Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)

Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)

Titel: Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)
Autoren: Alicia Clifford
Vom Netzwerk:
Jetzt allerdings, mit der Muße, Haus und Erbe frei erforschen zu können, entdeckten ihre Kinder, dass sie es in das »Studio« einer Schriftstellerin verwandelt hatte – mit einem richtigen Bürostuhl, einem teuren Computer und eingebauten Bücherregalen, in denen dicht gedrängt Nachschlagewerke sowie zahlreiche Ausgaben ihrer Romane standen. »Habt ihr gewusst, dass Gran mit einem Computer umgehen konnte?«, hatte Sarah ihre Tochter Bud gefragt, nur um die Antwort zu erhalten: »Wir haben ihr das Ding eingerichtet.« Sarah hätte gern mehr Fragen gestellt, hatte jedoch Angst, sich lächerlich zu machen.
    Im Raum herrschte ein heilloses Durcheinander. Überall lagen Papiere herum, die meisten vergilbt und brüchig vom Alter. Es stapelten sich Briefe und Rechnungen, Notizbücher, Kalender und Zeitungen. Celias Nachkommen hatten Mühe, daran zu glauben, dass in diesem Chaos etwas Kultiviertes, Faszinierendes entstanden sein sollte – von Büchern ganz zu schweigen. »Ich muss dringend aufräumen«, hatte Celia erst einen Monat zuvor besorgt geäußert, als habe sie den dunklen Schatten gespürt, der sie bereits unsichtbar verfolgte. Dann war sie ohne jede Vorwarnung im Bett sanft entschlafen und hatte das Chaos unberührt hinterlassen.
    Plötzlich wurde leise an die Küchentür geklopft, und die Schwestern wechselten einen Blick.
    »Ich bin’s nur. Ich störe doch nicht, oder?«
    Roberts Frau Mel kam unter dem Vorwand in die Küche, eine heiße Zitrone mit Honig zubereiten zu wollen, um Roberts Stimme angesichts der bevorstehenden Beerdigung zu »ölen«. Die Schwestern allerdings vermuteten, dass sie vor allem über ihre eigenen Probleme sprechen wollte. »Tja, also …«, begann sie wiederholt und immer mutloser.
    »Du meine Güte!« Sarah seufzte, als Mel gegangen war. »Es ist alles so vertrackt, was?« Deutlicher wurde sie nicht. Es war klar, dass, trotz heimlicher Sympathie für die Probleme der Schwägerin, die Loyalität der Schwestern immer dem Bruder gehörte. Für die Schwierigkeiten anderer hatten sie jetzt kein Ohr. Trauer wirkte Wunder. Plötzlich spielte es keine Rolle mehr, dass das Lebensglück unter den Geschwistern so ungleich verteilt schien. Zum ersten Mal seit Jahren herrschte wieder Harmonie.
    Margaret stand auf, um die halb leere Flasche aus dem Kühlschrank zu holen. Sie hielt dabei einen Moment inne und bewunderte ihr gemeinsames Werk.
    Vermutlich waren die Erfahrungen in Kriegszeiten schuld an dem Aufbewahrungszwang ihrer Mutter. Sie konnte nichts wegwerfen. Die Schwestern hatten eine Menge übel riechender Vorräte entsorgt: eine matschige, in Plastik eingeschweißte Gurke, eine ledrige Scheibe Käse, verschrumpelte Pilze, einen Becher verdorbener Sahne, einen, dem Stempel nach zu urteilen, zwei Monate alten Karton mit Eiern, ein paar Rippen weißlich angelaufener Schokolade und eine Portion dunkles, in Frischhaltefolie verpacktes Grünzeug, das vermutlich ein Kohlkopf gewesen war. Selbst die Butter roch ranzig. Nachdem sie den Kühlschrank gründlich ausgewaschen und desinfiziert hatten, hatten sie ihn mit den aus London mitgebrachten, frischen Vorräten gefüllt: abgepackte Soßen und Kartons mit Pasta, französische Käsesorten, Salate und Früchte sowie Obstsäfte. Dennoch fanden sie täglich komplette Mahlzeiten vor der Haustür vor – heimlich dort abstellt –, gewöhnlich früh am Morgen. Erst an diesem Vormittag hatten sie einen großen Topf Irish Stew und einen Schokoladenkuchen auf der Veranda entdeckt, mit einem Zettel, auf dem stand: »Bitte nehmen Sie dies als Zeichen unserer Hochachtung. PS : Wir brauchen den Topf nicht sofort zurück. Jim und Nina Barton (Haus Greenslade, hinter der Kreuzung, das erste Haus rechts.)«
    »Wäre eine Schande, die Sachen verkommen zu lassen«, bemerkte Margaret und schnitt sich eine Scheibe Kuchen ab, der ziemlich trocken, bröselig und mit einer sehr süßen Zuckerglasur überzogen war. Er stammte offenbar aus einer fertigen Backmischung. Die Jugend hatte die Speisen abgelehnt. Sie war, was das Essen betraf, sehr heikel.
    »Warum glauben die Leute eigentlich immer, Trauer mache hungrig?«
    »Sie wollen helfen, und es fällt ihnen nichts anderes ein. Und ich muss gestehen, es war eine Erleichterung, heute Abend nicht für alle kochen zu müssen.«
    Die ganze Familie hatte sich zum Begräbnis in Parr’s versammelt. Sarahs Tochter Bud und Roberts Sohn Guy, dicke Freunde, machten einen Abendspaziergang, um im Dunkeln einiges zu besprechen.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher