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Galaxy Tunes®: Roman (German Edition)

Galaxy Tunes®: Roman (German Edition)

Titel: Galaxy Tunes®: Roman (German Edition)
Autoren: Rob Reid
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und kahl war; nur ein paar Mikroben lebten da und dort. Also verschwanden die Jugendlichen wieder. Aber pflichtschuldig gaben sie bei den zuständigen Behörden die Koordinaten unseres Planeten an, die daraufhin das Alarmsystem einrichteten, das Pioneer 10 knapp eine Milliarde Jahre später auslöste.

1
    Astley
    Selbst wenn sie erkannt hätte, dass meine Besucher Aliens waren, die zum Zweck der Kontaktaufnahme mit der Menschheit unser Büro aufgesucht hatten, hätte Barbara Ann ihnen schwere Vorwürfe wegen der Wahl des Zeitpunkts gemacht. Die Mitarbeiter unserer Anwaltskanzlei machten in jedem Fall um halb sechs Feierabend – und jetzt war es schon fast eine Minute nach halb.
    »Ich habe heute keinen Termin mehr«, sagte ich, als sie anrief, um über den späten Besuch zu maulen. »Wer ist es?«
    »Ich weiß es nicht, Nick. Sie sind unangekündigt gekommen.«
    »Sie meinen, sie sind … einfach so in Ihrem Vorzimmer aufgetaucht?« Ich musste ein Niesen unterdrücken, als ich das sagte. Ich hatte schon die ganze Woche mit einer verflixten Erkältung zu kämpfen.
    »So in etwa.«
    Das war seltsam. Der Empfang lag zwei durch Schlüsselkarten gesicherte Stockwerke unter uns, und niemand kam unbegleitet und schon gar nicht unangekündigt herein. »Wie sehen sie aus?«, fragte ich.
    »Seltsam.«
    »Lady-Gaga-mäßig?« Die Kanzlei Carter, Geller & Marks hatte ein paar recht schräge Klienten, an die Lady Gaga ansatzweise herankam, wenn sie sich ordentlich aufpeppte.
    »Nein … irgendwie noch seltsamer. Sozusagen. Ich meine, sie sehen aus, als würden sie aus … vielleicht aus verschiedenen Sekten kommen.«
    Wie bitte? »Was für Sekten?«
    »Eine sieht definitiv katholisch aus«, sagte Barbara Ann. »Vielleicht wie … eine Priesterin? Und der andere hat etwas … Talibanisches. Sie wissen schon, mit einem langen Gewand und so.«
    »Und sie haben nicht gesagt, woher sie kommen?«
    »Das können sie nicht. Sie sind taub.«
    Ich wollte sie fragen, ob sie ihnen vielleicht pantomimisch ein paar Informationen entlocken konnte, aber dann ließ ich es bleiben. Der Arbeitstag war eigentlich vorbei. Und wie die meisten ihrer Kolleginnen fand Barbara Ann, dass sie ein göttliches Anrecht auf ihren verdienten Feierabend hatte. Das resultierte aus der Tatsache, dass es nur eine Assistentin für die vier Rechtsreferendare gab, wodurch sie ein Monopol auf die Annahme von Telefonaten, Botengänge und andere Sekretariatsarbeiten für einige wahrlich verzweifelte Kunden hatte. Also gab ich wie immer nach. »Okay, schicken Sie sie rein.«
    Der Erste, der durch die Tür trat, hatte dunkle Augen und einen buschigen Bart. Er trug ein weißes Gewand, einen schwarzen Turban und eine Taucheruhr von der Größe eines kleinen Bagels. Abgesehen von der Uhr sah er aus wie das Hollywood-Ideal eines fatwakreischenden Geistlichen – bis ich einen hellroten Haarschopf bemerkte, der unter dem Turban hervorragte. Das ließ ihn ein wenig irisch aussehen, sodass ich ihn für mich auf den Namen O’Sama taufte. Seine Begleiterin war wie eine Nonne gekleidet, doch ihre Sachen schmiegten sich so eng an den Körper, dass die Kurven einer Stripteasetänzerin zu erkennen waren. Sie war wunderbar sonnengebräunt, hatte hellblaue Augen und war jung genug, um überall ihren Ausweis vorzeigen zu müssen.
    O’Sama starrte mich mit einer Art kindlichem Erstaunen an, während die Nonne cool blieb. Sie versuchte, Blickkontakt mit ihm aufzunehmen, aber er starrte mich unentwegt an. Also tippte sie ihm auf die Schulter und zeigte auf ihren Kopf. Daraufhin schoben beide ein paar Finger unter ihre Kopfbedeckungen, um an etwas zu drehen. »Jetzt können wir wieder hören«, verkündete die Nonne und rückte ein großes, mittelalterlich wirkendes Kruzifix zurecht, das sie an einer Halskette trug.
    Abgesehen von diesem seltsamen Satz glaubte ich zu wissen, was hier geschah. Vor ein paar Tagen war mein Geburtstag verstrichen, ohne dass irgendeiner meiner älteren Brüder angerufen hatte. Es wäre typisch für sie, ihn einfach zu vergessen – aber noch viel typischer wäre es, so zu tun, als hätten sie ihn vergessen, um mich dann aus dem Hinterhalt mit einem völlig unangemessenen Geburtstagsgruß in meiner langweiligen New Yorker Kanzlei zu überfallen. Also ging ich davon aus, dass mir noch etwa zwei Sekunden blieben, bis O’Sama mit einer Beatboxing-Einlage loslegte und die Nonne einen Strip machte. Da man nie wusste, wann irgendein Partner durch die Tür
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