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Gefahrliche Sunden

Gefahrliche Sunden

Titel: Gefahrliche Sunden
Autoren: Brown Sandra
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hinauszusehen. Das Licht aus dem Geschäft fiel auf eine breite Brust in einem regennassen Baumwollhemd. Das Hemd war oben aufgeknöpft, und ihr neugieriger Blick wanderte über den muskulösen Hals hinauf zu dem Gesicht.
    Ihre Augen wurden groß. Trotz der grimmigen, erbosten Miene sah dieses Gesicht beim besten Willen nicht bedrohlich aus. Das straffe Kinn, die lange, schmale Nase und die fragend hochgezogenen Brauen über den leuchtend grünen Augen schienen sie zu fragen: Also, wollen Sie mich weiter einfach anstarren, oder machen Sie mir vielleicht endlich auf?
    Natürlich ließe sie den armen Kerl herein.
    Sie ließ die Jalousie fallen, öffnete den Riegel, drehte an dem Messingknauf und zog die Ladentür auf. Zwei Taschen, die sie bisher nicht gesehen hatte, flogen durch die Öffnung, und sie machte eilig einen Schritt zur Seite, als die Taschen auf den Boden krachten und ein Schauer kalter Regentropfen ihre nackten Füße traf.
    Direkt nach der braunen Leder- und der dunkelblauen Leinentasche platzte auch der Mann herein und warf die Tür hinter sich zu. Eine schneidende Bemerkung, weil sie ihn so lange hatte draußen stehen lassen, auf den Lippen, wirbelte er zornentbrannt
zu ihr herum, doch als er auf sie heruntersah, bekam er keinen Ton heraus.
    Für einen endlos langen Augenblick starrten sie einander einfach schweigend an. Die einzige Bewegung war die ihrer Augen, während sie einander musterten, aber bereits nach wenigen Sekunden nahm man außer dem Geräusch der Regentropfen, die von seinen Kleidern auf den Fliesenboden fielen, nur ihrer beider lauten Atemzüge wahr. Er atmete flach und schnell, da er durch das Unwetter gelaufen war, und aus ungeklärten Gründen passte Jordan ihren eigenen Atem daran an.
    Dann riss sie ihren Blick als Erste los und sah hinunter auf die Pfütze, die zu Füßen ihres ungebetenen Gasts entstanden war.
    Â»Haben Sie ein Handtuch?«, stieß er unvermittelt aus.
    Â»Was?«, fragte sie ihn krächzend, denn aus irgendeinem Grund war sie hoffnungslos verwirrt.
    Â»Haben Sie ein Handtuch?«, wiederholte er.
    Â»Oh … oh ja. Ich … einen Augenblick …«
    Sie flog beinahe durch den Raum, machte Licht im Treppenhaus und stolperte in den ersten Stock hinauf, als wäre der Teufel hinter ihr her. Sie schnappte sich ein Handtuch vom Ständer im Bad, merkte, dass es das Tuch war, mit dem sie sich nach ihrer Dusche abgetrocknet hatte, warf es auf den Boden, fluchte, weil sie derart dämlich war, und zerrte ein frisches Handtuch aus dem Schrank. Zur Vorsicht nahm sie gleich ein zweites Handtuch mit.

    Dann stürzte sie wieder los, blieb abermals stehen, atmete tief durch und ging in langsamerem, vorsichtigem Tempo zu dem Fremden ins Geschäft zurück. Was war nur mit ihr los?
    Er hatte sich nicht vom Fleck gerührt, sah sich aber neugierig in den Regalen um. Er hatte seinen Kopf ein wenig schräg gelegt, um einen Buchtitel zu lesen, und sie merkte, dass ein Rinnsal kalten Regenwassers über seinen Hals in den Kragen seines Hemdes floss.
    Â»Ich habe gleich zwei Handtücher mitgebracht. Sie sehen so aus, als würden Sie sie brauchen«, meinte sie und hielt ihm eins der Frotteetücher hin.
    Mit einem knappen »Danke« drückte er den weichen Stoff vor sein Gesicht und blieb mehrere Sekunden reglos stehen, bevor er auch sein wild zerzaustes dunkles Haar, den Hals und anschließend die feuchten Locken in der Öffnung seines Hemdes trocken rieb. Eilig lenkte Jordan ihren Blick woanders hin.
    Er blickte auf die Pfütze auf dem Boden des Geschäfts. »Tut mir leid. Ich habe eine Riesensauerei gemacht.«
    Â»Schon gut. Ich werde es nachher aufwischen. Wer …«
    Â»Verdammt, Entschuldigung. Ich bin Reeves Grant.« Er reichte ihr die Hand, und beinahe hätte Jordan einen Satz zurück gemacht. Aus irgendeinem Grund erschien es ihr furchtbar riskant, diesen Menschen zu berühren, selbst wenn es nur ein freundschaftliches Händeschütteln war. Sie wusste nicht,
warum, wusste nur, dass es gefährlich wäre, käme sie mit diesem Menschen in Kontakt.
    Trotzdem überwand sie ihre unsinnige Angst und ergriff die ausgestreckte Hand. Sobald jedoch seine Finger sie berührten, zogen sich die Muskeln ihres Herzens auf dieselbe Art zusammen, und sie hielt erschreckt den Atem an. Schließlich holte sie aber instinktgesteuert genügend Luft,
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