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Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)

Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)

Titel: Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)
Autoren: Alicia Clifford
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drücken. Sarah fragte: »Was macht mein Mann denn eigentlich im Wintergarten?«
    »Er sagte, er müsse telefonieren.«
    Sie war verblüfft. »Mit wem denn?«
    Schallendes Gelächter ertönte aus dem oberen Stockwerk, das abrupt verstummte, als seien sie sich der Unschicklichkeit ihrer Ausgelassenheit bewusst geworden. Dennoch ging eine Art Schockwelle durch die kleine Versammlung in der Küche.
    Noch quälend leer bei ihrer Ankunft, hatte das Haus mittlerweile die Melancholie abgeschüttelt, die alle anfangs bedrückte. Es war wie ein letztes, hektisches Aufbäumen gegen das, was kommen musste. Sobald das Begräbnis vorüber war, würde das Aus- und Aufräumen beginnen.
    Im ersten Stock wurde plötzlich gesungen. Es klang wie ein Rapsong, der peinlich und deplatziert wirkte. Margaret erkannte die aufgeregte Stimme ihrer Tochter, der dreizehnjährigen Evie, der Jüngsten in der Gruppe. Sollte sie der Sache ein Ende bereiten? Dann glaubte sie in ihrem aufgewühlten Zustand, die Stimme ihrer Mutter zu hören, die leise protestierte: » Ach lass sie doch!«
    Das war natürlich lächerlich. Der Tod war etwas Endgültiges. Aber weshalb hatte sie dann das untrügliche Gefühl, dass ihre Mutter im Geiste bei ihnen war? Es war fast so, als gäbe es etwas in dieser Welt, in diesem Haus, das sie festhielt, sie daran hinderte, ins Jenseits hinüberzuwechseln.

2
    Ich möchte nicht, dass meine Familie
bei meinem Tod trauert. Sie sollen die Gelegenheit
nutzen, eine große, ausgelassene Party zu feiern.
Ich war wahrhaftig ein Glückskind,
und so was muss gefeiert werden.
    ZITTRIGE HANDSCHRIFT. OFFENBAR AUS EINEM DER
LETZTEN NOTIZBÜCHER. OHNE DATUM.
    Bet Parker beobachtete, wie Robert die Stufen zur Kanzel hinaufstieg – mit ernster, entschlossener und selbstbewusster Miene –, und empfand denselben übermächtigen Beschützerinstinkt wie schon damals gegenüber dem Neunjährigen. Sie und Priscilla Forbes-Hamilton hatten versucht, sich in den überfüllten Kirchenbänken irgendwie bequem einzurichten, zwischen steinharten Fußkissen und ohne Möglichkeit, ihre Gehstöcke abzulegen. Mit sechsundachtzig Jahren war Bet zur unfreiwilligen Expertin in Sachen Beerdigungen geworden und mit allen Tricks und Traditionen vertraut, den stimmungsvollen Kirchenliedern, nachdenklichen Gebeten und erhabenen Musikstücken, die den Trauernden vorgaukelten, dies sei nicht das Ende. Dennoch war der Blick auf Celias Sarg unter der schwankenden Blumenpracht ein Schock gewesen. Diesmal war ein von Bet aufrichtig geliebter Mensch aus dem Leben geschieden, und dafür gab es keinen Trost. Das alte Foto einer jungen Frau, das neben dem Sarg aufgestellt worden war, machte alles nur noch schlimmer.
    Damals, vor langer Zeit, als das Foto entstanden war, hatten sie serienweise Hochzeiten gefeiert, und eine Freundin nach der anderen war in den Hafen der Ehe eingelaufen. Von Begräbnissen keine Spur. Celia war die Erste der drei Freundinnen gewesen, die geheiratet hatte. Und jetzt, fast ein dreiviertel Jahrhundert später, erinnerte sich Bet an jede Einzelheit der eilig vollzogenen Zeremonie: Fredericks Haar, das im kalten Sonnenlicht wie eine dunkle, polierte Kastanie schimmerte; an das Buch, das jemandem aus der Hand und auf den mit Teppich ausgelegten Fußboden geknallt war, als Celia ihr Jawort gehaucht hatte; die seltsame Mischung aus Erleichterung und Trauer in den Zügen von Celias Mutter, als der Standesbeamte verkündete: »Sie dürfen jetzt die Braut küssen.« Das war Anfang 1945 gegen Kriegsende und doch, so schien es, erst gestern gewesen …
    Es war seltsam, sich an die Zweifel zu erinnern, die sie und Priscilla sich damals leise und zaghaft gestanden hatten. Es war alles so schnell gegangen. Celia war erst siebzehn, Frederick schon neunundzwanzig Jahre alt gewesen und eine viel zu schillernde Figur, um vertrauenswürdig zu erscheinen. Die beiden haben Glück gehabt, hatte Priscilla einmal bemerkt, so als hinge eine gute Ehe eher vom Zufall als von Treue und harter Arbeit ab.
    Und jetzt stand zweiundsechzig Jahre später der Sohn aus dieser Ehe vor ihnen, das etwas blasse Abbild seines brillant aussehenden Vaters, trauernd wie sie alle, aber der Situation durchaus gewachsen, denn er hatte einen stabilen Charakter, wie Bet wohl wusste. Während sie darauf wartete, dass seine feste, wohlklingende Stimme das Kirchenschiff erfüllte, stellte sie sich einen Moment vor, er sei Frederick, der zum Abgesang auf seine geliebte Celia anhob.
    Aber Celias
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