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Gehetzte Uhrmacher

Titel: Gehetzte Uhrmacher
Autoren: J Deaver
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eine Pause.
    Achtung, ermahnte Sachs sich.
    Sie wagte sich bis zur hinteren Hausecke vor.
    Und dort rutschte ihr Fuß auf dem Eis weg, und sie keuchte unwillkürlich auf. Nur ganz leise, kaum hörbar, dachte sie.
    Aber es war laut genug für den Unbekannten.
    Sie hörte hastige Schritte knirschend durch den verschneiten Garten fliehen.
    Verdammt …
    Geduckt – falls es sich um eine Finte handelte, um sie aus der Deckung zu locken – schaute sie um die Ecke und riss die Glock hoch. Sie sah einen schlaksigen Mann in Jeans und einer dicken Jacke durch den Schnee weglaufen.
    Mist... Ich hasse es, wenn sie rennen. Der liebe Gott hatte Sachs einen großen Körper und kaputte, arthritische Gelenke zukommen lassen, und diese Kombination machte Laufen zur reinen Qual.
    »Polizei! Stehen bleiben!« Sie lief ihm hinterher.

    Sachs war auf sich allein gestellt. Sie hatte die Westchester County Police nicht von ihrem Besuch in Kenntnis gesetzt. Um Verstärkung anzufordern, hätte sie die Notrufnummer wählen müssen, und dafür blieb keine Zeit.
    »Zum letzten Mal: Stehen bleiben!«
    Keine Reaktion.
    Sie rannten beide durch den großen Garten und weiter in das Gehölz hinter dem Haus. Amelia geriet außer Atem, und zu dem Schmerz in ihren Knien gesellte sich ein Stechen unterhalb der Rippen. Der Kerl war schneller als sie.
    Scheiße. Er wird mir entwischen.
    Aber die Natur kam ihr zu Hilfe. Der Mann blieb mit dem Schuh an einem aus dem Schnee ragenden Ast hängen und stürzte zu Boden. Sachs konnte sein lautes Ächzen noch aus zehn Metern Entfernung hören. Sie holte ihn ein und drückte ihm keuchend die Mündung der Glock ins Genick. Er erstarrte.
    »Tun Sie mir nichts! Bitte!«
    »Ruhe!«
    Sie zückte die Handschellen.
    »Die Hände auf den Rücken!«
    Er warf einen Blick über die Schulter. »Ich hab nichts gemacht.«
    »Die Hände!«
    Er gehorchte, aber seine unbeholfenen Bewegungen verrieten ihr, dass er wahrscheinlich noch nie verhaftet worden war. Wie sich herausstellte, war er jünger als gedacht – ein Teenager mit pickligem Gesicht.
    »Tun Sie mir nichts, bitte!«
    Sachs bekam wieder Luft und durchsuchte ihn. Keine Papiere, keine Waffen, keine Drogen. Geld und ein Schlüsselbund. »Wie heißt du?«
    »Greg.«
    »Dein Nachname?«
    Ein Zögern. »Witherspoon.«
    »Wohnst du hier in der Gegend?«
    Er atmete tief ein und nickte nach rechts. »In dem Haus da drüben, gleich neben den Creeleys.«
    »Wie alt bist du?«
    »Sechzehn.«

    »Warum bist du weggerannt?«
    »Keine Ahnung. Ich hatte Angst.«
    »Hast du nicht verstanden, was ich gerufen habe?«
    »Doch, aber Sie sehen nicht aus wie ein Bulle... eine Polizeibeamtin. Sind Sie wirklich eine?«
    Sie zeigte ihm ihren Dienstausweis. »Was hast du hier verloren?«
    »Ich wohne nebenan.«
    »Das sagtest du bereits. Was wolltest du hier?« Sie ließ ihn sich aufsetzen. Er sah ziemlich eingeschüchtert aus.
    »Ich hab jemanden im Haus gesehen und dachte, es sei Mrs. Creeley oder vielleicht jemand anders aus der Familie. Ich wollte ihr bloß etwas sagen. Dann hab ich durchs Fenster geschaut und bemerkt, dass Sie eine Waffe tragen. Ich hab Angst bekommen. Ich dachte, Sie gehören zu denen.«
    »Zu wem?«
    »Zu den Kerlen, die hier eingebrochen sind. Davon wollte ich Mrs. Creeley ja erzählen.«
    »Was genau ist passiert?«
    »Ich hab gesehen, wie zwei Männer hier eingebrochen sind. Vor ein paar Wochen, kurz nach Thanksgiving.«
    »Hast du die Polizei verständigt?«
    »Nein. Ich schätze, das hätte ich machen sollen. Aber ich wollte nicht in die Sache verwickelt werden. Die beiden haben, na ja, eher finster ausgesehen.«
    »Weiter.«
    »Ich war draußen, in unserem Garten, und ich sah, wie die Männer zur Hintertür gegangen sind und sich nach allen Seiten umgeschaut haben. Und dann haben sie, Sie wissen schon, das Schloss geknackt und sind reingegangen.«
    »Weiß, schwarz?«
    »Weiße, glaube ich. Ich war nicht so nah dran. Ich konnte ihre Gesichter nicht erkennen. Die beiden waren einfach... na ja, normale Typen halt. Mit Jeans und Jacken. Einer war größer als der andere.«
    »Welche Haarfarbe?«
    »Keine Ahnung.«
    »Wie lange waren sie drinnen?«

    »Eine Stunde, schätze ich.«
    »Hast du ihren Wagen gesehen?«
    »Nein.«
    »Haben sie etwas mitgenommen?«
    »Ja. Eine Stereoanlage, CDs, einen Fernseher. Und ein paar Videospiele, glaube ich. Kann ich aufstehen?«
    Sachs zog ihn auf die Beine und ging mit ihm zum Haus. Dort stellte sie fest, dass die Hintertür
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