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Fronttheater

Fronttheater

Titel: Fronttheater
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Sie, wenn man verlobt ist?«
    Planitz grinste vertraulich. »Nee, warum denn?« Er ließ seinen Blick an Erikas Beinen entlangwandern. »Sie wollen also zusammen eingesetzt werden?« Er machte ein bedenkliches Gesicht. »Das wird einige Schwierigkeiten geben. Es gibt da gewisse – Komplikationen …« Er sah Erika bedeutungsvoll an.
    Der Blick prallte an ihr ab. »Ich bin sicher, daß Sie das arrangieren können, Herr Planitz«, sagte sie leichthin und erhob sich. »Sie geben uns Nachricht, nicht wahr?«
    Die beiden Mädchen gingen zur Tür. Planitz sah verzückt auf Erikas Beine.
    »Einen Augenblick noch, Fräulein Nürnberg«, rief er, als Irene Berthold schon im Vorzimmer stand.
    »Bitte?«
    »Schließen Sie doch bitte die Tür.« Planitz erhob sich und kam hinter seinem Schreibtisch hervor auf Erika zu. Ihre Nähe ließ seine Hände feucht werden. Er wischte sie verstohlen ab.
    »Ihnen liegt sehr viel daran, mit Fräulein Berthold zusammenzubleiben, nicht wahr?«
    Erikas helle Augen sahen ihn ernsthaft an. »Sie ist die Schwester von Hans«, sagte sie. »Wir haben uns beide zum Fronttheater gemeldet, weil wir hoffen, ihn vielleicht in Rußland zu treffen.«
    Planitz starrte das Mädchen sprachlos an. »Sie wollen Ihren Verlobten treffen?« fragte er dann verblüfft. »So rein per Zufall, in Rußland?« Die Naivität Erikas ließ ihn grinsen. »Haben Sie schon mal 'ne Nadel in einer Scheune voll Stroh gesucht?«
    Erika sah ihm fest in die Augen. »Ich weiß, daß es fast unmöglich ist. Wir wollen es trotzdem versuchen, Irene und ich.«
    »Sie sind ein opfermutiges Mädchen«, sagte Planitz mit Betonung. »Ich glaube, ich hätte vielleicht eine Möglichkeit, Ihnen zu helfen. Ich werde sofort mit dem Herrn Einsatzleiter sprechen.« Er rückte an seiner Krawatte. »Es wird natürlich einige Mühe kosten …«
    »Das ist nett von Ihnen«, sagte Erika Nürnberg mit einem strahlenden Lächeln. »Ich bin sicher, daß Sie Erfolg haben werden.« Sie streckte ihm die Hand hin. »Darf ich Sie morgen früh anrufen?«
    Kurt Planitz winkte ab. »Morgen anrufen? Was du heute kannst besorgen … Sie kennen doch den alten Spruch.« Er stieß ein kurzes meckerndes Lachen aus. »Ich schlage vor, daß wir uns heute abend bei Kempinski treffen. Da können wir alles in Ruhe besprechen. Sagen wir um acht?«
    Erika Nürnberg zögerte einen Augenblick. Dann nickte sie.
    »Gut, ich komme.«
    »Wundervoll.« Planitz beugte sich über ihre Hand. Sein Bauch machte die galante Geste zu einer linkischen Farce. »Auf heute abend«, flüsterte er.
    Als Erika gegangen war, rieb Planitz sich vergnügt die Hände.
    »Elsa!« brüllte er. »Elsa! Rufen Sie meine Frau an. Sie soll den Wasserboiler anheizen. Ich will heute abend baden.«
    Stabsarzt Dr. Sorensen und Fritz Garten sitzen am Frühstückstisch, als Lore in die Offiziersmesse stürzt.
    »Lore!« Garten springt entsetzt auf. »Was ist denn mit dir passiert? Wo warst du die Nacht über?«
    »Wo ist Jupp?« fährt sie Dr. Sorensen an. »Er ist heimlich von mir gegangen, irgendwann heute – morgen.«
    »Seine Kompanie ist abgerückt, Kindchen«, sagt er behutsam.
    Stabsarzt Dr. Sorensen legt ihr väterlich den Arm um die Schulter. Er ahnt, was sich in der Nacht abgespielt hat.
    »Die Kompanie ist abgerückt, Kindchen«, sagt er behutsam. »Sie wurde heute nacht alarmiert und an die Front geworfen.«
    »An – die – Front – geworfen …«, wiederholt Lore tonlos. »Dann wollte er mir wohl den Abschied ersparen …«
    Dr. Sorensen streicht ihr beruhigend über das Haar.
    Heul nur, Kleines, denkt er. Wenn's dadurch nur leichter wird! Ich möchte wissen, wie viele Frauen in dieser Minute weinen, weil ihre Männer und Söhne an die Front geworfen wurden.
    Um Viertel vor acht betrat Bereichsleiter Kurt Planitz das Restaurant Kempinski in Berlin, um das neueste Nachwuchstalent für seine Fronttheatertruppen zu prüfen.
    Sein dunkler Anzug saß stramm über seinem Bauch. Auf dem Revers prangte das Parteiabzeichen.
    »Herr Bereichsleiter Planitz?« Ein alter, weißhaariger Oberkellner verbeugte sich leicht. »Darf ich Sie bitten?« Er ging voraus und führte Planitz in das vorbestellte Séparée.
    Erika Nürnberg erschien pünktlich um acht. Sie trug ein schlichtes Kleid aus Wollsatin. Ihre Lippen waren leicht getönt. Das lange, kupferrote Haar wurde von einer Schildpattspange im Nacken zusammengerafft.
    »Da sind Sie ja!« rief Planitz begeistert, als sie auf ihn zutrat. »Ich freue mich
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