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Geheimnisvolles Vermächtnis (German Edition)

Geheimnisvolles Vermächtnis (German Edition)

Titel: Geheimnisvolles Vermächtnis (German Edition)
Autoren: Mary Hooper
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heruntergelassen. Am Fenster klebte ein Blatt Papier mit einer Nachricht.
    Lily fragte einen Mann, der eben vorbeikam und Kerzenstummel verkaufte, was auf dem Zettel stand.»
Geschlossen wegen Ablebens«
, bekam sie zur Antwort.
    »
Geschlossen wegen Ablebens
«, wiederholte Lily und überlegte angestrengt, was das wohl heißen sollte.
    »Das heißt, der Laden ist zu, weil einer gestorben ist«, sagte der Mann. »Der Inhaber wahrscheinlich.« Auf einmal betrachtete er Lily interessiert. »Wolltest wohl was beim Onkel versetzen, ha?«
    Lily nickte und hielt ihr Päckchen hoch. »Eine Teekanne.«
    »Nicht gerade großer Bedarf für so was«, merkte der Mann an, noch ehe sie das Wort ganz ausgesprochen hatte. »Aber ich sag dir, wer dir ’n besten Preis für so was macht – der alte Morrell, Parsnip Hill runter. Sag ihm, Ernie hat dich geschickt.«
    Lily bedankte sich und ging weiter. Währenddessen huschte Ernie in ein Seitengässchen, rannte zwei Straßen entlang, sprang über die Mauer eines Hinterhofs und traf zwei Minuten vor Lily bei Morrells Pfandleihhaus ein. Ein rascher Blick die Straße hinauf und hinunter, dann schlüpfte er ungesehen in den Laden.
    Morrell war spezialisiert auf Ankauf, Verkauf und Pfandleihe von Porzellan- und Glaswaren. In seinem schmutzigen Schaufenster reihten sich trübe Kristallvasen, angeschlagene Schmuckgegenstände, bunte Jahrmarkts-Tierfiguren und Glaskrüge. Eine solche Teekanne in seinem Sortiment wäre wie der Besitz der Kronjuwelen.
    »Kannst gleich ’nen guten Fang machen«, platzte Ernie heraus, kaum dass er im Laden war. Morrell stand hinter seiner Ladentheke, besaß allerdings einen solchen Wanst, dass er kaum an diese heranreichte. »Junges Mädel, bisschen simpel in der Birne. Teekanne. Zieh deine Masche ab, und wir machen halbehalbe.«
    Morrell nickte grinsend. Während Ernie wieder verschwand, holte er eine kleine Schachtel hervor und stellte sie auf ein verborgenes Regalbord an der Rückseite seines Ladentischs.
    Lily betrat den Laden, erklärte, dass Ernie sie geschickt habe und dass sie eine Teekanne in die Pfandleihe geben wolle. Unterwegs hatte sie noch sehr mit sich gerungen, ob sie die Kanne wirklich versetzen sollte, sich dann aber damit beruhigt, dass sie sie ja nur in die Pfandleihe gab und nicht verkaufte. Wenn Grace wirklich ärgerlich war, dann könnten sie die Kanne ja später, wenn sie einmal reich waren, wieder zurückkaufen. In den Geschichten, die Grace erzählte, wurden sie immer reich.
    Morrells Augen leuchteten, als er die Kanne sah. Meißner Porzellan, ging es ihm durch den Kopf. Ziemlich alt, handbemalt und einiges wert. Er schüttelte bedauernd den Kopf.
    »Echt schade«, sagte er. »Dachte, du hättest was Besonderes, aber das is ja bloß so billiger Trödel. ’nen Sprung hat’s auch noch«, log er.
    Lily war ganz geknickt, hegte aber noch immerkein Misstrauen. »Aber ein bisschen was muss sie doch wert sein?«, fragte sie. »Es war mal ein ganzes Service, das meiner Ma gehörte.«
    »Zeig mal her«, sagte Mr   Morrell. »Halten wir’s mal ins Fenster und gönnen der Sache ’nen Blick.«
    Lily reichte ihm die immer noch halb eingewickelte Kanne über die Ladentheke. Als Morrell sie entgegennahm und sich zum Fenster umdrehte, rutschte die Kanne irgendwie aus dem Zeitungspapier.
    »Hoppla!«, rief Morrell, als plötzlich etwas auf dem Steinfußboden zerschellte.
    »Oh nein!«, schrie Lily entsetzt auf.
    »Ach, du Schreck! Jetzt hast du’s zu früh losgelassen, Mädel.«
    Lily hatte sich die Hände vor den Mund geschlagen und war leichenblass geworden. »Ist sie   … ist sie ganz kaputt?«
    »Mauskaputt! Lauter Scherben!«, rief Morrell aus.
    »Kann man sie nicht wieder zusammenkleben?«
    »Nie im Leben! Da, schau dir den Schlamassel an!«
    Lily spähte ängstlich über die Ladentheke. Und tatsächlich, auf dem Steinboden lagen lauter Porzellanscherben.
    »Schade«, sagte Morrell. »Aber mehr als ’n paar Pennys wär sie sowieso nich wert gewesen.«
    Lilys Lippen zitterten. »Kann man denn   … gar nichts   … tun?«
    »Haste noch mehr davon zu Haus?«, fragte Morrell munter.
    Lily schüttelte den Kopf. Wie war das nur passiert? Vielleicht hatte sie einfach nicht aufgepasst. Grace tadelte sie manchmal wegen ihrer Ungeschicklichkeit. Und nun war die Teekanne kaputt, Mamas kostbare Teekanne! Und bald würde Grace nach Hause kommen, und es würde nichts zu essen da sein und auch keine Kleider für das Baby.
    Lily wandte sich um und ging
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