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Geisterhafte Visionen

Geisterhafte Visionen

Titel: Geisterhafte Visionen
Autoren: Mark A. Garland , Charles G. McGraw
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Jeweils nur ein Tag, wiederholte sie in Gedanken Chakotays Worte und schüttelte den Kopf, als sie zu ihrem Quartier zurückkehrte.
    Dort verbrachte sie einige Stunden im Bett, fand jedoch kaum Ruhe. Nach einer Zeit, die ihr wie eine halbe Ewigkeit erschien, stand sie wieder auf und zog die Uniform an. Einige Minuten später saß sie wieder im Bereitschaftsraum und ließ sich vom Terminal die neuesten Daten zeigen.
    Das Drenar-System war alt genug für die Entwicklung von intelligentem Leben, und der vierte Planet schien recht angenehme Umweltbedingungen zu bieten. Außerdem hatte er drei große Monde, was recht ungewöhnlich war für einen so sonnennahen Planeten.
    Als die Entfernung schrumpfte, ermittelten die Sensoren und Scanner weitere Daten. Es gab keine Anzeichen für eine industrielle Kultur, wie Janeway vermutet hatte. In den oberen Schichten der Atmosphäre fehlten die dafür typischen Gase wie zum Beispiel Kohlenwasserstoffe, und es ließen sich auch keine künstlichen Strahlungsquellen feststellen. Doch als die Nachtseite des Planeten sichtbar wurde… Auf dem größten Kontinent gab es viele kleine Feuer, die unmöglich natürlichen Ursprungs sein konnten.
    Janeway lehnte sich zurück und nickte. Nach dem
    gegenwärtigen Stand der Dinge konnte Chakotay kaum
    glücklich sein. Sie rieb sich die Augen, wandte sich von der Konsole ab… und spürte einen kühlen Hauch, als sei eine Tür zum Weltraum geöffnet worden. Sie schauderte, hob den Kopf und war plötzlich sicher, daß sich noch jemand im
    Bereitschaftsraum befand.
    Kapitel 3
    Die Entität schwebte über dem Boden, war ohne Substanz und gestaltlos, aber an ihrer Existenz konnte kein Zweifel bestehen.
    Ein inneres Licht glühte in ihr und schien in ständiger Veränderung begriffen zu sein. Das Etwas wirkte wie ein Phantom, wie ein… Geist.
    Captain Janeway erhob sich langsam und beobachtete, wie farbige Schlieren zu Bändern wurden, der Entität Konturen verliehen. Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch der Besucher kam ihr zuvor. Er sprach nicht mit Worten, sondern mit Bildern, die zunächst ebenso vage und schemenhaft blieben wie der Geist, dann aber rasch an Klarheit gewannen.
    Vor ihrem inneren Auge betrachtete Janeway jene Szenen, die ihr Chakotay beschrieben hatte. Sie sah ein sterbendes Volk, von heftigen Erdbeben zerstörte Häuser, aufplatzende Erde und einen Himmel, der in Flammen zu stehen schien. Überall zogen Rauchschwaden dahin; Ruß und graue Asche bedeckten den Boden.
    Immer düsterer wurden die Visionen, und schließlich kehrte ein wenig Licht in sie zurück. Janeways visionärer Blick strich nun über eine weitere, grasbewachsene Ebene hinweg.
    Dutzende von Humanoiden lagen auf dem Boden, und die meisten von ihnen hielten primitive Waffen in den Händen: Messer und Armbrüste, Äxte und Schleudern. Sie trugen schlichte, zerrissene Kleidung, und gräßliche Brandwunden zeigten sich an den Körpern. Sie erschienen der Kommandantin auf schreckliche Weise vertraut…
    Wieder wogte Dunkelheit heran, begleitet von einer Botschaft, die keine Worte oder Bilder benötigte. Janeway wußte einfach, daß der Geist die verzweifelte Bitte um Hilfe übermittelte.
    Anschließend wich die fremde Präsenz aus ihren Gedanken, und daraufhin erwachten wieder die externen Sinne. Sie sah, wie sich nicht nur die Bilder auflösten, sondern auch die geisterhafte »Gestalt« des Besuchers. Die vertrauten Konturen des Bereitschaftsraums nahmen seinen Platz ein. Janeway fühlte eine Welle der Erschöpfung, als sich das fremde Selbst ganz aus ihr zurückzog. Sie versuchte aufzustehen und wäre fast gefallen.
    Mit beiden Händen stützte sie sich am Schreibtisch ab, schloß die Augen und atmete mehrmals tief durch, bis der
    Schwächeanfall vorüber war. Als sie ihn überstanden glaubte, räusperte sie sich, strich ihre Uniform glatt und ging zur Brücke.
    »Wie ist unsere Position?« fragte sie und bemühte sich, so energisch wie sonst zu wirken.
    »Wir schwenken gerade in einen hohen Sondierungsorbit um Drenar Vier, Captain«, erwiderte Paris und sah von seiner Konsole auf.
    »Wir haben mit einem detaillierten Scan des Planeten begonnen«, fügte Chakotay hinzu. »In einigen Minuten sollten erste Resultate vorliegen.«
    »Gut.« Janeway blieb vor dem Kommandosessel stehen und merkte, daß Chakotay sie aufmerksamer als sonst musterte.
    »Ist alles in Ordnung, Captain?« fragte er.
    »Ja.«
    Sie blickten beide zum Hauptschirm. Drenar Vier war eine
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