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Gefaehrliche Sehnsucht

Gefaehrliche Sehnsucht

Titel: Gefaehrliche Sehnsucht
Autoren: Rachel Caine
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meine, die sind ziemlich alt. Manche sind echt uralt.«
    Er zuckte mit den Schultern, schaute auf die altertümliche Kasse hinunter, die auf der Theke stand, und wischte etwas Staub von den Tasten. »Ach, du weißt schon. Hier und da.«
    »Vielleicht aus einem Archivraum oben in der Bibliothek? Eventuell im vierten Stock?« Sie hatte ihn. Er blickte auf und sah sie aus schmalen Augen an. »Ich war mal dort. Ich habe mich gefragt, was die mit dem ganzen Zeug machen, wenn sie es nicht mehr brauchen. Also, wer gibt Ihnen die Bücher?«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon du redest«, sagte Dan und die Wärme in seiner Stimme war plötzlich verschwunden. Er fühlte sich sichtbar unbehaglich und war plötzlich misstrauisch, das lustige T-Shirt passte auf einmal überhaupt nicht mehr zu seiner Stimmung. »Sag mir Bescheid, wenn du etwas findest, was du haben willst.«
    Der vierte Stock der Schulbibliothek war abgeschlossen und bestand aus einem Irrgarten aus Kisten mit alten Büchern, die die Vampire von weiß Gott woher hierher gebracht und gesammelt hatten. Als Claire damals dort gewesen war - na ja, dort eingebrochen war -, hatten Vampire, die zweifellos Amelie, der Stadtgründerin, verpflichtet waren, die Bibliothek gerade nach einem ganz bestimmten Buch durchforstet. Sie hatte sich schon damals gefragt, was sie mit dem ganzen Rest anfangen würden, wenn ihre Mission beendet war.
    Natürlich stellte sich heraus, dass Amelie die übrigen Bücher zu Geld machte. Vampire waren vor allem praktisch veranlagt.
    Claire stöberte in den staubigen Stapeln herum, kniff die Augen zusammen, um verblasste Titel lesen zu können, und musste ab und zu niesen von dem Geruch nach altem Papier. Sie stieß auf ein schmales, ledergebundenes Bändchen, das noch in gutem Zustand war. Auf dem Buchrücken stand kein Titel, deshalb zog sie es heraus und sah sich die Vorderseite an. Dort stand auch nichts.
    Innen war auf der ersten Seite unter einem alten Dünndruckpapier ein Schwarz-Weiß-Foto von Amelie. Claire blinzelte und betrachtete es eine Weile; ja, das war Amelie. Die Gründerin von Morganville sah jung und zerbrechlich aus. Das weißgoldene Haar war zu einer komplizierten Frisur aufgetürmt, die ihren langen, edlen Hals zur Geltung brachte. Sie trug ein schwarzes Kleid, irgendetwas aus dem achtzehnten Jahrhundert, wie Claire annahm, mit viel Ärmel und tonnenweise Röcken und Unterröcken. Irgendetwas war mit ihren Augen - auf dem Foto wirkten sie noch heller als ihr übliches Eisgrau.
    Es war total unheimlich.
    Claire blätterte weiter und las den Titel.
    DIE GESCHICHTE VON MORGANVILLE
    Wichtige Bürger, bedeutende Ereignisse
    Eine Chronik unserer Zeit
    Sie blinzelte. Das hätte bestimmt nicht in einem Antiquariat landen sollen, wo jeder es finden und kaufen konnte. So etwas hatte Claire noch nie gesehen.
    Und natürlich musste sie es haben. Schon seit sie Amelie kannte, brannte sie vor Neugier; die Gründerin schien so viele Geheimnisse zu haben, dass man nicht sagen konnte, wo sie anfingen und wo sie aufhörten. Obwohl Amelie Claire von Zeit zu Zeit geholfen und ihr Schutz gewährt hatte, was ihr das Leben gerettet hatte, wusste Claire nicht besonders viel über sie, außer dass sie alt, erhaben und Furcht einflößend war.
    Der Preis, der mit Bleistift auf den Buchdeckel gekritzelt war, betrug fünf Dollar. Schnell suchte Claire noch ein paar schwer verständliche wissenschaftliche Bücher aus, versteckte das Geschichtsbuch in dem Stapel und schleppte das Ganze nach vorn.
    Dan schnaubte. »Das passt ja nie und nimmer in deinen Rucksack.«
    »Ja, wahrscheinlich nicht«, stimmte sie zu. »Könnte ich vielleicht eine Tüte haben?«
    »Sind wir hier im Supermarkt? Warte mal.« Er wühlte hinter dem Ladentisch herum, wobei er dicke Staubwolken aufwirbelte, die selbst ihn zum Husten brachten, und gab ihr schließlich eine schmuddlige alte Stofftasche. Sie fing an, ihr Geld zu zählen, und er schlug rasch die Bücher auf, um die einzelnen Beträge zusammenzuzählen. Er achtete nicht so richtig darauf, und das war gut; er rechnete einfach alles zusammen und sagte: »Siebenundzwanzig fünfzig.«
    Das war schrecklich viel, eigentlich so ungefähr alles, was sie im Moment hatte, aber sie lächelte weiter und gab ihm das Geld. Dann griff sie nach der Tasche und stopfte alles hinein.
    »Warum so eilig?«, fragte Dan, während er die Münzen zählte. »Bis zum Sonnenuntergang dauert es noch eine Weile.«
    »Unterricht«, sagte sie. »Danke.«
    Er
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