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Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd
Autoren: Ian Whates
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Sekunden hatten sie ihn erreicht. Er befeuchtete mit der Zungenspitze seine Lippen und merkte, dass er nun schwerer atmete als während seiner ganzen Mission. Würden die Hunde die Treppe hinunterhetzen, über die niedrige Mauer springen, oder beides?
    Am liebsten hätte er sich von der Mauer entfernt und sich damit mehr Bewegungsfreiheit verschafft, doch ihm war klar, dass er sich damit zur Zielscheibe machte. Die Wachen würden den Hunden dicht auf den Fersen folgen.
    Wieder dieses Heulen, schon viel näher. Die roten Punkte befanden sich auf der Veranda und waren fast bei ihm.
    Verfluchter Mist! Er stieß sich von der Mauer ab und stellte sich mit angelegtem Gewehr aufrecht hin. Dann hörte er das Dröhnen und spürte den Windzug, als ein Fluggerät niederging und wenige Meter von ihm entfernt über dem Rasen schwebte.
    »Los, hierher!«, brüllte jemand.
    Er brauchte keine weitere Aufforderung, sondern spurtete bereits zur weit offenen Einstiegsluke. Aus dem Augenwinkel erhaschte er die blitzschnelle Bewegung von Fell, als etwas Riesiges die Verandatreppen herunterjagte. Ein Energiestrahl zischte an ihm vorbei, abgefeuert aus der Einstiegsluke, und hinter sich vernahm er ein schmerzhaftes Jaulen. Doch jetzt konnte er die anderen Hunde hören. Es würde verdammt knapp werden.
    Aus der Richtung des Hauses knatterte ein Maschinengewehr, aber ob man auf ihn oder den Rettungsflieger schoss, würde er wohl nie erfahren. Weder er noch das Fluggerät wurden getroffen. Ein paar Gestalten, die in der Luke kauerten, erwiderten den Beschuss.
    Dann schwang er sich an Bord.
    »Abflug!«, schrie eine Stimme, und der Flieger ging hoch, noch während seine Füße aus der offenen Luke baumelten. Als jemand ihn in das Fluggerät zog, schnappten einen Fingerbreit von seinem Knöchel entfernt stählerne Zähne zu, und der in die Höhe springende Hund fiel zurück, während der Flieger seinen Aufstieg fortsetzte.
    Leyton wälzte sich auf den Rücken und brüllte vor Lachen.
    »Was zum Teufel findet er so komisch?«, wunderte sich jemand.
    Er setzte sich aufrecht hin und grinste den Soldaten an, der diese dumme Frage gestellt hatte, auch wenn sie nicht an ihn gerichtet war.
    »Ich lebe. Wie sollte ich Ihrer Meinung nach auf diese spezielle Erkenntnis reagieren – indem ich in Tränen ausbreche?«
    Als er sich hochrappelte, beugte sich aus den Schatten eine Gestalt zu ihm herüber. »Wie hat sich der neue Visor bewährt?« Benson, wer sonst. Der Kerl hatte kein Gespür für den richtigen Zeitpunkt und noch weniger Geduld, was Leytons Erfahrung nach typisch war für sämtliche Regierungsbeamte. Er fragte sich, ob man sie mit Absicht so schulte.
    »Hervorragend. Es gab nicht das geringste Problem.«
    »Und die Gun?«
    »Genauso – hat einwandfrei funktioniert.«
    »N ATÜRLICH «, vernahm er das vertraute Flüstern der Waffe. »H AST DU ALLEN E RNSTES ETWAS ANDERES ERWARTET ?«
    Kyle befand sich auf der Brücke, als der Notfall eintrat; im Grunde entbehrte dies nicht einer gewissen Komik, denn gerade eben hatte er sich bei Mac, dem Captain des Schiffs, fast eine volle Stunde lang darüber beklagt, dass es für ihn nichts zu tun gäbe, außer auf der Brücke herumzulungern und zu jammern. Und natürlich über Schwäne zu sprechen.
    Das bisschen Zeit, das er während der letzten Stunde nicht auf der Brücke verbracht hatte, war dabei draufgegangen, dass er losgepirscht war, um Marie abzufangen. Marie war grazil und schnuckelig, hatte große braune Augen, volle Lippen und eine kecke kleine Nase. Die obligatorische schwarz-weiße Uniform stand ihr ausgezeichnet, was man von keinem anderen Mitglied der für die Passagiere zuständigen Service-Crew behaupten konnte. Auf irgendeine Weise wirkte sie sexy in dieser Kluft, die sämtliche ihrer Kolleginnen und Kollegen fade und geschlechtslos aussehen ließ.
    Außerdem kam man nicht umhin, die Geschicklichkeit und die Professionalität der jungen Frau zu bewundern.
    Niemals verschüttete sie auch nur einen Tropfen, nicht einmal dann, wenn zwei Arme sie von hinten ohne Vorwarnung umschlangen.
    »Lass das!«
    »Was soll ich lassen?«, raunte er ihr leise ins Ohr. »Ich halte dich nur fest, weil du mir ein bisschen unsicher auf den Beinen vorkamst. Ich hatte Angst, du könntest hinfallen.«
    »Nun, ich habe nicht gewackelt, also kannst du mich ruhig wieder loslassen.« Was sie laut aussprach, war eine Sache, doch die Art und Weise, wie sie sich an ihn schmiegte, den Kopf wandte, um ihre Stirn an
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