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Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Titel: Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten
Autoren: Greg Palast
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ihn trotzdem umgebracht. Sie haben ihn rausgebracht und auf ihn eingehackt. Ich saß in der Falle. Sie wollten mich und meinen Bruder auch umbringen.
     
    Es ist meine schreckliche Pflicht als Reporter, niemanden für ein Interview zu bezahlen, eine merkwürdig selbstgerechte Regel (wunderbar budgetfreundlich) in dieser Hurenbranche. Aber das ist ein anderes Problem. Da waren der einarmige Peter und sein Bruder, denen die Polizei alles abgenommen hatte, weil sie einen illegalen Kaugummihandel betrieben. Ich hatte einen Plastikbeutel mit dem roten liberianischen Geld auf dem Boden des Autos liegen, das nur noch zum Klopapier
taugte. Aber in dieser verwundeten Stadt war es doch etwas wert. Als ich Peter und seinem Bruder jeweils eine Hand voll rotes Geld gab, strahlten sie mich an, als wäre Weihnachten.
    Bin ich nicht ein richtiger Prinz?

    Wer also sind die wahren Raubtiere? Und ich meine nicht den verborgenen Schakal mit den fünf Fingern, Hamsah.
    Ich meine: Cui bono? Wer profitiert wirklich von diesem systematischen Chaos, dieser Tragödie? Wer verwandelt die Aufstände in Ecuador, den Terror in Aserbeidschan, den Hunger in Liberia in eine Goldgrube?
    Die Geier haben sich über den Kadaver hergemacht, aber wer hat die Beute getötet?
    Fangen wir mit den Ländern an, die großzügig anboten, die Geier Liberias auszuzahlen: die Schweiz, Norwegen, Großbritannien und die USA.
    Die Schweiz? Ich erzählte Badpenny von der Selbstlosigkeit der Schweiz, die Schulden Liberias zu bezahlen. Sie sah mich mit dem »Das ist wohl nicht dein Ernst«-Blick eines McEnroe an. »Die Schweiz? Selbstlos? «
    Nun ist man in der Schweiz nicht nur damit beschäftigt, anderer Leute Geld zu zählen und Nazi-Gräuel zu vertuschen, sondern das kleine Binnenland besitzt auch vier der fünf Tiefsee-Bohrinseln auf der Welt, darunter diejenige am Grund des Golfs von Mexiko, deren Inhaber die Schweizer Firma Transocean ist.
    Großbritannien? Ich sage nur: British Petroleum. BP weiß aus Erfahrung, dass sich Amerikaner über einen Blowout mit mehreren Milliarden Litern Öl ganz schön aufregen können. Aber die Schreie in Liberia wird niemand hören.
    Norwegen? Eigentümer von Statoil, dem weltweit größten Tiefsee-Ölförderer.
    Haben Sie mittlerweile erraten, dass vor Liberias Küste soeben eine Menge Tiefseeöl entdeckt wurde?

    Und die USA? Nach Entdeckung des Öls stattete der US-Petro-Präsident George W. Bush Liberia einen ungewöhnlichen Besuch ab und tanzte mit Mrs. Sirleaf Samba (wirklich). Man konnte die SS Condoleezza Rice geradezu schon über den Atlantik schippern sehen, in seinem Schlepptau.
     
    Es ist das alte Spiel: Erst wird ein Land von den Kriegsspielen der Supermächte zu Grunde gerichtet. Die Geier stürzen sich auf den Kadaver. Im zweiten Schritt geben sich die großen »Gebernationen« als Retter und bieten Darlehen an – zahlbar in Rohöl.
    Die Geier sind demnach für die Öl-Elite willkommene Aasfresser, ein wichtiger Teil der Nahrungskette und Helfershelfer des Energie-Finanz-Monopols, das Staaten mit Schulden unter Druck setzt und dann seine Ressourcen konfisziert.
    Überlegen wir mal: Welche Bedingungen kann Liberia den Ölunternehmen wohl noch stellen, wenn es schon um das bisschen Sprit für das einzige Feuerwehrfahrzeug des Landes betteln muss?
    And the winner is: Chevron Corporation. So verkündete es Präsidentin Sirleaf im November 2010.
    Und der Endstand? Energie-Finanz-Monopol: 1. Liberia: 0.
    London
    Und dann war alles vorbei. Liberia … siegte.
    Am Abend des 25. Februar 2010 sendete die BBC unsere Dokumentation: die verschneite Grotte des Dr. Hermann, die Stelle, an der das Büroschild von der Wand entfernt worden war, die millionenschweren Spekulanten, die sich hinter der Tür versteckten, Präsidentin Sirleafs Appell und die verletzten Kinder.
    Es gab einen öffentlichen Aufschrei. Und am nächsten Tag beschloss das Parlament, dass die Geier ihr Pfund Fleisch vor britischen Gerichten nicht mehr einklagen durften. Hamsahs gerichtlicher Titel über 26 Millionen Dollar war wertlos.

     
    Ich gebe zu, dass ich nie ein Happyend erwarte. Ich gehe nicht davon aus, dass die Leute meine Filme ansehen, geschweige denn, dass sie ein Gesetz so ändern, dass Millionäre daran gehindert werden, weitere Millionen zusammenzuraffen.
    Mein Zynismus wird wirklich auf die Probe gestellt.

    Badpenny und Jones würden mir am liebsten in den Hintern treten. »Verdammt nochmal, wir haben gerade ein afrikanisches Land
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