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Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Titel: Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten
Autoren: Greg Palast
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er tötete meinen Pa. Ich wähle Charles Taylor!«
    Im Jahr 1993 bat mich der Vizegeneralsekretär der Vereinten Nationen, Winston Tubman, um Hilfe. Er wollte dem US-Außenministerium einen Plan verkaufen, mit dem die blutende Nation, in der er geboren worden war, zu retten war. Mein Assistent, Jim Ciment, erklärte sich bereit, nach Monrovia zu fliegen und die Story zu recherchieren (die er auch bekam, nämlich von General Splitternackt). Mit dem Hinweis auf Ciments Informationen pries ich dem Undersecretary of State meinen Plan an: »Liberia: Gebucht auf Erfolg!« Ich wusste, dass das dem immer fröhlichen und glücklichen Clinton-Team lieber war als »Liberia: die düstere Hölle, für die sich die USA verantwortlich fühlen müsste.«
    Der Erfolg würde sich erst ein Jahrzehnt später einstellen, als es freie Wahlen gab und Hamsah seinen Schuldnergriff lockerte.
    Diamanten waren Präsident Taylors beste Freunde; er soll in Sierra Leone einen Bürgerkrieg geschürt haben, um an sie heranzukommen.
    Der Fairness halber sei erwähnt, dass Präsident Taylor (gegenwärtig wieder Gefängnisinsasse) als Angeklagter vor dem Internationalen Gerichtshof schwor, nie Diamanten besessen zu haben. Mia Farrow sagte 2010 allerdings aus, er habe Supermodel Naomi Campbell eine
Hand voll Rohdiamanten gegeben, die sie, da es ja nur ein Haufen hässlicher Steine waren, weiter verschenkte. (Es soll Leute geben, die meinen, Miss Campbell gehöre weggeworfen wie ein hässlicher Stein, aber das nur am Rande.)
    Im Jahr 2002, mitten im Wahnsinn des Bürgerkriegs, ein Zehntel der Bevölkerung war schon tot, verklagten die Herren Straus und Hermann den liberianischen Staat vor dem Bundesgericht in New York auf die Zahlung mehrerer Millionen Dollar für die Schrottanleihen ihres Hedgefonds Montreux. Es war unklar, ob es in Liberia eine Regierung gab, die man hätte verklagen können. Straus und Hermann war das nur recht.
    Natürlich erschienen weder die Kannibalen aus dem Präsidentenpalast (die gab es wirklich) noch der flüchtige Verurteilte Taylor noch jemand anderes im Gericht in New York, um Liberia zu verteidigen. Wegen Nichterscheinen des Gegners gewann der Geierfonds von Hermann und Straus automatisch den Prozess.
    Montreux hatte nun das Recht, den Titel, der irgendwie von Straus in den Besitz von Hamsah gelangte, zu Geld zu machen. Ein US-Gericht hätte Liberias neu gewählter Regierung einen zweiten Prozess einräumen können, doch Hamsah verklagte das Land in London, dessen Gerichte berüchtigt waren für ihre wohlwollende Haltung gegenüber Geiern.
     
    Hamsah: ein allsehendes Auge in einer rätselhaften Hand. Wem, zum Teufel, würde so ein Spiel aus Namen und Symbolen Spaß machen? Ich würde sagen, einem Professor Moriarty, der über eine breite klassische Bildung verfügt und sich viel auf seine Gehirnwindungen einbildet. Michael Straus konnten wir jedenfalls nicht aufspüren, weil er in Oxford sein Latein auffrischte. Das klassische Griechisch beherrscht er bereits. Straus, ein Renaissancemensch, war auch Vorsitzender der Andy-Warhol-Stiftung. (Leider wurde die Stiftung beim Verhökern gefälschter Warhols erwischt.)
    Wir wissen also: Hamsah = ›fünf‹ auf Arabisch.
    Am Anfang einer Ermittlung geht es spekulativ zu. Hier mein Versuch:

1. Daumen: Dr. Hermann
2. Ringfinger: Landis
3. Mittelfinger: Straus, der Singer-Mann
    Steven Landis ist Hermanns stiller Partner. Ihn konnten wir nie aufspüren. Aber wir haben seine Yacht gefunden. Wir fuhren zum Yachthafen und filmten das liberianische Geld, das dort auf dem Wasser tanzte. (Ob mich das zornig macht? Ob ich neidisch bin, wütend über die gigantische Ungerechtigkeit einer Welt, in der eine Hyäne wie Landis eine dicke fette Yacht hat, während ich einen alten roten Honda mit dauerblinkender Bremskontrollleuchte fahre und die Fischer in Liberia die Ruhr bekommen und mit 47 sterben? Ja. Ob ich einen erbärmlichen Taliban-Loser in Tora Bora mit präzisionsgelenkten Bomben angreifen würde? Nein. Ob ich mit einer dieser Raubtierwaffen gern Landis’ Yacht zerstören würde? Und ob! Ob ich deshalb ein schlechter Mensch bin? Spielt das überhaupt eine Rolle?)

4. Kleiner Finger: Der liberianische Insider
    Es gibt immer einen Insider. Informationen und heimliche Einflussnahme sind die Schlüssel zu diesem Spiel. Jemand muss den Präsidenten dazu bringen, die zweifelhafte Anleihe zu bezahlen, oder den Geiern einen Tipp geben, wo sie Geschäfte machen können.
    Wer also könnte mir
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