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Geheimnisvolle Beruehrung

Geheimnisvolle Beruehrung

Titel: Geheimnisvolle Beruehrung
Autoren: Nalini Singh
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Trauben, zwei Glas Wasser und einen Schluck Tee.
    Das war besser, als er erwartet hatte.
    »Ich lasse dir das Essen da«, sagte er und stellte den Teller auf den kleinen Tisch am Bett. »Wenn du mehr willst, musst du dir etwas aus der Küche holen.«
    Nun reagierte sie.
    Das Schaukeln hatte erneut begonnen, als er aufgestanden war, doch sie hielt jedes Mal inne, wenn sie zuhörte. Zur Vorbereitung ihres Zusammentreffens hatte er medizinische Zeitschriften der M-Medialen gelesen, hatte auch Vorlesungen zu dem Thema besucht. Die Spezialisten empfahlen bei gebrochenen Individuen ruhige und sanfte Interventionen, doch Kaleb wusste genau, dass der auf Grundbedürfnisse reduzierte Verstand hinter den mitternachtsblauen Augen jedes falsche Spiel sofort durchschaut hätte.
    Denn sie wussten beide, dass er die Bestie war, die Albträumen hinterherjagte.
    »Im Haus kannst du dich frei bewegen.« Er überlegte, wie lange man ihr wohl nicht das kleinste bisschen Freiheit gelassen hatte. Die gesamte Gefangenschaft über? Falls ja, brauchte ihm niemand zu erklären, welche Wirkung eine solche Einschränkung auf die Psyche hatte, das wusste er selbst weit besser als jeder Fremde mit pseudo-medizinischem Hintergrund.
    »Der Raum hat nur keine Fenster, damit du nicht in Panik gerätst, weil du nicht mehr so abgeschirmt bist wie in den letzten Jahren.« Sie hatte nicht danach gefragt, aber es musste das Erste gewesen sein, was ihr in den Sinn gekommen war.
    Ihre Schultern versteiften sich. Vielleicht befand sich in der zerbrechlichen Schale doch mehr als nur ein Bewusstsein auf der Stufe eines Tieres. Vielleicht. »Du kannst dir ein anderes Zimmer suchen, wenn du willst. Das Bad ist gleich dort.« Er wies auf eine Tür gleich neben dem Bett – aus demselben Grund, aus dem er ein fensterloses Zimmer gewählt hatte, hatte er sich auch für das kleinste im Haus entschieden.
    Er hatte es für sie gebaut, in der Hoffnung, sie eines Tages wiederzufinden.
    Niemand konnte vorhersagen, wie sie auf die weite, offene Fläche reagieren würde, die das Haus umgab. Keine Nachbarn in Rufweite … oder irgendwie erreichbar. An drei Seiten nur Wiesen und zur vierten hin die Terrasse – über einer tiefen Schlucht. Eine Terrasse ohne Geländer, wie ihm jetzt einfiel, und von vielen Zimmern im Haus erreichbar, auch von dem Schlafzimmer, das diesem gegenüber lag.
    Schnell suchte er das Material zusammen, um den Ort zu sichern. »Es ist deine Entscheidung, ob du weiter wie ein Schwein stinken willst. Aber wenn es mir zu viel wird, werde ich dich samt Kleidern in die Dusche teleportieren, flüssige Seife über dir ausschütten und das Wasser anstellen.«
    Das Schaukeln hatte aufgehört.
    »Im Schrank ist zivile Kleidung.« Nicht alles würde ihrem ausgemergelten Körper passen, aber für den Anfang würde es genügen. »Falls du lieber weiter die gewohnte Uniform tragen willst, findest du eine saubere Garnitur in der Kommode.« Der weiße Kittel und die Hose, die sie trug, starrten vor Dreck, und in der medizinischen Einrichtung, aus der er die Garnitur entwendet hatte, würde man die Kleidung nicht vermissen.
    Die Frau in der Ecke blieb weiter stumm.
    Er wandte sich zur Tür und fasste nach dem kleinen Platinstern in seiner Hosentasche. »Es ist schon nach Mitternacht. Wenn du magst, kannst du schlafen – falls nicht, kannst du das Haus erkunden. Ich bin auf der Terrasse.« Damit ging er hinaus. Es war das wichtigste Spiel seines Lebens, kein Zug war unbedeutend. Die Frau war wie ein tumbes Tier gefangen gehalten worden, aber das war sie nicht. Unbegrenzte Fähigkeiten schlummerten in ihr. Die durfte er nicht gefährden.
    Und er durfte keine endgültige Entscheidung treffen.
    Noch nicht. Nicht ehe er herausgefunden hatte, wie viel von diesen Fähigkeiten noch übrig war.
    Kaleb hätte die Barriere zwischen Terrasse und Schlucht auch mittels telekinetischer Kräfte errichten können, doch er zog lieber dünne schwarze Laufhosen an, in denen er nicht so schwitzte, und machte sich mit seinen eigenen Händen an die Arbeit. Energie war das Lebenselixier der TK -Medialen, doch im Augenblick spürte er einen Überschuss davon, der sich körperlich und nicht geistig bemerkbar machte.
    Bei Menschen oder Gestaltwandlern hätte man diese Reaktion auf die Aufregung schieben können, nach sieben Jahren endlich erreicht zu haben, was man wollte, endlich die Frau bei sich zu haben, die man gesucht hatte. Doch Kaleb gehörte keiner emotionalen Gattung an. Er war ein
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