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Gefangen in der Schreckenskammer

Gefangen in der Schreckenskammer

Titel: Gefangen in der Schreckenskammer
Autoren: Stefan Wolf
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hünenhafter
19jähriger mit gutgeschnittenem Gesicht, das aber von Pickeln übersät war. Er
galt als hochnäsig. Mit Vorliebe piesackte er kleinere Mitschüler. Manche
zitterten vor ihm. Tim packte die Klinke und zog die Tür zu. „Entschuldigung,
Herr Glockner, ich wurde gestört.“
    „Denk mal nach, Tim. Hat die TKKG-Bande
zur Zeit mit irgendwem Streit?“
    „Nö, eigentlich nicht. Es gibt zwar immer
welche, mit denen man nicht auskommt. Aber... Moment! Da fällt mir was ein. Die
Horror-Mönche!“
    „Wer ist das?“
    „Keine Ahnung. Ich weiß auch nicht, ob
an der Sache was dran ist. Es war gestern. Wir kamen von der Rollerbahn. Als
wir unsere Fahrräder holten, steckte an Gabys Lenker ein Zettel. Auf dem stand: Die Horror-Mönche beobachten dich. War mit Maschine geschrieben. Wir
haben gelacht. Den Zettel hat Gaby weggeworfen. In... ja, in einen der
Papierkörbe.“
    Der Kommissar zog die Luft durch die
Zähne. „Horror-Mönche? Noch nie gehört. Den Zettel brauchen wir. Aber
wahrscheinlich hat man die Papierkörbe inzwischen geleert.“
    „Vielleicht auch nicht. Ich sehe nach.
In einer halben Stunde bin ich bei Ihnen. Sie sind im Präsidium?“
    „Noch die ganze Nacht. Bis gleich,
Tim.“
    Der Kommissar legte auf.
    Tim spürte einen Lufthauch im Nacken.
    Hasso Feindt, der Kinderquäler, hatte
wieder die Besenkammer geöffnet — aber nicht wegen der Belüftung.
    Tim ließ den Hörer am Ohr.
    Ohne sich umzudrehen, sagte er: „Nein, nein,
ich habe Zeit. Bin nicht müde. Von mir aus können wir bis Mitternacht sülzen.
Und wenn der Armleuchter hinter mir nicht gleich die Tür schließt, kriegt er
eine auf den Rüssel, daß seine Zähne Samba tanzen. Wir...“
    „Was soll das heißen, Carsten?“ rief
Dr. Hartwig Hartholz. „Sprichst du so mit einer Respektsperson?“
    Au Backe!
    Tim legte auf und wandte sich um.
    Der Blick des Paukers schien ihn zu
vereisen.
    Hasso Feindt stand ein paar Schritte
entfernt und grinste hämisch. Er trug einen pflaumenblauen Steppmantel.
Schneeflocken schmolzen auf seinen Pickeln. Sicherlich war er eben erst mit
seinem Angeber-Auto aus der Stadt zurückgekommen.
    „Verzeihung, Herr Doktor“, sagte Tim
und mimte die Zerknirschung sozusagen untadelig. „Ich habe nicht Sie gemeint,
sondern Feindt.“
    „Das ist fast genauso schlimm. Du hast
ihn bedroht.“
    „Davon nehme ich nichts zurück.“
    „Nennst du das untadeliges Verhalten?“
    „Jedem, wie es ihm zukommt, Herr
Doktor. Hasso Feindt will mit mir umspringen. Außerdem versucht er immer
wieder, Willi zu drangsalieren ( peinigen ). Bitte, sagen Sie ihm, er soll
das unterlassen. Ich warne ihn nicht noch mal.“ Hartholz sah Feindt an. Der
lächelte schief.
    „Die beiden leiden offenbar an
Verfolgungswahn, Herr Doktor. Kein Wort ist wahr. Ich benehme mich immer untadelig
— vor allem innerhalb unserer Schülergemeinschaft.“
    „Das will ich hoffen“, nickte Hartholz
— und wandte sich an Tim. „Jetzt marsch ins Bett!“
    Tims Gedanken beschäftigten sich mit
Wichtigerem.
    Erst auf der Treppe fiel ihm ein, daß
er den Pauker unterrichten mußte. Er lief zurück.
    Feindt war in der Besenkammer und
nuschelte in den Hörer. Es klang so undeutlich, als hätte er den Mantel über
Kopf und Telefon gehängt.
    Hartholz verschwand eben in der
Herrentoilette.
    Tim pochte an die Tür.
    „Herr Doktor, nur damit Sie’s wissen.
Ich muß sofort in die Stadt. Kommissar Glockner benötigt mich in einer
wichtigen Angelegenheit. Gleichsam als Mitarbeiter, jawohl! Das ist
unaufschiebbar und wichtiger als unsere untadelige Hausordnung. Morgen wird er
sich mit Ihnen in Verbindung und Sie ins Bild setzen.“
    „Wehe, das stimmt nicht!“ rief Hartholz
durch die Klotür.
    Tim jagte bereits die Treppe hinauf.

3. Leckereien aus der Mülltonne
     
    Klößchen wäre gern mitgekommen. Aber
das hätte Hartholz nicht gestattet. Um mit der Strickleiter zu türmen, bestand
kein Anlaß.
    Aufregung befiel Tims Freund. Er
bekämpfte sie, wie immer, mit Schokolade.
    „Diese Nacht“, murmelte er, „werde ich
kein Auge Zutun. Das merke ich schon. Aber vielleicht hat Pfote sich nur verirrt,
hat inzwischen ein Telefon gefunden und ruft jetzt zu Hause an.“
    „Verirrt? Spinnst du? Wir leben zwar in
einer Riesenstadt. Aber Gaby ist hier geboren. Sie könnte mit geschlossenen
Augen vom Westfriedhof bis zur östlichen Stadtgrenze radeln.“
    Tim schlüpfte in seine gefütterte
Windjacke und zog den Reißverschluß bis unters Kinn.
    „Aber das
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