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Gefaehrten der Finsternis

Titel: Gefaehrten der Finsternis
Autoren: Chiara Strazzulla
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wollte. Er kratzte all seinen Mut zusammen und nahm Ayannas Hand in die seinen. »Wenn ich dich jetzt bitten würde, meine Frau zu werden, werde ich doch nicht zum Tode verurteilt, oder?«
    Sie lächelte und schüttelte den Kopf mit einer so spitzbübischen Anmut, wie sie keine Ewige jemals fertiggebracht hätte. »Ich glaube nicht.«
     
    Die Sonne leuchtete hell und strahlend über Dardamen und brachte die Türme der Weißen Residenz zum Funkeln und das Wasser des Silberstroms zum Glitzern, auf dem die dunklen Schiffe aus dem Süden angelegt hatten. Doch der Wind, der die Standarten der auf dem Platz versammelten Truppen blähte, war frisch und belebend. Sämtliche Feldherren führten das Heer an: Vandriyan, Leidhall, Damarius, Amannon,Theresian, der pompöser
und auffälliger gekleidet war als jemals zuvor, Venissian, der sich von seiner Verwundung erholt hatte, und zuletzt Greyannah, der zu aller Erstaunen einmal die hellblau-silberne Uniform der Feste von Syrkun trug.
    Dann kamen Lyannen mit Eileen an seiner Seite,Ventel mit Irmya und ihrem Vater,Taliman der Weise,Tyke mit Irdris und dem gesamten Heer der Sterblichen im Gefolge. Scrubb, der wie ein Ewiger gekleidet war, lächelnd und beinahe erstaunt über sein neues Dasein. Dann kam Viridian, der so nervös war, dass seine Hände zitterten, weil er sich sorgte, ob sich die Droqq auch anständig benehmen würden, die ihn begleiteten. Neben ihm stand der Einsame, der einen Arm auf Rabba Nix’ Schulter gelegt hatte. Sowohl er als auch der Ka-da-lun blickten so stolz drein wie Väter, die zusahen, wie ihr Sohn gerade ein Zeugnis mit Bestnoten überreicht bekam. Die Rebellen waren mit allen Ehren ein wenig dahinter platziert worden und schienen gleich vor Lachen loszuplatzen.
    Auf ein Zeichen von Aldrivin erklangen die Trompeten aller dreißig Herolde zugleich. Und die Stimme des Hohen Ratgebers hallte klar durch die Herbstluft und in den strahlend blauen Himmel über Dardamen.
    »Präsentiert Eure Waffen für den Sire der Ewigen!«
    Die Menge teilte sich, um dem königlichen Geleitzug Platz zu machen. Der Geflügelte Sturm und die Berittenen Blitztruppen unter Brandan Stolzblitz eskortierten den Sire, doch alle hatten nur Augen für den König und seine Braut.
    Unter dem begeisterten Jubel der Menge schritt der Sire auf dem Platz vorwärts. Slyman war in Rot und Gold gekleidet, und obwohl er noch die Figur und die Züge eines sehr jungen Mannes hatte, wirkte er doch beeindruckend. Ayanna an seiner Seite trug ein lilafarbenes Kleid mit einer so langen Schleppe, dass vier Hofdamen sie halten mussten. Doch ihr Lächeln strahlte heller als alle Perlen, die in ihre kastanienbraunen Haare geflochten waren.
Slyman kniete vor Aldrivin nieder und der Hohe Ratgeber setzte ihm die Krone auf und gab ihm das Zepter in die Hand.
    »Steh auf, Herr, und befiehl«, deklamierte er.
    Als Slyman sich erhob, brach das Volk in laute Jubelstürme aus. Der Umhang an seinen Schultern flatterte hinter ihm im Wind. Ayanna lächelte ihm zu, und als Slyman den Einsamen ansah, bemerkte er, dass der ebenfalls lächelte, wie Lyannen und Rabba Nix und all seine Freunde, die an ihn geglaubt hatten. Und er stand aufrecht auf dem Platz, inmitten der Menge, und fürchtete sich vor gar nichts mehr.
    Dann legte er den Kopf in den Nacken und lachte lauthals.
    Dieses Lachen steckte im Nu alle Leute auf dem Platz an. Lyannen lachte, genau wie Eileen an seiner Seite, der gesamte Bund der Rebellen, Tyke, der König der Sterblichen, lachte wie auch seine Braut Irdris, der Ka-da-lun Rabba Nix lachte und der Dämon Scrubb,Vandriyan und Greyannah,Theresian, alle stimmten in dieses Lachen ein, das sogar die gleichmütigen Reiter des Geflügelten Sturms erfasste. Der Einsame lachte wie schon seit Jahrtausenden nicht mehr und ebenso schließlich Ayanna, die Sterbliche und Königin der Ewigen.
    Und die Ewigen lachten vor Glück, dass die Zeit der Angst vorbei und endlich wieder Friede eingekehrt war.
     
    Nachdem das jubelnde Volk den Platz verlassen hatte, rief Slyman seine Feldherren zu sich. Sie versammelten sich um ihn, voller Neugier darauf, was er ihnen zu sagen hatte.
    »Ich habe Euch allen zu danken«, verkündete Slyman, »und fürchte, ich muss Euch um noch etwas bitten. Wir sind sehr gut aus diesem Krieg herausgekommen, aber mit Verlaub, in Zukunft denke ich, dass wir es noch besser machen wollen. Aldrivin, es geht keinesfalls darum, dich herabzusetzen, aber ich glaube, dass ein einziger Hoher Ratgeber
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