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Geisterkrieg

Geisterkrieg

Titel: Geisterkrieg
Autoren: Michael A. Stackpole
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öffnete mir die Augen. Doch das brachte nicht viel, denn die Sonne war noch nicht aufgegangen.
    Als wir von Leary's zurück waren, hatte Hector eine Nachricht erhalten, dass der Richter uns vierundzwanzig Stunden Aufschub bewilligt hatte, bevor das Abholzverbot in Kraft trat. MADSU würde sicher behaupten, er sei bestochen worden, aber das bezweifle ich.
    Die Holzfirma war für so was viel zu knauserig. Falls er nicht bereit gewesen war, sich mit einer Tonne Sägespäne zufrieden zu geben, hatte die ihm nichts gezahlt. Viel wahrscheinlicher war, dass es daran lag, dass der Flecklemur gar keine einheimische Tierart Helens war, und die Leute jahrhundertelang ganze Sommerfeste abgehalten hatten, nur um die kleinen Viecher abzuknallen, bevor sie wie eine Heuschreckenplage über die Felder der Bauern hereinbrachen. Und blöde sind sie auch noch. Nach der Ernte ihrer sterblichen Überreste aus dem Innenleben eines AgroMechs zu entfernen, ist eine wirklich eklige Arbeit - habe ich mir sagen lassen.
    Also betrachteten wir die Lemuren als Ungeziefer, und für die MADSU waren sie süß. Süß ist in derartigen Fällen eine Art Trumpfkarte, aber der Richter hatte wohl keine Lust, sich übertrumpfen zu lassen. Jedenfalls hatte er uns noch einen Tag Zeit gegeben, den Wald mit Sägemehl zu verzieren. Nicht gerade das, was man einen Traumjob nennt, aber wenigstens konnte ich einen Mech steuern, also beschwerte ich mich nicht.
    Ich schlenderte raus zum Hangar und stieg die Leiter ins Cockpit des ForstMechs hoch, für den ich eingeteilt war. Er war immer noch in dem widerlichen Fabrikgelb lackiert, aber an einigen Stellen war die Farbe abgekratzt, und das blanke Metall glänzte durch. Abgesehen von Alpine-Resources-Unlimited-Aufklebern war die einzige Verzierung ein sorgfältig geletterter Name über der Kanzel: Maria. Es hieß, einer der anderen Piloten hätte den Mech nach seiner Frau getauft. Das klingt romantisch, aber nur, bis man hört, dass ihn das Kreischen der Motorsäge an sie erinnert hat.
    Ich verriegelte hinter mir die Tür und ließ mich auf den Pilotensitz fallen. Die Kaffeetasse steckte ich in die Halterung neben dem rechten Steuerknüppel, um die Hände frei zu haben. Dann zog ich die Kühlweste über und schloss sie zu. Sie war unförmiger als andere in meiner Laufbahn. Einer der besseren Motivationssprüche von ARU hieß: »Einsparungen beginnen bei dir selbst«. Einmal eingestöpselt erledigte die Weste ihre Arbeit. Die Außenhülle aus Ballistiktuch konnte keine Kugel aufhalten, aber möglicherweise ein paar Splitter absorbieren.
    Ich griff schräg nach oben hinter mich und zog den Neurohelm herunter, über meinen Kopf. Der Helm war schwer und sperrig, aber dabei half die zusätzliche Polsterung der Kühlweste. Ich vergewisserte mich, dass die Hirnwellensensoren fest und an den richtigen Stellen auflagen. Das Letzte, wozu ich Lust hatte, war eine Maschine, die den Kontakt mit meinem Gleichgewichtssinn verlor, wenn es ernst wurde.
    Als Nächstes drückte ich ein paar Knöpfe und schaltete die Sekundärsysteme ein. Mit dem Starten des Motors musste ich einen Moment warten. Der Computer zeigte einen Prüfcode, und nachdem ich darauf geantwortet hatte, fragte eine mechanische Stimme nach meinem persönlichen Aktivierungscode. Ich benutze dazu immer eine Stimmmusterabgleichung statt einer einzutippenden Kennung, also deklamierte ich: »War mal 'ne schöne Rittersmaid, die hatte ein Lächeln so süß und breit .«
    Ich spare mir den Rest, denn ich vermute stark, Sie kennen ihn eh. Der Computer auch, und die riesigen Motoren erwachten donnernd, spuckend und unter beträchtlicher Rauchentwicklung zum Leben. Maria schüttelte sich wie ein Haus auf einer Bebenspalte, doch es schwappte kein Kaffee aus der Tasse. Auf den Armaturen leuchteten die Anzeigen auf und zeigten grünes Licht.
    Gegen einen echten BattleMech wirkt ein ForstMech wie Maria reichlich zahm. Der linke Mecharm endet in einer Greifkralle, die leichte Panzerung zerquetschen oder kleinere Waffen abreißen könnte. Die Kettensäge an Stelle der rechten Hand kann gehörig schneiden, und der Stutzlaser darüber könnte unter Umständen sogar Metallkeramik schmelzen. Allerdings war Marias Exemplar nur ein provisorisch montiertes Lasergewehr, also hätte er wohl höchstens den Lack abgekocht. Ich will nicht behaupten, Maria hätte einen BattleMech erledigen können, aber jeder, der sich mit ihr anlegte, würde danach ein paar Narben zur Schau tragen, die zeigten,
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