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Geheimnisvolle Beruehrung

Geheimnisvolle Beruehrung

Titel: Geheimnisvolle Beruehrung
Autoren: Nalini Singh
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gefährlichen, schönen Mann mit der harten Stimme, der sie von dem Ort weggeholt hatte, wo man sie nicht hatte schlafen lassen, wo man von ihr Dinge gefordert hatte, die sie beinahe ausgelöscht hätten.
    Nun hatte er sie an einen Ort mit Gittern gebracht.
    Das war der letzte zusammenhängende Gedanke, den sie bewusst fassen konnte, bevor das Labyrinth sich wiederum neu formierte, Worte und Sätze in Konfetti verwandelte und die Wirklichkeit auslöschte.
    Kaleb sah zu, wie die Frau, die seit zwei Stunden sein Gast war, die Terrasse wieder verließ. Bis auf den Augenblick, als sie die Hände in die Nacht hinausgestreckt und er es gewagt hatte, ihr das Buch zu reichen, hatte sie nur bewegungslos in die Sterne geschaut. Vielleicht erinnerte sich ein Teil von ihr an die leuchtenden Sterne im Medialnet – für die meisten ihres Volkes stellten sich so die geistigen Energien der einzelnen Medialen dar –, vielleicht nahm sie aber auch nur der Anblick des offenen Himmels gefangen, nachdem sie so viele Jahre in einem Käfig verbracht hatte.
    Metall kreischte.
    Eine Strebe war beinahe in der Mitte gebrochen. Ein Gedanke richtete sie wieder, dann betrat Kaleb sein Schlafzimmer durch die Schiebetüren. Es lag dem ihren gegenüber, damit er sie ständig überwachen konnte, auch wenn sie schlief.
    Kurz duschte er den Schweiß ab und ging zu Bett. Raue Laken auf bloßer Haut. Er stellte seine innere Uhr auf fünf Stunden Schlaf ein. Sicher konnte er auch längere Zeit mit weit weniger auskommen, aber fünf Stunden waren die optimale Spanne, um sich psychisch und physisch zu regenerieren. Das Haus war verriegelt, die Alarmanlage angestellt, doch er stellte noch einen weiteren Alarm im Kopf an, der anschlagen würde, wenn die Frau ein Geräusch machte. Dann schlief er ein.
    Träumte.
    Träume wiesen auf einen Fehler der Konditionierung hin, doch Kaleb hatte schon vor langer Zeit gelernt, solche Fehler zu kompensieren, obwohl er sein Unbewusstes nicht kontrollieren konnte. Die Träume nahmen ihn nicht mehr so völlig gefangen wie in seiner Jugend, wo er oft so verstört aufgewacht war, dass er mindestens eine Stunde gebraucht hatte, bis er sich wieder konzentrieren konnte. Als Erwachsener erwachte er stets frisch und konnte sich an jede Einzelheit der nächtlichen Visionen erinnern.
    M-Mediale hätten sicher interessante Schlüsse aus dem Material gezogen, überlegte er am nächsten Morgen, als er zur Arbeit eine schwarze Hose und ein weißes Hemd anzog, den Kragen aber noch offen ließ. Da er jedoch niemandem aus dieser Zunft jemals Zutritt zu seinem Geist gestatten würde, war der Gedanke unerheblich.
    Die Türen zum Zimmer gegenüber waren noch geschlossen, und er wollte die Ruhe seines Gastes nicht stören. Seit sie unter seinem Dach lebte, war er die Geduld in Person. Er ging in die Küche und erstarrte. Sie saß mit angezogenen Beinen in einem Sessel in der sonnendurchfluteten »Frühstücksnische«, die er während der Bauphase den Plänen hinzugefügt hatte – obwohl er nicht im Sinn gehabt hatte, sie zu nutzen.
    Die Menschen der beauftragten Bauunternehmen fanden nichts von dem eigenartig, was bei medialen Architekten sofort den Verdacht hervorgerufen hätte, etwas sei nicht in Ordnung mit dem Haus von Kaleb Krychek, den man im Medialnet für jemanden hielt, der so fest in Silentium verankert war wie kaum ein anderer. Die Firmen hatten ausgezeichnete Arbeit geleistet, und da jedes Unternehmen nur einen Teil des Gebäudes gebaut und Kaleb selbst die letzten Sicherheitsmaßnahmen eingerichtet hatte, kannte niemand außer ihm das ausgeklügelte System.
    Da sein Gast aber nichts von dem geistigen Alarm gewusst hatte, dieser jedoch nicht ausgelöst worden war, obwohl sie ihr Zimmer verlassen hatte, musste er nach dem Fehler suchen. Er hatte etwas Grundlegendes übersehen: Er war ihr Schild; sein Verstand war zwar durch eine undurchdringliche Firewall von ihrem getrennt, dennoch hatte sein Bewusstsein sie als Teil seiner selbst angesehen. Er veränderte die Parameter, damit das nicht noch einmal passierte, teleportierte Frühstücksgebäck aus dem sehr erfolgreichen Hotel, das ihm gehörte, und bereitet an der Theke eine heiße Schokolade zu.
    Selbst hatte er so etwas noch nie getrunken, sich aber informiert, welcher Geschmack und welche Empfindungen als »angenehm« für emotionale Gattungen galten. Bei dem Zustand, in dem sich sein Gast dort in der Sonne befand, konnten solche Dinge ihr Vertrauen erwecken.
    Er trug den
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