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Geheimnis um einen roten Schuh

Geheimnis um einen roten Schuh

Titel: Geheimnis um einen roten Schuh
Autoren: Enid Blyton
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dann die Geräusche in der Klasse! Einmal machte der Lehrer den Klassenschrank auf, weil er dachte, es wäre eine Katze darin eingesperrt.”
    „Wie bringst du das bloß fertig? Ich habe mal einen Bauchredner gesehen, der seine Puppen sprechen ließ. Aber was du gemacht hast, war einfach unheimlich.”
    „Wenn ich gewußt hätte, daß du dich so ängstigen würdest, hätte ich es natürlich nicht getan. Ich wollte nur mal sehen, ob ich dich verwirren kann. Und das ist mir ja glänzend gelungen. Ich muß schon ein ganz guter Bauchredner sein.”
    „Bitte geben Sie mir eine Zigarette, nur eine Zigarette!” ertönte wieder die Stimme des alten Mannes. Sie schien aus der Schrankecke zu kommen. Betti guckte unwillkürlich hin, drehte sich dann aber schnell wieder zu Dicki um. „O Dicki, du Schlaukopf, ich habe gesehen, wie sich deine Kehle bewegte! Aber es hörte sich ganz so an, als käme die Stimme dort aus der Ecke. Wie bist du nur darauf gekommen, Bauchreden zu lernen?”
    Dicki setzte sich bequem im Bett zurecht. „Weißt du, vor einiger Zeit kam mal ein Bauchredner in unsere Schule und führte uns seine Kunststücke vor. Er unterhielt sich mit ein paar albern lächelnden Puppen, die die Köpfe drehten, die Augen auf und zu klappten und die Lippen bewegten. Ich konnte nicht die kleinste Bewegung seines Mundes oder seines Kehlkopfes sehen, und doch ließ er die Puppen mit seiner eigenen Stimme sprechen und sogar singen.”
    „Das ist ja wunderbar! Wie wird es nur gemacht? Du mußt es doch wissen, da du selber bauchreden kannst.”
    „Ich habe alles aus Büchern lernen müssen. In der Schule gibt es ja leider keinen Unterricht in solch interessanten Künsten. Da man aber gerade beim Bauchreden sehr viel üben muß und im Internat fast niemals allein ist, mußte ich ein paar Jungen ins Vertrauen ziehen. Jetzt haben wir sechs Bauchredner in unserer Schule.”
    „Du bist bestimmt der beste von allen”, sagte Betti überzeugt.
    Dicki hätte sie gerne bei ihrem Glauben gelassen, war jedoch ehrlich genug einzugestehen, daß ein anderer Junge es noch besser konnte.
    „Wir haben einen Neger im Internat, einen Zulu aus Afrika, der ist der beste. Das ist allerdings kein Wunder, denn seine Vorfahren konnten ihre Stimme ertönen lassen, wo sie nur wollten. Die Zulus sind große Künstler im Bauchreden.”
    „Kommt die Stimme wirklich aus dem Bauch?”
    „Nein. Früher glaubte man, daß sie im Bauch gebildet würde, daher die Bezeichnung Bauchredner. In Wirklichkeit formt der Bauchredner die Wörter in der gewohnten Weise. Er bewegt beim Sprechen nur die Zungenspitze, öffnet den Mund so wenig wie möglich, hält die Kehle still und läßt seinen Atem ganz langsam entweichen.”
    Betti hörte Dicki andächtig zu. Es mußte sehr schwer sein, diese Kunst zu erlernen, dachte sie; und sie würde das wohl niemals fertigbringen. Aber für Dicki war ja keine Aufgabe zu schwer.
    „Du bist sehr klug, Dicki”, sagte sie. „Sprich jetzt noch einmal Bauch, damit ich sehe, wie du es machst.”
    Aber sie sah nur, daß Dickis Lippen und Kehle sich ein wenig bewegten. „Geben Sie mir bitte eine Zigarette, nur eine Zigarette!” ertönte es flehentlich, und wieder schien die heisere Stimme aus der Schrankecke zu kommen.
    „Wie kannst du deine Stimme nur in die Ecke werfen, Dicki?” fragte Betti kopfschüttelnd.
    „Das tue ich gar nicht. Du glaubst nur, daß die Stimme von dort her kommt, und deshalb hörst du sie auch dort. Das ist einfach ein Trick. Der Zulujunge, von dem ich dir erzählt habe, scheint seine Stimme allerdings wirklich überall hinwerfen zu können. Eines Tages hörten wir jemand draußen im Flur rufen, aber als wir die Klassentür aufmachten, war kein Mensch zu sehen. Der Zulu hatte uns angeführt. Er saß ganz ruhig auf seinem Platz und grinste übers ganze Gesicht.”
    „Zu schade, daß ich nicht auch in deine Schule gehe!” meinte Betti. „Dort muß es sehr lustig zugehen. Daß du nun bauchreden kannst, finde ich einfach fabelhaft!”
    „Es macht mir auch großen Spaß. Vielleicht kann ich es gut gebrauchen, wenn ich Detektiv bin.”
    Von der Treppe her ertönten Schritte und aufgeregtes Gebell.
    „Purzel!” rief Dicki. „Den haben wir ja ganz vergessen. Kein Wort über meine Bauchrednerkunst zu Mutter, Betti!”
    Ehe Betti ihm versprechen konnte, daß sie nichts verraten würde, öffnete Frau Kronstein die Tür. Purzel stürzte ins Zimmer, sprang mit einem Satz aufs Bett und begann Dicki das Gesicht
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