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Gefährliche Gefühle - zu schön zum Sterben

Gefährliche Gefühle - zu schön zum Sterben

Titel: Gefährliche Gefühle - zu schön zum Sterben
Autoren: Arena
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Wange, denn seine Mutter kam gerade aus der Küche. Ich wollte nicht, dass sie mir was anmerkte. Ich flitzte zur Tür, winkte nur und rief: »Tschüss, Nicole.«
    Â»Schon wieder weg?«, fragte sie erstaunt. »Das ging aber schnell!«
    Â»Muss noch was erledigen«, sagte ich und ließ hinter mir die Tür ins Schloss fallen und die Kälte, die mich plötzlich umfing, machte mir auf einmal gar nichts aus. Ich ließ den Tränen freien Lauf. Hinter den geschlossenen Lidern sah ich Justus und mich mit neun Jahren, wie wir in unserem Baumhaus eine Bande gegründet und uns ewige Treue geschworen hatten. Justus und Natascha hatten wir mit krakeliger Schrift auf die selbst gemalte Urkunde geschrieben – mit roter Tinte, weil wir uns zwar mit einer Nadel in den Finger gepikst hatten, aber der Tropfen Blut nicht ausgereicht hatte. Den Blutstropfen hatten wir einfach noch unter unsere Unterschrift gedrückt, wie ein Siegel. Kurz darauf hatten wir uns an dem Seil nach unten auf den Rasen geschwungen und waren auf dem Feldweg Richtung Aaler See gerannt, um feindliche Banden ausfindig zu machen, die wir überfallen konnten. Und jetzt weinte ich, weil eine Zeit in meinem Leben vorbei war, die nie wieder kommen würde. Und weil ich auch Justus vielleicht für immer verloren hatte. Ich atmete tief ein und aus. Wischte die Tränen ab und ging langsam zurück zur Straße. Stumm stieg ich ins Auto ein. Enzo sah mich einen Augenblick von der Seite an, ich stellte den Karton auf den Boden zwischen meine Füße. Ich wagte nicht, ihm in die Augen zu sehen, dann hätte ich sofort wieder angefangen zu heulen. Er drückte stumm meine Hand, dann fuhr er los. Ich starrte aus dem Fenster.
    Â»Und wie war’s?«, fragte Enzo sanft. Ich seufzte. Und normalerweise bin ich nicht gerade der Typ, der mit irgendwas hinter dem Berg hält. Aber aus irgendeinem Grund wäre es mir wie Verrat vorgekommen, wenn ich Enzo erzählt hätte, wie verletzt Justus war. Auch wenn ich nicht ihm gehörte, gehörte diese letzte Begegnung Justus ganz allein. Sie sollte unter uns bleiben. Wenigstens das war ich ihm und unserer Freundschaft schuldig.
    Â»Es war schlimm«, sagte ich deswegen knapp. »Aber jetzt ist es vorbei.« Und wie ich das sagte, merkte ich, dass es zwar unendlich traurig war und ich echt noch eine ganze Weile brauchen würde, um darüber hinwegzukommen, dass ich aber auch erleichtert war. Ich hatte es hinter mich gebracht. Ich brauchte meinen besten Freund nicht mehr anlügen. Und vielleicht würden wir doch damit klarkommen. Ich hoffte es sehr. Und bis dahin würde ich mich jetzt erst mal ablenken.
    Genug zu tun hatte ich ja. Und ganz oben stand: Bastian finden.

3
    I ch muss herausfinden, mit wem er weggefahren ist, wer seine Freundin ist«, sagte ich zu Enzo, als wir wieder in die Garage fuhren. »Vielleicht weiß deren Familie, wo die hin sind. Oder ihre Freunde.«
    Â»Wo willst du sie suchen?«, fragte Enzo.
    Â»An der Uni natürlich. Es ist am wahrscheinlichsten, dass er sie dort kennengelernt hat.« Doch Tatsache war, dass ich überhaupt nicht wusste, wie regelmäßig er überhaupt dahin gegangen war. Aber es war mein einziger Anhaltspunkt.
    Â»Ich werde in Bastis Zimmer nach seinem Stundenplan suchen, damit ich weiß, wann er welche Seminare hat. Hilfst du mir?«
    Â»Ich weiß nicht, Natascha, ob ich im Zimmer deines Bruders rumschnüffeln sollte.«
    Â»Komm, da herrscht so ein Chaos, das merkt kein Mensch, wenn wir uns ein bisschen umgucken.«
    Er zögerte immer noch.
    Â»Es dauert sonst eine Ewigkeit, alles durchzusuchen. Und du warst Polizist. Du weißt, wie man so was macht. Und danach haben wir auch mehr Zeit für unser Kampftraining.« Ich zwinkerte ihm zu.
    Er seufzte, grinste aber. »Also gut, überredet.«
    Bastis war das Eckzimmer am Ende des Flurs. An der Tür hing ein Betreten-verboten-Schild und ein Filmplakat von World Invasion. »Mein Bruder hat eine seltsame Vorliebe für düstere Science-Fiction-Filme«, erklärte ich Enzo. Ich betrat Bastis Zimmer. Enzo zögerte in der Tür, aber ich winkte ihn rein. Mein Bruder war noch nie besonders ordentlich gewesen, aber jetzt sah sein Zimmer so aus, als wäre ein Tornado hindurchgefegt. Überall lagen Klamotten und Bücher und anderes Zeug. Um den Mülleimer herum häuften sich zerknüllte Papiere, die Bastian
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