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Fürchte dich nicht!

Fürchte dich nicht!

Titel: Fürchte dich nicht!
Autoren: Grafit
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Insel doch weitgehend unbewohnt.«
    »Richtig.«
    »Und die Nord-Süd-Richtung der Straße eignet sich optimal, um einen Auffangzaun zu errichten. Wir müssten nur noch bis zum Wasser verlängern.«
    »Sie wollen den gesamten Ostteil der Insel absperren?«, fragte Geis.
    »Warum nicht?« Lange hatte sich erholt. »Wir können nicht jeden Meter Strand bewachen. Eine Auffanglinie vor dem Tagungskomplex spart eine Menge Einsatzkräfte.«
    »Und wer soll aufgefangen werden?« Geis deutete auf die Dünenkette. »Dort gibt es keinen Hafen.«
    »Unterschätzen Sie nicht, mit wem wir es zu tun haben«, sagte der Glatzenmann. »Schlauchboote können an jeder Stelle der Insel landen. Außerdem lässt sich das Watt bei Ebbe zu Fuß durchqueren.«
    »Nur mithilfe eines erfahrenen Wattführers. Alles andere wäre Selbstmord.«
    Lange lachte auf. »Nichts für ungut, Herr Hauptkommissar. Das sind fanatische Spinner. Wenn die Möglichkeit besteht, versuchen sie es. Und falls einer absäuft, schieben sie uns dafür die Schuld in die Schuhe.«
    »Was Herr Dr. Lange damit sagen will«, mischte sich ein Dritter ein. »Wir gehen nicht vom Normalfall aus. Auch nicht von vernünftigen, die Risiken abwägenden Gegnern. Unsere Planungen sind immer auf den Worst Case ausgerichtet.«
    Worst Case, dachte Geis. Mein Worst Case ist der verdammte Gipfel.
    Lange fixierte den Mann, der es gewagt hatte, ihn zu interpretieren. »Was ich damit sagen will, ist ganz einfach: Die Insel wird zweigeteilt. Daran gibt es nichts zu rütteln.«
    »Das wird den Urlaubern aber nicht gefallen.« Geis schob die Hände tiefer in die Taschen der Lederjacke. »Die Strände vor der Weißen Düne sind im Sommer sehr beliebt.«
    »Welche Urlauber?« Lange guckte amüsiert. »Am ersten Septemberwochenende wird es keine Urlauber geben.«
    »Die Stammgäste buchen meist ein Jahr im Voraus.«
    »Sorry. Dann haben sie in diesem Jahr Pech gehabt. Alle Hotels sind für die Gipfelteilnehmer reserviert. Ebenso die Fähren und der Flugplatz. Gewöhnliche Sterbliche werden keinen Zutritt haben. Glauben Sie, der französische Präsident will den Frühstückssaal mit kreischenden Kindern teilen?«
    Geis’ Handy fiepte. Er trat ein paar Schritte zur Seite und meldete sich.
    »Gefährliche Körperverletzung«, sagte Britta Hartweg.
    »Wer?«
    »Hannah Berends vom Hotel Strandblick. «
    »Ist der Täter bekannt?«
    »Ihr Mann, Eiko Berends. Hat sie in der Küche verprügelt. Die Restaurantgäste haben uns gerufen. Der Hubschrauber ist bereits angefordert. Hannah muss so schnell wie möglich nach Norden ins Krankenhaus.«
    »Hast du den Scheißkerl verhaftet?«
    »Natürlich.«
    Geis schaute zu den Sicherheitsexperten, die ihre Ohren aufstellten, um etwas von dem Telefonat mitzubekommen. Der Vorfall bot eine einmalige Gelegenheit, diesen Idioten zu entkommen.
    Geis senkte die Stimme: »Hol mich ab! Ich bin an der Kreuzung Alter Postweg und Lippestraße. Und bring Thedinga mit. Er soll die Führung zu Ende machen.«
    »Wir kommen auch ohne dich klar, Martin.« Hartweg klang ein wenig enttäuscht.
    »Schon möglich. Aber ich will den Fall selbst übernehmen.«

    Geis beendete das Gespräch. Vom Festland näherte sich der Hubschrauber, auch die Sicherheitsexperten hatten bereits das Motorengeräusch gehört.
    »Was ist passiert?«, fragte Lange.
    »Jemand ist schwer verletzt worden. Genaueres weiß ich noch nicht. Ich nehme an, es ist in Ihrem Sinn, wenn ich mich persönlich darum kümmere. Einer meiner besten Männer wird mich ersetzen.«
    Der wortkarge Thedinga würde die Wichtigtuer hoffentlich noch eine Weile durch die Dünen scheuchen.
    »Sollten Sicherheitsfragen auch nur am Rande …«
    »… werde ich Sie unverzüglich unterrichten«, sagte Geis.
    Eiko Berends war tatsächlich ein Sicherheitsrisiko. Hauptsächlich für die Menschen, die ihm am nächsten standen. Fast alle Einheimischen wussten, dass Berends seine Frau und sein Kind schlug. Geis selbst hatte Hannah Berends ins Gewissen geredet und ihr dringend geraten, Anzeige zu erstatten. Doch Hannah war, wie viele Ehefrauen in ähnlichen Fällen, stur geblieben. Der Bluterguss in ihrem Gesicht, behauptete sie, stamme von einem unglücklichen Zusammenprall mit einer Schranktür.
    Diesmal würde er Berends drankriegen. Falls Hannah ihren Mann nicht belasten wollte, würden die Zeugenaussagen ausreichen, ihn für eine Weile ins Gefängnis zu schicken.

2
Berlin, U-Bahn

    Es war eine idiotische Idee von ihr gewesen, die U-Bahn zu
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