Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geisterkrieg

Geisterkrieg

Titel: Geisterkrieg
Autoren: Michael A. Stackpole
Vom Netzwerk:
Werbebroschüren, mit denen Leute angelockt werden sollen, die Sorte unberührter Wälder zu besuchen, mit deren Abholzung ich beschäftigt war, wird sie die >Perle des Südens< genannt. Allzu verbaut ist Overton nicht - ich weiß nicht, wie es hieß, als es noch eine draconische Stadt war und abgesehen vom Beton-und-Stahl-Korridor der Hauptstraße sind die meisten Häuser flach und fügen sich harmonisch in die Hügellandschaft ein.
    Das Hauptquartier der Gendarmerie ist ein großer Kastenbau in bequemer Nähe des Raumhafens. Man führte mich die Treppe hoch und dann ging es gleich in einem Aufzug zum dritten Stock hinauf. Der Fahrer reichte mich an eine Beamtin weiter, die taub zu sein schien, denn meine Bitte um ein Glas Wasser hörte sie nicht. Sie brachte mich in ein Verhörzimmer und drückte mich auf einen Stuhl. Ein, zwei Sekunden schien sie mit dem Gedanken zu spielen, mir Handschellen anzulegen, aber sie entschied sich dagegen.
    Was Verhörzimmer betrifft, dieses war gar nicht schlecht. Ein starkes, gebündeltes Licht in der Mitte der Decke ließ die Wände im Schatten. An der mir gegenüberliegenden Wand befand sich ein Einwegspiegel, aber ich blieb auf dem harten Metallstuhl in der Zimmermitte sitzen. Ich hätte rüber zum Spiegel gehen und mich betrachten können, aber das hätte mich wie einen Idioten aussehen lassen. Die Annahme seitens der Gendarmen hätte lustig werden können, aber diese ganze Farce noch erheblich unangenehmer gemacht.
    Hinter mir knallte die Tür auf, und Reis stolzierte wie Devlin Stone höchstpersönlich herein. Seine Wampe ließ ihn in der Reithose und dem zweifarbigen Hemd noch lächerlicher aussehen als in der von Dornen zerfetzten Uniformmontur, in der ich ihn zuletzt gesehen hatte. Dutzende Pflaster zeichneten sich unter den Kleidern ab, aber zwei Kratzer auf dem Gesicht hatte er mutig unbandagiert gelassen. Ich bin ziemlich sicher, dass er sie in irgendeiner Pressekonferenz als belanglos abtäte, und die örtlichen Medien würden seine Tapferkeit hervorheben.
    Er fixierte mich mit dem stählernsten Blick, den seine Schweinsaugen fertig brachten. »Sie haben sich offenbar gedacht, Sie könnten mich täuschen, was? Es so aussehen zu lassen, als würden Sie uns helfen, aber Sie haben sie entkommen lassen. Sie haben meine Truppen daran gehindert, Ihre Kumpane zu stellen.«
    Ich verzog das Gesicht. »Soll das so in Ihre Memoiren?«
    »Ja, Sam Donelly, falls dies Ihr wahrer Name ist.« Den letzten Teil des Satzes ließ er ungeheuer bedeutungsschwer klingen, so als wäre es meine einzige Chance, alles zu gestehen, weil er ganz offensichtlich bereits alles wusste. »Damit kommen Sie nicht durch.«
    »Womit komme ich nicht durch?«, knurrte ich ihn an und beugte mich schnell vor. »Ich war da draußen, jemand hat versucht, meinen Mech in die Luft zu jagen, und Sie haben Ihre Leute unter lautstarkem Gequatsche blindlings in einen Hinterhalt geführt. Ich habe getan, was ich konnte, um zu verhindern, dass Ihre Leute verletzt werden, und habe dabei allein mehr Terroristen getötet als Ihre komplette Truppe.«
    Reis schnaufte und wanderte vor dem Spiegel auf und ab. Das ließ für mich keinen Zweifel daran, dass wir Zuschauer hatten. »Wir überprüfen alles, Donelly, alles. Wir wissen bereits, dass Sie gestern Abend Kontakt mit MADSU-Mitgliedern hatten.«
    »Ich habe eines niedergeschlagen.«
    »Und glauben Sie ja nicht, Ihre Gewalttätigkeiten wären nicht aktenkundig. Sie haben gestern Abend auch einen Ihrer Mitarbeiter angegriffen, der daraufhin ins Krankenhaus eingeliefert werden musste.« Er verschränkte die Hände auf dem Rücken. Es kostete ihn eine gewisse Anstrengung, doch er schaffte es. »Sie haben einen üblen Charakter, Donelly, und wir mögen in diesem Distrikt keine Leute wie Sie.«
    »Ja, deswegen gefällt's mir hier auch so gut. Keine Konkurrenz.« Ich spießte ihn mit einem harten Blick meinerseits auf. »Wissen Sie, was mir an Ihnen so missfällt? Sie sind unfähig, aber nicht bereit, es zuzugeben, und haben gerade genug Ausstrahlung, gute Männer und Frauen glauben zu lassen, was Sie von sich behaupten. Sie haben Ihre Leute da draußen in den Tod gehetzt, und jetzt wollen Sie mir das Ganze anhängen.«
    »Oh, darum geht es also, ja?« Reis lachte, und eine Wellenbewegung lief von seinem Bauch hoch zum Hals und wieder zurück. »Das ist eine GGF-Verschwörung, mich zu diskreditieren und aus dem Weg zu räumen. Aber das funktioniert nicht, Mister! Kein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher