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Geheimnisvoll und unwiderstehlich

Geheimnisvoll und unwiderstehlich

Titel: Geheimnisvoll und unwiderstehlich
Autoren: Nina Harrington
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Wie wär’s mit einer zweiten Runde Eiskaffee? Bin gleich wieder zurück …“
    Wenn es einen Oscar für die männliche Hauptrolle im eigenen Drama gegeben hätte, wäre Hal Langdon bestimmt als Erster nominiert worden.
    Mithilfe seiner Krücke hievte er sich mühsam aus dem schwarzen Londoner Taxi heraus. Allerdings hatte er inzwischen Übung mit diesem Transportmittel, denn schließlich hatte er zahllose Trips zwischen seinem Châlet in den Schweizer Alpen und dem örtlichen Krankenhaus hinter sich gebracht.
    Sobald er aufhörte, sich auf die Krücke zu stützen und das Gewicht auf den anderen Fuß verlagerte, schoss der Schmerz wie glühendes Eisen durch sein linkes Bein. Sein linker Knöchel steckte in einem Plastikverband. Hal war unglaublich froh gewesen, als man ihn endlich von dem schweren Gipsverband um seinen zertrümmerten Knöchel und das gebrochene Bein befreit hatte. Erst danach war ihm klar geworden, wie lange es noch dauern würde, bis er sich wieder normal bewegen konnte.
    Aber genau das hatte er vor.
    Einen langsamen und qualvollen Schritt nach dem anderen.
    Er würde der Welt beweisen, dass er wieder gehen konnte – der Welt, und vor allem auch sich selbst. Denn eins stand fest – sein altes Leben lag hinter ihm, und er hatte keine Ahnung, was die Zukunft für ihn bereithielt.
    Die Ärzte hatten jedenfalls keinen Zweifel daran gelassen, dass es mit dem Bergsteigen für ihn vorbei war. Keine Berge mehr, keine riskanten Sportarten mehr, keine Expeditionen mehr wie früher, bei denen er die spannendsten Orte der Welt gefilmt hatte.
    Hal zweifelte nicht daran, dass sie mit ihrer Diagnose richtiglagen. Nicht nur wegen seines Körpers, der sich schon lange über den physischen Stress beschwert hatte, den er ihm zugemutet hatte. Nein, es ging dabei um etwas viel Wichtigeres.
    An dem Tag, als er seinen alten Bergsteigerfreund verloren hatte, war auch sein altes Leben vorbei gewesen.
    Tom Harris hatte ihm mehr als einmal das Leben gerettet, seitdem sie sich damals auf der Uni kennengelernt und die ersten verrückten Abenteuer miteinander erlebt hatten. Tom war sein bester Freund gewesen – der ältere Bruder, den er nie gehabt hatte.
    Und jetzt war Tom tot – bei einem Sturz gestorben, den Hal Nacht für Nacht in seinen Träumen in Technicolor wieder erlebte und an den er jedes Mal erinnert wurde, wenn er sein Bein betrachtete oder wenn er die kleine Erhöhung auf seinem Kopf spürte, die von seiner Schädelfraktur zeugte. Der Unfall war erst fünf Monate her, aber die Erinnerung an diese schrecklichen Minuten in den Bergen war so frisch wie eh und je. Genauso lebendig wie am Anfang, genauso schmerzhaft, genauso traumatisch.
    Ein Teil von ihm war an jenem Tag auch gestorben.
    Und deshalb war seine Entscheidung, nach London zurückzukehren und für die Benefizveranstaltung von Toms Stiftung zu arbeiten, ebenso logisch wie verrückt. Denn immer, wenn Toms Name erwähnt wurde, war es, als würde man ihm einen Eispickel in die Eingeweide jagen.
    Aber was wäre die Alternative gewesen? Schließlich war er es ja gewesen, der Tom vorgeschlagen hatte, eine Wohltätigkeitsveranstaltung für körperbehinderte Bergsteiger zu organisieren – ein soziales Anliegen, für das Tom sich in den vergangenen Jahren immer stärker engagiert hatte.
    Daher hatte Hal sich über Poppys Hilferuf auch nicht gewundert. Sie hatte sich bitter darüber beschwert, dass sie mit dem ganzen Berg an Arbeit allein nicht mehr fertig wurde. Typisch Poppy – sie wusste genau, welche Knöpfe sie drücken musste, damit er sich noch schuldiger fühlte. Denn er hatte sie mit der gemeinsamen Firma im Stich gelassen, um sein sorgenfreies, abenteuerliches Leben als Fotograf führen zu können.
    Doch es ging bei diesem Ruf um mehr, und das wusste sie genau.
    Hal musste in einer doppelten Funktion bei der Veranstaltung präsent sein, sowohl als Toms Freund als auch als Mitbegründer von Langdon Events . Und ob es ihm nun gefiel oder nicht, dieser Verantwortung konnte er sich nicht entziehen – auch wenn es bedeutete, dass er dauernd an den schrecklichen Unglücksfall erinnert werden würde.
    Aber er würde die nächsten Wochen genauso überstehen wie die letzten fünf Monate: Schritt für Schritt und Tag für Tag. Tage voller Selbstvorwürfe über die Umstände von Toms Tod.
    Vielleicht war Arbeit ja jetzt genau das richtige Gegenmittel. Und schließlich tat er es nicht zuletzt auch für seinen Freund.
    Stirnrunzelnd betrachtete er das
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