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Fürchte dich nicht!

Fürchte dich nicht!

Titel: Fürchte dich nicht!
Autoren: Grafit
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gesagt, dass sie die Klappe halten sollen, bis ich da bin?«
    Britta Hartweg blieb stehen. »Hör mal, Martin!«
    »Was ist denn?« Er drehte sich unwillig um.
    »Wir sind Dorfpolizisten, schon klar. Und du hast in Hannover Mordkommissionen geleitet, warst einer von den ganz wichtigen Jungs.«
    »Na und?« Als er es ausgesprochen hatte, wurde Geis bewusst, wie arrogant das klingen musste.
    Auf Brittas Hals breitete sich ein roter Fleck aus. »Aber wir sind nicht blöd. Wir wissen, wie man eine Vernehmung durchführt. Du hättest deinen Termin nicht abbrechen müssen, um uns zu zeigen, wie man mit einem Schläger umgeht.«
    Geis atmete tief durch. »Du hast recht. Ihr hättet das auch ohne mich geschafft. Ich wollte nur …« Er versuchte ein Lächeln. »Ehrlich gesagt, wollte ich diesen Typen entkommen. Die sind mir tierisch auf die Nerven gegangen. Und bei Berends dürfen wir keine Zeit verlieren. Sonst kommt in Aurich jemand auf die Idee, uns den Fall wegzunehmen.«
    Britta ging nicht auf sein Lächeln ein. »Ich möchte dabei sein.«
    »In Ordnung.« Er nickte. »Besorg ein Aufnahmegerät. Ich geh schon mal rein.«
    Sie verschwand in ihrem Büro. Vor der letzten Tür am Ende des Flurs blieb Geis stehen. Brittas Vorwurf war berechtigt. Er nahm die Leute, die unter seinem Kommando standen, nicht ernst. Er nahm auch seinen Job nicht ernst. Hier auf Norderney war er nichts anderes als ein Dorfsheriff. Für einen Mann, der Mordkommissionen mit zwanzig und mehr Mitgliedern geleitet hatte, ein gewaltiger Abstieg. Nach seiner Versetzung war er in ein tiefes Loch gefallen. Aber inzwischen hatte er sich mit seinem Schicksal arrangiert. Manchmal genoss er es sogar, auf einer friedlichen, kleinen Insel zu leben, weit weg vom Dreck und menschlichen Müll der Großstadt. Trotzdem waren seine Instinkte noch da. Ein Mann wie Berends konnte sie mühelos wecken.
    Mit einem Ruck riss Geis die Tür auf. Eiko Berends saß an dem Tisch in der Mitte des Raums. Ein Mann um die vierzig mit schütterem blondem Haar und Übergewicht. Vermutlich war er schon als Jugendlicher aus dem Leim gegangen. Jetzt wirkte er wie eine große, fette Qualle. Eine Qualle mit blauen Schweinsaugen, in denen nicht die Spur von Reue zu erkennen war.
    »Na endlich. Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit. Ich muss mich um mein Hotel kümmern.«
    Saskia Fischer und Björn Kielinger lehnten nebeneinander am Fenster. Sie gehörten zur Sommertruppe und waren erst seit zwei Wochen auf der Insel. Beide trugen die hautenge Uniform der Fahrradstreife. Fischer sah aufreizend gut darin aus. Modelfigur, blonde, zu einem Pferdeschwanz gebundene Haare, braune Haut an den Armen und Unterschenkeln. Eine echte Schönheit.
    »Danke.« Geis nickte Fischer zu. »Halten Sie sich bitte zur Verfügung.«
    »Was ist jetzt?«, fragte Berends. »Können wir den Quatsch hinter uns bringen?«
    Nachdem die beiden Polizisten den Raum verlassen hatten, setzte sich Geis an den Tisch, ohne den Hotelier eines Blickes zu würdigen.
    »Was wird das?« Die Stimme klang ein wenig heiser. »Ist das so eine Psychonummer, die Sie hier abziehen?«
    Die Tür wurde geöffnet. Britta Hartweg schob sich auf den Stuhl neben ihren Chef und stellte ein Diktiergerät auf den Tisch. »Läuft.« Sie kontrollierte das Display.
    »Beginn der Vernehmung: Dienstag, achter Juni …«, Geis warf einen Blick auf seine Armbanduhr, »… fünfzehn Uhr siebenunddreißig. Anwesend sind Hauptkommissar Martin Geis und Oberkommissarin Britta Hartweg. Herr Berends, würden Sie bitte Ihren Namen, Ihre Adresse und Ihr Geburtsdatum nennen.«
    »Den kennen Sie doch.«
    »Fürs Protokoll.«
    Der sachliche Ton erzielte die gewünschte Wirkung. Berends rutschte unruhig auf seinem Stuhl herum. »Sie tun ja so, als wäre ich ein Schwerverbrecher.«
    Sekunden verstrichen.
    »Ich habe ein Kind zu Hause. Meine Mutter ist mit Marcel überfordert. Und das Hotel läuft auch nicht von allein.«
    »Dann sollten Sie möglichst schnell eine Aussage machen«, sagte Geis. »Wir haben nämlich Zeit. Wenn es sein muss, bis morgen früh.«
    »Na schön.« Die Qualle beugte sich vor. »Eiko Berends, wohnhaft im Hotel Strandblick an der Kaiserstraße. Geboren vor einundvierzig Jahren auf Norderney. Wie bereits meine Eltern. Und der Vater meines Vaters. Wir sind Insulaner, keine Zugezogenen.«
    »Hannah Berends ist Ihre Frau?«
    Ein keuchendes Lachen. »Seit zehn Jahren. Haben Sie nicht schon mal mit ihr geredet, Herr Hauptkommissar? Haben Sie ihr nicht
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