohl es selbst auf den Schiffen der Rebellen kleine medizinische Wunderwerke gab, die solche Narben in wenigen Minuten beseitigen konnten.
    Anfangs hatte sie ihn ja nur in ihre Mannschaft aufgenommen, weil Srandro es zur Bedingung gemacht hatte. Srandro war der Chef der Rebellen. Gurian war Srandros Freund und er vertraute ihm blind. Deshalb hatte Srandro darauf bestanden,
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